(wbe). Normalität. Das ist derzeit in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie der größte Wunsch, den Sportler und Vereinsvertreter haben. Das gilt auch für die...
BAD NAUHEIM. Normalität. Das ist derzeit in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie der größte Wunsch, den Sportler und Vereinsvertreter haben. Das gilt auch für die Verantwortlichen in der Deutschen Eishockey-Liga 2, deren Saison in dieser Woche beginnt. Die Spielzeit 2019/20 war vorzeitig abgebrochen worden, die letzte Punktspielrunde ohne Zuschauer absolviert worden - jetzt hoffen alle auf die komplette Rückkehr der Fans, damit in den Stadien wieder die gewohnte Eishockey-Atmosphäre herrscht. "Normalität wie wir sie kannten, wird wahrscheinlich in der Saison noch an keiner Stelle eintreten, doch wir werden hoffentlich einen großen Schritt in diese Richtung gehen", sagt DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch.
Unabhängig von den Pandemie-Auswirkungen hat sich in der Liga sportlich einiges verändert. Als langjähriges Liga-Mitglied werden die Bietigheim Steelers nach ihrem Aufstieg in die DEL fehlen. Die Bietigheimer sind damit nach den Bremerhaven Pinguins, dem SC Riessersee und den Starbulls Rosenheim bereits der vierte Club, der aus dem Kreis der in der Saison 2013/14 erstmals unter DEL2-Flagge angetretenen Vereine ausgeschieden ist. Als Aufsteiger aus der Oberliga haben die Selber Wölfe den Sprung in das deutsche Eishockey-Unterhaus geschafft.
Eine feste Größe bleibt in der Liga die mangelnde Kontinuität der Vereinsverantwortlichen bei ihrer Kaderplanung. 154 Spieler können neu in der DEL2 begrüßt werden (elf pro Verein) und auf der anderen Seite haben 166 Akteure der Liga den Rücken gekehrt beziehungsweise ihre Verträge wurden nicht verlängert. Den Vogel in Sachen "Wechselbörse" schossen die Dresdner Eislöwen ab, die 17 neue Spieler verpflichteten, nachdem sie sich vorher von 18 Akteuren getrennt hatten. Interessanterweise streben die Elbflorenzer mit ihrem zusammengewürfelten Kader trotzdem hohe Ziele an.
Nicht minder fleißig zeigten sich die Verantwortlichen des EV Landshut bei der Zusammenstellung ihres neuen Kaders. Hier herrschte am Ende ein Verhältnis 16/17 in Bezug auf die personellen Wechselaktivitäten. Es geht aber auch anders: Der ESV Kaufbeuren holte fünf neue Spieler und ließ dafür neun Mitglieder des letzten Aufgebots ziehen. Auch die Kassel Huskies vertrauen auf eine eingespielte Truppe (7 Zugänge / 9 Abgänge).
Bei den vier Kontingentspielern pro Verein wurden im Wesentlichen vier Länder bei der Spielerauswahl bevorzugt. Vorrangig wird englisch gesprochen, neben 32 Kanadiern stehen noch 11 Amerikaner bei den DEL2-Clubs unter Vertrag. Deutlich rückläufig ist der nordeuropäische Einfluss. Bis auf die Dresdner mit vier Schweden haben noch Landshut (2) und Heilbronn (1) schwedische Spieler an Bord. Die vier Finnen spielen in Weißwasser (2), Kaufbeuren (1) und Bayreuth (1). Als fünftes Land ist noch Slowenien durch Torhüter Luka Gracnar vertreten, der bei den Eispiraten aus Crimmitschau im Kasten steht.
In der "Finanz-Rangliste" der Vereine hat sich nur wenig geändert, auch wenn man die Etatansätze eher mit Vorsicht interpretieren muss. Ganz vorn stehen die Frankfurter Löwen, die zusammen mit ihrem hessischen Konkurrenten Kassel mit deutlich über 3 Millionen vermutlich den größten finanziellen Spielraum haben. Ravensburg und Heilbronn sollen einen Etat von knapp 3 Millionen aufweisen, Bad Nauheim liegt im Mittelfeld. Am unteren Ende rangieren nicht ganz unerwartet die Bayreuth Tigers und der Aufsteiger Selb, der noch nicht einmal die Hälfte des Frankfurter Etat-Ansatzes aufweist.
Dass einige Vereine die DEL2-Meisterschaft anstreben, ist klar. Wirklich aufsteigen in die DEL können aber nur die Frankfurter Löwen, die die "Einstiegsprämie" für die DEL rechtzeitig hinterlegt haben. Den Kassel Huskies unterlief der peinliche Fauxpas, dass sie das Geld zu spät bereit gestellt haben. Andere Clubs haben sich erst gar nicht für die deutsche Eishockey-Elite-Liga beworben.
Ob das Missgeschick der Nordhessen am Ende Auswirkungen auf ihre Moral zeigt, wird sich zeigen. Kassel zählt aufgrund seines Kaders zu den Topfavoriten wie auch die Frankfurter Löwen, die durch viele Corona-Probleme zuletzt schon im Viertelfinale relativ kläglich gescheitert waren. Neben den beiden hessischen Rivalen wird immer wieder Ravensburg genannt, nachdem die Towerstars den Ex-Freiburger Erfolgstrainer Peter Russell verpflichtet haben.
Ein breites Feld tut sich auf, wenn es um die Qualifikationsränge für die Playoffs geht. Die Heilbronner Falken und der EV Landshut sollten dabei sein, der EHC Freiburg, die Eispiraten Crimmitschau und die Lausitzer Füchse wollen dabei sein. Nicht zu vergessen die Dresdner Eislöwen, die wieder größere Ziele haben. Inwieweit der ESV Kaufbeuren in den Kampf um die Top acht eingreifen kann, wird davon abhängen, wie schnell die junge Mannschaft mit insgesamt 14 Spielern aus dem Bereich U24 zu einer Einheit findet.
Ein großes Fragezeichen steht hinter der Leistungsfähigkeit der Tölzer Löwen, die in der letzten Saison so positiv überraschten. Jetzt sind es viele Abgänge, die die "Buam" verkraften müssen. Torwart Maximilian Franzreb ( Bremerhaven), Niklas Heinzinger (DEG) und Luca Tosto(Mannheim) wechselten in die DEL. Zudem hat Marco Pfleger die Löwen verlassen und Max French musste vorzeitig seine Karriere beenden. Mit den Bayreuth Tigers und dem Aufsteiger Selb sind zwei "übliche Verdächtige" im Kreis derer, die sich möglicherweise mit den Playdowns anfreunden müssen.
Alle sportlichen Prognosen bleiben aber gewagt, weil viele Vereine ihre Mannschaften personell stark verändert haben und es darauf ankommen wird, wer am schnellsten die Integrationsphase abschließt und über den Saisonverlauf von schweren Verletzungen verschont bleibt.