Eintracht Frankfurt glaubt nach magischer Europacup-Nacht gegen Benfica Lissabon auch an einen Halbfinal-Triumph gegen den „Weltverein“.
Von Tobias Goldbrunner
Stellv. Chefredakteur Inhalte
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FRANKFURT - Danny da Costa tauchte ein. In das pure Glück. Die Ekstase. Das Bad in den Fans, die ausgelassen im Innenraum der Arena mit den Profis der Frankfurter Eintracht diese magische Nacht feierten. Eine, die so schnell keiner vergessen dürfte. „Es ist einfach unglaublich, wahnsinnig geil“, frohlockte der Rechtsverteidiger. „Man denkt immer, dass es nicht besser werden kann – und dann setzen wir wieder einen drauf.“ Da Costa war völlig entkräftet. Hatte bis zum Umfallen gekämpft. Und mit seinen Teamkollegen Historisches geschafft: Denn erstmals seit 39 Jahren steht die Eintracht nach dem 2:0 im Rückspiel gegen Benfica Lissabon wieder in einem Europacup-Halbfinale. Wo die Hessen erneut einen draufsetzen wollen – auch wenn am 2. Mai (in Frankfurt) und 9. Mai (in London) der FC Chelsea wartet.
Überragender Rebic fehlt im Hinspiel am 2. Mai
„Wir haben bereits drei Champions-League-Teams ausgeschaltet, wir haben wieder eine Chance“, verkündete Sebastian Rode. „Und Prag hat in London auch drei Tore geschossen. Es ist alles möglich. In der Europa League sind unsere Sinne noch geschärfter.“
Natürlich, Chelsea sei „ein Weltverein“, sagte Wirbelwind Mijat Gacinovic. „Aber wir haben wieder unsere Fans im Rücken.“ Beim Rückspiel gegen Benfica überboten die Anhänger noch einmal alles Dagewesene: Das Stadion war lauter denn je, Gacinovic und Co. wurden förmlich zum Wunder getragen. „Wenn hier die Lichter angeknipst werden, die Europa-League-Hymne kommt und die Choreographie aufgeht, fühlen sich die Spieler, als wären sie in einen Zaubertrank gefallen“, meinte SGE-Vorstand Axel Hellmann. Das beste Beispiel: Simon Falette, wochenlang ohne Spielpraxis, sprang für den verletzten Abwehrchef Martin Hinteregger ein, spielte überragend. „Ich lobe eigentlich nie einzelne Spieler, aber heute muss ich Simon und Ante Rebic hervorheben“, sagte Eintracht-Trainer Adi Hütter. Dauerläufer Rebic war an den Treffern der ebenfalls bärenstarken Filip Kostic (37.) und Rode (67.) maßgeblich beteiligt. Einziger Wermutstropfen: Der Kroate fehlt im bereits ausverkauften Hinspiel gelbgesperrt.
Ein Küsschen für den Kapitän: David Abraham (19) und Co. genießen den Halbfinal-Einzug mit den Eintracht-Fans.
(Foto: Guido Schiek)
Hütter hatte ein „perfektes Spiel“ gefordert, „am Ende war es genau das.“ Der Österreicher, schon Meister mit Salzburg und Bern, war sichtlich überwältigt, sprach vom „größten Erfolg meiner Karriere“. Und wirkt felsenfest überzeugt: „Unsere Reise geht weiter.“ Die Eintracht sei der „überraschendste Halbfinalist“. Und ein verdienter. Auch wenn diesmal das „nötige Quäntchen Glück“ dabei war, Kostic vor dem Führungstreffer deutlich im Abseits stand. Hütter genoss den Abend mit einem Glas Wein bei Freunden, seinen Profis gab er den Freitag frei. Doch die meisten kamen trotzdem zur Regeneration an die Arena. Auch Routiniers wie Makoto Hasebe (35) gieren nach mehr, träumen vom Finale in Baku: „Ich habe bei einer WM gespielt, bin Deutscher Meister und Pokalsieger – aber ich bin hungrig nach noch einem Titel.“
Nur einen Moment keimte Sorge auf, als die Fans in den Innenraum rannten. Die Werbebande umwarfen. Dann aber brav stehen blieben. Allen war bewusst: Im Falle eines Platzsturms hätte die Eintracht ohne ihre Anhänger an der Themse antreten müssen. Rund 20 000, sagt Hellmann, wollen wohl mit – den Frankfurtern stehen an der Stamford Bridge (41 629 Plätze) nur 2235 Tickets zur Verfügung. Ganz Fußball-Deutschland wird dem letzten verbliebenen Vertreter im Europapokal aber die Daumen drücken. „Früher waren die Bayern oder Dortmund zum Schluss im Rennen. Das macht uns unfassbar stolz“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic.
„Viel Zeit zum Jubeln bleibt uns aber nicht“, betonte Rode. Schon am Montag (20.30 Uhr) geht es beim VfL Wolfsburg in der Liga um wichtige Punkte im Kampf um die Champions League. Womöglich kehrt dann schon Hinteregger zurück.