Eintracht-Trainer Hütter: „Es ist alles gut ausgegangen“
Statt gegen Werder auf dem Feld zu stehen, haben die Spieler der Frankfurter Eintracht am Sonntag frei. Während sich die Hütter-Elf freut, sind die Bremer weniger begeistert.
Von Peppi Schmitt
Frankfurts Trainer Adi Hütter freut sich mit der Mannschaft über das 2:2 gegen Salzburg.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Es war eine aufregende Woche für die Frankfurter Eintracht mit einem Happy-End. „Jetzt ist ja alles gut ausgegangen“, sagte Trainer Adi Hütter nach dem 2:2 beim FC Salzburg, das den Einzug ins Achtelfinale der Europa-League (EL) bedeutete. Nach der peinlichen Heimpleite gegen Union Berlin haben die Frankfurter mit dem Erfolg von Salzburg nun wieder einmal die Kurve bekommen. Die Erkenntnis ist nicht neu: Pokal ist einfach das Ding der Eintracht. Der nächste Gegner im Europapokal, der FC Basel, ist sicher nicht unschlagbar und im DFB-Pokal gehen die Frankfurter am Mittwochabend gegen Werder Bremen auch als leichter Favorit ins Spiel. Die Pokalwettbewerbe jedenfalls können Mannschaft und Verein noch eine ganze Weile lang tragen und die Enttäuschungen in der Liga in den Hintergrund drängen. Die eindrucksvolle Zahl: Seit Saisonstart im Sommer 2018 haben die Frankfurter bislang 28 Europapokalspiele absolviert. Und ein Ende ist noch nicht absehbar.
In Salzburg hat sich vieles zum Guten gewendet, obwohl es gar nicht danach ausgesehen hatte. Die Verlegung des Spiels von Donnerstag auf Freitag wegen des Orkans „Bianca“ hatte der Eintracht zunächst gar nicht in den (Termin)Kram gepasst. Doch bei genauer Betrachtung hat es ganz im Sinne der Eintracht gestürmt. „So schlecht war es gar nicht, einen Tag mehr Regeneration zu haben“, gab der Trainer zu. „Der eine Tag mehr hat uns ganz gut getan.“ Nach der Pleite gegen Union vom Montag war dies durchaus hilfreich. Und die Absage des Auswärtsspiels am Sonntag in Bremen kommt der Eintracht sowieso recht. „Es wäre ein Riesennachteil für uns gewesen, am Sonntag dort zu spielen“, sagte Hütter.
Die abstiegsbedrohten Bremer sehen das naturgemäß anders. Manager Frank Baumann: „Das ist nicht in Ordnung, aus dem Nachteil der Eintracht ist ein Nachteil für uns geworden.“ Der Frankfurter Coach kann diesen Unmut durchaus nachvollziehen. „Ich kann Werder verstehen“, sagte er, „aber wir müssen in erster Linie an uns denken.“ Für Sportvorstand Bobic war die Absage die einzig richtige Entscheidung. „Wenn ich mir jetzt den einen oder anderen Spieler anschaue, und denke, die müssten in 40 Stunden schon wieder spielen, das wäre Wettbewerbsverzerrung gewesen“, sagte er nach dem Spiel in Salzburg. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat schließlich für „seinen“ Europacupteilnehmer entschieden, was sicherlich auch der sportlichen Fairness im Wettbewerb Bundesliga entsprochen hat. Je nachdem, wie weit die Eintracht in der EL noch kommt, könnte die Partie vielleicht sogar erst im Mai nachgeholt werden. Hütter wäre es am liebsten „so spät wie möglich“.
Wegen Coronavirus: Gegen Basel ohne Zuschauer?
Ob Zuschauer das Rückspiel am 19. März im Basler St. Jakob-Stadion erleben werden, ist freilich fraglich. In der Schweiz hat der Bundesrat wegen des Coronavirus aktuell bis inklusive 15. März alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern abgesagt. Der aktuelle Spieltag wurde komplett abgesagt, in Zukunft könnte es dazu kommen, dass die Spiele nur noch ohne Publikum durchgeführt werden. Fredi Bobic hat in diesem Zusammenhang vor übertriebener Panikmache gewarnt, auch mit Blick auf Geisterspiele in der Bundesliga. „Man muss aufpassen, dass die Medien das Thema nicht zu sehr überhöhen und die Politiker nicht zu schnell in ihren Entscheidungen sind", sagte er. In Deutschland sei man noch auf einem richtigen Weg. „Ich hoffe nicht, dass es panisch wird“, sagt Bobic, „Panik ist nicht gut. Mit Panik wirst du nichts erreichen."
Nach dem (internationalen) Pokal ist für die Eintracht vor dem (nationalen) Pokal. Am Mittwoch geht es ausgeruht gegen Bremen in der ausverkauften Frankfurter Arena um den Einzug ins Halbfinale. Nach der Rückreise noch in der Nacht nach dem Spiel per Flugzeug nach Mannheim hat der Trainer nach einem kurzen „Auslaufen“ am Samstag den Spielern den Sonntag frei gegeben. „Die letzten Tage waren turbulent und es ist sehr gut für uns, dass das Spiel in Bremen verlegt worden ist“, sagte der bärenstarke Sebastian Rode, „jetzt können wir ein bisschen durchatmen und uns gut vorbereiten.“ Er freue sich auf ein „geiles Spiel“ in der ausverkauften Arena.
Das Spiel in Salzburg hat wieder einmal alle die Möglichkeiten gezeigt, die die Eintracht in dieser Saison hat, in die eine wie die andere Richtung. Am Anfang wurden die Frankfurter fast überrollt, dann aber bekamen sie die Partie doch in den Griff. Zu Beginn wurden viele Schwächen aufgezeigt und die vor allem in der abwehrenden Abteilung. Gerade Almamy Touré, dem irgendwie die Bedeutung des Spiels nicht bewusst gewesen schien, und der diesmal eher defensiv geforderte dreifache Torschütze aus dem Hinspiel, Daichi Kamada, schienen überrascht von der Wucht des Gegners. Je länger die Partie aber dauerte desto besser und sicherer wurde die Eintracht. Kevin Trapp strahlte Ruhe aus, David Abraham und Martin Hinteregger wirkten sehr stabil und Stefan Ilsanker war ein wichtiger Faktor mit seiner manchmal gnadenlosen Zweikampfführung. Rode glänzte als Antreiber. Mit Filip Kostic und André Silva haben die Frankfurter auch wieder zwei Angreifer, die zu Außergewöhnlichem fähig sind.
Die erste Elf der Eintracht, zählt man Makoto Hasebe und den diesmal wegen Krankheit fehlenden Mijat Gacinovic hinzu, die erste „Dreizehn“ also, sind in allen Wettbewerben konkurrenzfähig. Danny da Costa und Timmy Chandler haben ihr Bundesliganiveau schon nachgewiesen. Dahinter freilich klafft eine große Lücke. Das eine ist die große Chance in den nächsten Wochen, denn mit „voller Kapelle“ kann die Eintracht wieder sportlich Großes erreichen. Vor allem in den Pokalwettbewerben. Das andere ist die große Gefahr, denn mit „halber“ Mannschaft oder gar halber Kraft muss die Eintracht nach wie vor aufpassen, in der Liga nicht noch weiter abzurutschen.