Es noch nicht lange her, da war die Frankfurter Eintracht eine "graue Maus", die Adler-Fans feierten sich ironischerweise als" Randalemeister". Das alles hat sich grundlegend geändert. Die sportlichen Erfolge haben geholfen, Einfluss, Zuneigung und Image zu gewinnen. Wir beleuchten die Entwicklung in einer dreiteiligen Serie.
Von Peppi Schmitt
Beeindruckende Choreographie der Eintracht-Fans in der Commerzbank-Arena. Foto: dpa
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FRANKFURT - Der Sieg gegen die Bayern im letztjährigen Pokalfinale hatte den Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt in jeder Beziehung auf eine neue Ebene gehoben. Es war der Erfolg von David gegen Goliath, der es möglich gemacht hat, dass ein ganzer Verein in völlig anderem Licht gesehen wird. Ganz Frankfurt war damals auf den Beinen, als die Mannschaft am Tag danach in die Heimat zurückkehrte. Jetzt weiß man: Dieser Triumph der Eintracht ist keine Eintagsfliege geblieben. Mannschaft, Verein, Umfeld und Fans haben den eingeschlagenen Weg konsequent fortgeführt. Wann hat es das schon mal gegeben, dass ganz Fußball-Deutschland einer Frankfurter Mannschaft in Europa die Daumen gedrückt hat? Jetzt war es so.
Rückblick: Es ist noch nicht lange her, da war die Eintracht eine "graue Maus", häufig in finanziellen Nöten, froh, überhaupt mitspielen zu dürfen in der Bundesliga. Ihre Fans hatten sich ironisch als "Randalemeister" gefeiert, in der eigenen Stadt wurde der Klub mit Argwohn beobachtet. Das alles hat sich grundlegend geändert. Die sportlichen Erfolge haben geholfen, Einfluss, Zuneigung und Image zu gewinnen.
Ein Rädchen greift ins andere. Vorstand Axel Hellmann ist der "Vordenker", forciert zum einen Investitionen in Steine (Neubau des Profi-Campus und Ausbau der Arena), zum anderen aber auch eine zukunftsgewandte Vereinspolitik mit Schwerpunkten auf Digitalisierung und Internationalisierung. Dabei gelingt ihm der Spagat, die Tradition der Eintracht, das familiäre Gefühl des Klubs, nie außer Acht zu lassen. Sein sportlicher Pendant Fredi Bobic hat eine Fußballphilosophie eingebracht, die zu Frankfurt passt wie die Faust aufs Auge. Hier betrifft die Internationalisierung die Zusammenstellung des Personals aus aller Herren Länder oder auch die Aufstellung einer Scouting-Abteilung, die im Grunde weltweit agiert.
NICHT OHNE DRAMA
Es ist erst drei Jahre her, da standen die Frankfurter in der Relegation am AbgrundDas kann sich heute niemand mehr vorstellen. Es macht die rasante Entwicklung dieses Klubs deutlich, der seinen stetigen Aufstieg in diesem Jahr mit einer (fast) perfekten Saison fortgesetzt hat. Dass es aber ohne Drama bei der Eintracht nicht geht, hat auch diese Spielzeit wieder gezeigt. Wir beleuchten die Entwicklung in einer dreiteiligen Serie.
Mit Adi Hütter als Nachfolger von Niko Kovac ist Bobic ein Glücksgriff gelungen. Er hat genau den richtigen Mann zur Komplettierung des "magischen Dreiecks" in der Spitze gefunden. Der Österreicher forciert jenen Fußball, den sie in Frankfurt schon immer geliebt haben: offensiv, mutig, kreativ, leidenschaftlich. Dabei hatte Hütter einen schweren Beginn. 0:5 gegen Bayern, 1:2 in Ulm, wahrlich kein guter Start. "Wir galten als Abstiegskandidat", hat er jetzt gesagt, "und ich war der erste Trainer, der fliegen sollte." Das war ein wenig übertrieben. Aber so richtig viel hatten tatsächlich nicht viele von der neuen Eintracht erwartet, die im letzten Sommer ja einige wichtige Spieler verloren hatte. Und nicht alle hatten dem Bundesliga-Neuling Hütter zugetraut, was ihm nun gelungen ist. Nach dem letzten Spiel der Saison, wieder gegen die Bayern, hat er selbst die Bilanz gezogen: "Das alles hat uns doch keiner zugetraut."
Alles in allem gehört die Eintracht zu den größten Siegern der Saison. Der wichtigste Erfolg ist die bundesweite Anerkennung. Die "Adler" werden geliebt, das gab es in dieser Ausprägung noch nie. Die Eintracht ist fest verankert in der Zivilgesellschaft. Und dann gibt es noch die kleinen Siege. Die Kinder rennen mit Eintracht-Trikots durch die Gegend, auf den Autos kleben die kleinen Adlerwappen, an den Stammtischen wird positiv geredet. Vorstand Hellmann fand eine charmante Formulierung: "Wir sind der Zweitlieblingsklub." Soll heißen: Nicht mehr nur von den eigenen Fans innig geliebt. Was für eine Entwicklung!