Eintracht geht stark und stabil die Champions-League an
Eintracht Frankfurt tritt gegen Bremen unter anderem wieder mit André Silva an. Makoto Hasebe steht indes kurz vor Vertragsverlängerung.
Von Peppi Schmitt
Eintracht Frankfurts Stürmer André Silva beim Torschuss.
(Archivfoto: dpa)
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FRANKFURT - Es ist noch gar nicht so lange her, da war die Frankfurter Eintracht der Champions-League (CL) ähnlich nahe wie in diesen Tagen und Wochen. In der Saison 2018/2019 lagen die Frankfurter über lange Zeit stabil auf dem vierten Platz, gaben die gute Ausgangsposition aber an den letzten beiden Spieltagen mit einem 0:2 gegen Mainz und einem 1:5 bei den Bayern noch aus der Hand und wurden am Ende nur Siebter. Der große Unterschied zur damaligen Situation: Die Eintracht hatte im Frühjahr 2019 viele Kräfte im Europapokal verbraucht und war genau beim Endkampf um die CL-Plätze vom Europa-League-Halbfinale gegen den FC Chelsea abgelenkt. „Nach dem unglücklichen Aus von Chelsea waren die Spieler körperlich und mental ziemlich am Ende“, sagte nun Sportdirektor Bruno Hübner, „ich denke, das wird diesmal nicht so passieren.“
Körperlich, geistig und vor allem spielerisch stabil
Die Eintracht sei in jeder Beziehung, körperlich, geistig, vor allem spielerisch, noch stabiler als damals. Und alle seien fokussiert auf das große Ziel. Auch intern wird das die Champions-League durchaus für möglich gehalten. „Das mit der Eintracht zu schaffen, wäre für uns eine gefühlte Meisterschaft“, sagt Hübner. Die aktuelle Ausgangslage sei „super“, müsse nun aber auch verteidigt werde, schon am Freitag beim Auswärtsspiel in Bremen. „Jedes Spiel birgt Gefahren“, sagt Hübner, „die Bremer haben nach der schwachen Leistung und dem 0:4 in Hoffenheim etwas gut zu machen.“ Zudem würden jetzt alle in der Liga zur Jagd blasen, um der Eintracht die erste Niederlage in der Rückrunde beizubringen.
Die internen Einschätzungen bei der Eintracht sind geprägt von Selbstbewusstsein und Realismus. Noch immer sehen die Frankfurter sich als Außenseiter neben den Schwergewichten aus Leverkusen und Dortmund. Zudem rechnen viele auch mit dem starken VfL Wolfsburg, der eine ähnlich gute Rolle spielt wie die Eintracht, „aber etwas unter dem Radar fliegt“, wie Hübner sagt, „wir sind gut beraten, einen Schritt nach dem anderen zu machen.“ Und dabei den eigenen Spielstil weiter zu forcieren. Trainer Adi Hütter hat dem Team eine besonders kreativen Offensivfußball auf den Leib geschneidert. „Wir haben kaum noch Aktionen, in denen der Ball nach hinten gespielt wird“, beschreibt der Manager ein Merkmal des Frankfurt-Stils, „wenn der Torwart die meisten Ballkontakte hat, stimmt etwas nicht im Spiel.“ Das gibt es bei der Eintracht nicht mehr, „der erste Gedanke ist immer, nach vorne zu spielen“. Dies hänge direkt mit Amin Younes zusammen. Der ehemalige und womöglich bald wieder Nationalspieler war genau das Puzzlestück, das dem Team noch gefehlt hat.
Neben der individuellen Klasse vieler Spieler wie Kevin Trapp, Martin Hinteregger, Younes, Filip Kostic oder André Silva ist der größte Frankfurter Trumpf die Geschlossenheit. „Es macht in dieser Mannschaft einfach unglaublich Spaß zu spielen“, sagte Nationaltorwart Trapp, „ich habe selten in einer Mannschaft gespielt, in der sich jeder mit jedem so gut versteht.“ Einer für alle, alle für einen ist aktuell das Motto der Adler. Trapp: „Das spiegelt sich auch auf dem Platz wider.“
Gegen Bayern haben alle von den personellen Problemen der Münchner gesprochen, kaum einer hatte erwähnt, dass auch der Eintracht mit Erik Durm, Djibril Sow und Silva drei Stammkräfte gefehlt hatten. Auch in Bremen wird es wieder Veränderungen geben. Evan Ndicka ist nach der fünften gelben Karte gesperrt, Sow nach Sperre und die von Verletzungen genesenen Silva und Durm können zurückkehren.
Das Loch auf der linken Abwehrseite wird durch eine kleine Rochade gestopft. Hinteregger rückt auf Ndickas Platz, Hasebe auf die Liberoposition und Sow ins Mittelfeld. Die Konstellation mit Hasebe wird es noch länger geben. Der 37 Jahre alte Japaner wird seinen Vertrag wohl noch einmal um ein Jahr verlängern. „Ich glaube, dass er nächste Saison noch Spieler von Eintracht Frankfurt ist“, sagt der Manager, dies sei zwar noch nicht definitiv, „aber zu 98 Prozent.“
Ob Stars wie Kostic oder Silva in der kommenden Spielzeit noch für die Eintracht spielen werden, ist in Prozenten dagegen derzeit nicht auszudrücken. Nach wie vor sei die Eintracht nicht so aufgestellt, um Spieler diese Qualität zu halten, wenn andere finanziell ernst machen. „Am Ende müssen wir immer abwägen, wie hoch wäre eine Ablösesumme“, sagt Hübner. Freilich gibt es auch Hoffnung: „Mit einer CL-Qualifikation würden wir die Hürden sehr hoch legen.“ Soll heißen: Dann könnte die Eintracht sich vielleicht den einen oder anderen doch leisten.