Gießener Basketballer kämpfen durchgehend, verspielen am Ende der Partie aber wiederum ihren Vorsprung.
Von Dennis Bellof
Newsmanager
Acht Punkte und viel Einsatz stehen nach 40 dramatischen Derby-Minuten für Jared Jordan (Gießen, links) zu Buche. Er ist 36 Minuten auf dem Court. Foto: dpa
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FRANKFURT/GIESSEN - Wieder einmal herrschte im Hessenderby Hochspannung bis zur letzten Sekunde. Und wie in der Vorrunde (91:90 für Gießen) gewann ein Team mit nur einem Punkt Vorsprung. Doch diesmal jubelte Frankfurt: Mit 82:81 setzen sich die Gastgeber am letzten BBL-Spieltag gegen die durchgängig kampfstarken 46ers durch - für die Fans beider im Kampf um die Playoffs gescheiterter Teams ein toller und gleichzeitig versöhnlicher Saisonabschluss. Allerdings stellte die 81:82-Niederlage der ohne die verletzten Benjamin Lischka (Achillessehne) und John Bryant (Fußprobleme) angetretenen Mannschaft von Ingo Freyer auch die elfte Niederlage in den letzten 13 Spielen dar.
Fraport Skyliners - Gießen 46ers 82:81
Die zu erwartende physische Unterlegenheit der Gäste war zunächst kaum wahrzunehmen. Bryant-Ersatz Mahir Agva sammelte nach seinen sehr schwachen Schlussminuten in Vechta früh frisches Selbstvertrauen mit gelungenen Offensivaktionen. Sogar als guter Distanzschütze fiel der Center an diesem Abend auf - und das in fast ausschließlich positiver Hinsicht bis zum Schluss. Der Lohn: Ein neuer persönlicher Rekord von 23 Punkten.
Agva gab das Lob direkt weiter: "Meine Mitspieler haben mir sehr viel Vertrauen gegeben, ich musste durch Johns Ausfall viel Verantwortung übernehmen und denke, ich habe es ganz gut gemacht", so die treffende Einordnung des 22-Jährigen. Und Freyer freute sich auch: "So ein prominenter Ausfall ist auch immer eine Chance für Spieler, die sonst etwas im Schatten der Großen stehen, sich auszuzeichnen." Im Hinspiel hatte Bryant noch ein Double-Double erzielt, nun waren es der erwähnte Agva und im späteren Verlauf der Partie Brandon Thomas, die sich hauptverantwortlich für die 46ers-Punkte zeigten.
Auch dank Agva führten die 46ers mit 13:3, weil sie defensiv vom Sprungball weg hellwach agierten und vorne konsequent punkteten, während die Frankfurter Offense bei einer Trefferquote von unter 30 Prozent erst sehr spät an Fahrt aufnahm. Allerdings früh genug, um den Viertelrückstand von 10:16 binnen Minuten zu drehen (19:18). Schon zu diesem Zeitpunkt war klar: Das Derby war ein bemerkenswert intensives und schnelles Spiel, ganz losgelöst von der isolierend-deprimierenden Tabellenlage beider Mannschaften. Unterhaltsamerweise pendelte die Führung bis zur Halbzeit hin und her, beim 34:33 konnten die Gießener einen Zähler mehr mit in die Pause nehmen.
Mit zwei schnellen Dreiern als Selbstbewusstseins-Ausrufezeichen begann die zweite Hälfte. Angetrieben von den lautstarken mittelhessischen Fans spielten die Gäste reifer, das Freyer-Team zog sich sichtlich an der beginnenden Glanzphase von Brandon Thomas hoch, der innerhalb weniger Minuten mehrfach dunkte und Drei-Punkte-Würfe versenkte. Neun Punkte Vorsprung zur Viertelmitte (47:39) belegten die leichte Überlegenheit der routinierteren Gäste, bei denen Alen Pjanic wieder einen besseren Tag erwischte, während Bjarne Kraushaar und 2,03-Meter-Riese Tim Uhlemann blass blieben. Siyani Chambers kam nach dem unkonzentrierten Auftritt in Vechta überhaupt nicht zum Einsatz.
Die Skyliners ließen sich auf Dauer jedoch nicht abschrecken. Dreier von Tra Holder hielten den Kontakt auf dem Ergebnisbogen, weshalb die Gießener nur mit acht Punkten Vorsprung in die letzten Viertelpause gingen (62:54). Doch das Schlussviertel ist in dieser Rückrunde kein Freund der Mittelhessen, und auch wenn gerade diese Partie nicht als perfektes Beispiel taugt, so ist doch festzuhalten, dass die 46ers zum wiederholten Male in komfortabler Lage gegen Ende das Spiel hergaben. Diesmal weniger durch krasse individuelle Fehler, sondern eher aufgrund von aus der Distanz aufdrehenden Gastgebern, die eine zwischenzeitliche Neun-Punkte-Führung der Gäste egalisierten und dazu Glück hatten, dass Larry Gordon 20 Sekunden vor Schluss beim Stand von 81:80 für Gießen in der gegnerischen Zone auf den Fuß seines einzig verbliebenen Gegenspielers dribbelte. Der Ball landete genau zwölf Sekunden später wieder erst am und dann im Gießener Korb.
Der letzte 46ers-Spielzug mit acht Sekunden auf der Uhr war dann nicht mehr von Erfolg gekrönt - nach drei "roten" Siegen hatten also wieder die Frankfurter gewonnen und machten ihrem vermutlich scheidenden Coach Gordon Herbert (bald wohl kanadischer Nationaltrainer) ein schönes Abschiedsgeschenk. Schade für über 500 Gießener Fans, die sich auf den Weg nach Frankfurt gemacht und überragend unterstützt hatten. Aber: Ihre Mannschaft wollte. Und sie kämpfte von der ersten bis zur letzten Minute. Doch passend zum generellen Abschneiden in dieser verkorksten Rückrunde fuhr sie wiederum ohne Punkte nach Hause. Immerhin zum letzten Mal in der BBL-Saison 2018/19.