Auch ohne Fredi Bobic: Die Eintracht ist gut aufgestellt

aus Eintracht Frankfurt

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Eintracht Frankfurts Noch-Sportvorstand Fredi Bobic. Archivfoto: dpa

Der angekündigte Abschied des Sportvorstands ist für die SGE mit Blick auf die Kaderplanung kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Wichtige Grundsteine sind bereits gelegt.

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FRANKFURT. Als Fredi Bobic (49) Anfang des Monats seinen baldigen Abschied von der Frankfurter Eintracht verkündet hat, war die Aufregung groß. Jetzt, gut drei Wochen später, hat sich die Lage beruhigt. Die klare Reaktion des Aufsichtsrates (AR) der Eintracht, der erklärt hatte, dass es keinerlei Ausstiegsklausel aus dem bis 2023 laufenden Vertrag gibt und er auch nicht gewillt ist, Bobic ohne die Zahlung einer millionenschweren „Ablöse“ gehen zu lassen, haben den forschen bald Ex-Boss und den Interessenten Hertha BSC vor Denkaufgaben gestellt.

Die Mannschaft hat sich von den Unruhen im Umfeld unbeeindruckt gezeigt. Und die Gespräche oder Verhandlungen rund um Bobics Abschied im Sommer werden im Hintergrund geführt. Da geht es zum einen um die Höhe der „Vertragsaufhebungskosten“, wie das in der Wirtschaft heißt, zum anderen auch um einen Nachfolger.

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Fast alle wichtigen Spieler über den Sommer hinaus gebunden

Denn obwohl ja theoretisch die Möglichkeit besteht, dass Bobic bleibt, wenn es keine Einigung mit einem anderen Klub gibt und er seinen Vertrag erfüllen müsste, wird er in diesen Tagen die großen sportlichen Planungen zumindest nicht mehr in Eigenregie vorantreiben (dürfen). Dem Nachfolger soll schon ein Gestaltungsspielraum eingeräumt werden.

Die Eintracht kann sich das momentane Vakuum in diesem Bereich leisten, sind große Teile der Personalplanungen für die nächste Saison ja bereits in trockenen Tüchern. Mit Ausnahme von Luka Jovic, dessen Leihvertrag mit Real Madrid im Sommer ausläuft, stehen alle anderen wichtigen Spieler über diese Saison hinaus unter Vertrag. Das Transferkarussell, auf dem sich ziemlich bald Profis wie Filip Kostic oder André Silva kraft ihrer fantastischen Leistungen befinden werden, ist auch noch nicht in Gang gekommen.

Die Spieler ihrerseits werden abwarten, ob die Eintracht international spielen wird und in welchem Wettbewerb. Klappt es tatsächlich mit der Champions-League ist es durchaus vorstellbar, dass auch die Stars dem Klub die Treue halten. Zumal in Zeiten der Pandemie nicht viel Klubs willens und in der Lage sein werden dann fällige Millionen-Euro-Ablösesummen zu zahlen.

Leihgeschäfte zeigen die erhoffte Wirkung

Sportlich ist die Eintracht perspektivisch gut aufgestellt. Auch weil ausgeliehene Spieler mit Potential zurückkehren können oder werden. Danny da Costa und Dominik Kohr wären nach ihrem bislang so erfolgreichen Abstecher nach Mainz die idealen Spieler, um den Kader auch in der Breite wieder zu verstärken. Das gleiche gilt für Torwart Frederik Rönnow, der wohl wenig Drang verspüren wird, für Schalke auch in der Zweiten Liga zu spielen oder Goncalo Paciencia, der nach langer Verletzungspause gerade in diesen Tagen auf Schalke wieder die ersten Schritte im Mannschaftskreis macht.

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Junge Talente wie Rodrigo Zalazar beim FC St. Pauli und Dejan Joveljic beim Wolfsberger AC haben große Entwicklungsschritte gemacht. Beide befeuern die Hoffnungen der Eintracht, dass sie bei einer Rückkehr ähnlich durchstarten können wie vor einem Jahr Daichi Kamada und in diesem Jahr Aymen Barkok.

Nachfolger teilweise schon in den Startlöchern

Schließlich haben die Frankfurter noch unter der Regie von Fredi Bobic bereits zwei Neuzugänge perfekt gemacht. Christopher Lenz von Union Berlin soll die Lücke füllen, die hinter Evan Ndicka und Filip Kostic auf links klafft. Und Ali Akman aus Bursa gilt als Versprechen für die Zukunft. Der aktuell ohne Europacup sehr eng bestückte Kader wird also ohne größere finanzielle Aufwendungen, quasi aus „Bordmitteln“, in der Breite aufgestockt werden können. Dem neuen Sportvorstand wird es vorbehalten sein, neben der Breite dann auch noch die Spitze zu verstärken.

Die „Mannschaft hinter der Mannschaft“ wird auch ein paar Veränderungen erfahren. Die Bild-Zeitung spekuliert, Bobic könnte drei seiner engsten Mitarbeiter bei seinem vermeintlichen Weg nach Berlin mitnehmen, was bei der Eintracht nicht wirklich jemand um den Schlaf bringt. Zumal es in keinem der drei Fälle bislang eine offizielle Anfrage für eine Vertragsauflösung gibt. Weder Sebastian Zelichowski (38), rechte Hand von Bobic, noch Thomas Westphal (48), Teammanager und Matthias Borst, Leiter Spielkonzeption, gelten als unersetzlich.

Der neue Sportvorstand wird sich selbst einen Assistenten aussuchen, der ehemalige Spieler Gelson Fernandes könnte große Teile der Aufgaben von Westphal nahe an der Mannschaft übernehmen. Und für die Spielphilosophie bis hinunter in die Jugend hat die Eintracht mit Thomas Broich, Trainer und TV-Experte, auch einen kompetenten Mitarbeiter in den eigenen Reihen.

Von Peppi Schmitt