Der Einbruch der Frankfurter Eintracht in der Liga hat vielfältige Ursachen – nicht alles ist eine Frage von Kraft und Kondition.
Von Peppi Schmitt
Kollektiver Frust: Die Eintracht muss nach dem Europa-League-Aus die Derbypleite verdauen.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Ein Blick zurück zeigt: Die Chance war so groß wie nie. Am 6. April, nach dem 2:1 auf Schalke, hatte die Frankfurter Eintracht alle Türen zur Champions League aufgestoßen und die erneute Teilnahme an der Europa League schien nur noch Formsache. Der Vorsprung auf Bayer Leverkusen betrug satte zehn Punkte, auf Hoffenheim acht, auf Wolfsburg sechs.
Doch es ist anders gekommen. Innerhalb von fünf Wochen haben die Frankfurter national (fast) alles eingerissen, was sie sich vorher so bravourös aufgebaut hatten. Nach dem 0:2 gegen Mainz ist die Champions League so gut wie verloren und die Wahrscheinlichkeit, sich zumindest ein Jahr aus Europa zu verabschieden, ziemlich hoch. „Wir sind selbst Schuld“, sagte Trainer Adi Hütter nach der Derby-Niederlage.
Ein Einbruch wie in den letzten Jahren schien in dieser Saison eigentlich unmöglich. Und dennoch ist er gekommen. 2017 hat die Eintracht an den letzten sechs Spieltagen nur einmal gewonnen, war von Platz sieben auf Platz elf gefallen. Im vergangenen Jahr war es nur ein Sieg an den letzten sieben Spieltagen und der Sturz von fünf auf acht. Und jetzt droht erneut der Sturz – von vier auf acht. Sicher, vieles lag diesmal an der Europa League, an den fantastischen Leistungen auf internationaler Bühne, zuletzt wieder in London gegen Chelsea demonstriert. Doch die Zusatzbelastungen können nicht alles erklären. Kein Sieg in den drei letzten Heimspielen gegen Augsburg, Berlin und Mainz, das lag eben nicht nur an der Kraft. Es fehlte vor allem spielerische Qualität gegen gut verteidigende Gegner, aber auch die Konzentration auf die wirklich „wichtigen“ Spiele. Nur zwei von fünfzehn Punkten in den letzten fünf Spielen, „das ist zu wenig“, sagt der Trainer knallhart.
So down wie nach dem 0:2 gegen Mainz waren sie in Frankfurt schon viele Monate nicht mehr. „Das muss man erst mal verdauen“, räumte der Trainer ein, der seine Aufstellung ohne Rotation verteidigte. Nur Gelson Fernandes spielte für den verletzten Sebastian Rode, die anderen zehn Positionen waren gegenüber dem Europacup-Marathon von London unverändert. Ein Fehler? Auch das wäre zu einfach. Denn hat es etwas mit fehlender Kraft zu tun, wenn sich David Abraham vor dem 0:1 durch Ujah im Zweikampf gegen Mateta anstellt wie ein Schülerspieler? Oder wenn Ante Rebic völlig alleine vorm Tor den Ball weit drüber haut? Nicht alles ist eine Frage von Kraft und Kondition.
Vielmehr haben der Eintracht spielerische Alternativen gefehlt. Darum war es nachvollziehbar, einmal mehr Makoto Hasebe im Mittelfeld spielen zu lassen. Der Japaner kann Ruhe ins Spiel bringen und ordnen. Doch klar ist auch: Mit Hasebe als zentralem Verteidiger hat die Abwehr besser gestanden. Martin Hinteregger spielt seitlich besser als zentral und David Abraham ist von der Bestform weit entfernt.
Die Eintracht wollte gegen Mainz spielen wie immer, aber sie konnte es nicht mehr, aus den unterschiedlichsten Gründen. Und so angebracht der Trost für die Spieler auch war, die Eintracht als Club muss schnellstens aus dem allgemeinen Mitleidsmodus raus, wenn sie die allerletzte Chance am Samstag in München nutzen will.