Während sich Frankfurts Trainer Adi Hütter über mehr Auswahl auf vielen Positionen freut, macht gerade der Kapitän Sorgen
Von Peppi Schmitt
Ist der Kapitän noch gesetzt? David Abraham (hier in diesem Dreikampf links) zeigte bisher noch keine berauschenden Vorstellungen in der Frühphase dieser Saison.
(Foto: dpa)
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FRANKFURT - Eigentlich war Adi Hütter sauer. Die Leistung von Danny da Costa beim Pokalspiel in Waldhof hatte ihm so gar nicht gefallen, unter anderen. Da Costa musste sich schon bei einer ersten Trinkpause ein paar deutliche Worte anhören, in der Pause dann noch einmal. Und schließlich wurde der Offensivverteidiger, der zu offensiv gespielt hatte, sogar ausgewechselt. Es kam Erik Durm und der machte seine Sache gut. Und genau darum war der Trainer der Frankfurter Eintracht auch gar nicht so wirklich verärgert über die schwachen Leistungen von Da Costa und anderen. „Damit ist der Konkurrenzkampf eröffnet“, sagte Hütter später mit einem Lächeln. Eine Woche vor dem Bundesligastart am Sonntag gegen die TSG Hoffenheim hat sich die Einkaufspolitik, die einer eingehenden Analyse der letzten Saison gefolgt war, schon bezahlt gemacht. Mehr Auswahl, mehr personelle Alternativen, mehr Variabilität hatte sich Hütter gewünscht, nicht zuletzt auch mehr Druck auf die Stammspieler.
Bobic hatte nicht alle Rückholaktionen erwartet
Die Rückholaktionen von Kevin Trapp, Martin Hinteregger und Sebastian Rode waren der erste Schritt zu mehr Breite im Kader, die Verpflichtungen von Durm, Dominik Kohr, Djibril Sow und Dejan Joveljic der nächste. „Normalerweise bin ich gar kein so großer Freund von Rückholaktionen, aber das war jetzt ein anderer Fall“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic in einem aktuellen Gespräch bei Radio FFH, „dass wir es geschafft haben alle zurückzubekommen, hätte ich nicht gedacht.“ Der Trainer ist froh darüber, er wollte mehr Auswahl, jetzt hat er mehr Auswahl. Ob die sogenannten „Back-ups“ aber in allen Fällen das gleiche Niveau spielen können, wie die Etablierten, ist eine andere Frage. Kampf um die Plätze gibt es nun jedenfalls in allen Bereichen.
Sogar im Tor. Da geht es nur um den Platz auf der Bank, zwischen den Pfosten ist Kevin Trapp gesetzt. Der Trainer würde gerne Frederik Rönnow behalten, doch der dänische Nationalspieler verspürt verständlicherweise wenig Lust, sich noch einmal eine Saison auf der Bank zu langweilen. Rönnow sucht einen Verein, womöglich führt sein Weg zurück in die Heimat. Damit könnte Felix Wiedwald wider Erwarten doch noch eine Zukunft bei der Eintracht haben. Rönnow oder Wiedwald, einer muss oder darf noch gehen.
In der Abwehr schien die Eintracht breit aufgestellt, doch die jüngsten Spiele haben Zweifel gesät. Die Leistungsentwicklung bei David Abraham, eigentlich gesetzt, macht Sorgen. Und dem Ersatz für den Kapitän, Almamy Touré, scheint es an Ernsthaftigkeit zu fehlen. Evan Ndicka ist das größte Talent, macht aber immer noch jugendliche Fehler. Die stabilsten sind Makoto Hasebe und Martin Hinteregger. Ob Marco Russ noch eine ernsthafte Alternative ist, darf bezweifelt werden. Womöglich wäre es schlau, würde die Eintracht als Versicherung den grundsoliden Simon Falette behalten.
Im Mittelfeld treten sich die Kandidaten gegenseitig auf die Füße, dort sind die Frankfurter so breit besetzt wie kaum ein anderer Klub. Zumindest was die Defensivarbeit angeht. Rückkehrer Sebastian Rode, Neuling Dominik Kohr und der noch verletzte Djibril Sow haben hohe Qualität, Gelson Fernandes, Lucas Torro und Johnny de Guzman bewegen sich auf durchschnittlichem Bundesliga-Niveau. Offensiv konkurrieren Mijat Gacinovic und Daichi Kamada, nicht allererste Klasse, aber beide mit Steigerungspotenzial. Da hat der Trainer mit Ausnahme eines torgefährlichen Spielers (fast) alles, was er wollte.
(Noch) nicht so im Sturm. Goncalo Pacienica und Dejan Joveljic für Sébastien Haller und Luka Jovic – das ist zunächst einmal eine klare Schwächung. Aber Boss Bobic hat ja versprochen, noch nachzulegen. „Es kommt sicherlich noch ein Stürmer“, sagte Bobic, „wir sind an der einen oder anderen Personalie dran, die auch total Spaß macht.“ Beim Kampf um Ante Rebic braucht die Eintracht weiter Geduld und Nerven. „Er liebt die Eintracht, aber das war genauso bei Jovic und Haller“, sagt Bobic, „aber ich kann nicht in die Glaskugel schauen.“ Die Transferliste ist bis zum 2. September offen.