Grandioser Sieg gegen Bayern, die positive Entwicklung unter Bo Svensson, Ruhe im Verein, Demut vor der Liga - Fans blicken auf die Saison von Mainz 05: "Super zufrieden!"
MAINZ. Freude über die Rückkehr ins Stadion oder die sportliche Entwicklung, Bewunderung für Trainer Bo Svensson, Stolz auf Fanclub-Aktionen. Der Jubel ist groß beim Saisonfazit von 05-Fans und -Fanvertretern::
Sebastian Schneider, Vorsitzender Supporters Mainz e.V.: "Sportlich können wir sehr zufrieden sein. Sehr schön, dass wir entspannt in die letzten Spieltage gehen konnten, das war ja nicht immer so. Das ist sicher auch gut für die Kaderplanung. Vor allem sind aber alle froh, dass der Stadionalltag zurückgekehrt ist. Dass man nach der langen Zeit der Geisterspiele wieder unbeschwert ins Stadion gehen kann. Überall ist die Freude groß, wieder da zu sein. Es ist aber auch so, dass hier und da einige in der Pandemie-Zeit auf der Strecke geblieben sind und nicht mehr regelmäßig ins Stadion gehen. Zu den emotionalsten Momenten gehörte die Verabschiedung der Spieler nach dem letzten Heimspiel, vor allem von Daniel Brosinski. Als Supporters freuen wir uns, dass wir endlich wieder einen Sonderzug anbieten konnten. Nach der erfolgreichen Fahrt nach Berlin hoffen wir, dass wir nun wieder kontinuierlich einen Zug pro Halbserie starten können."
Christoph Kessel, Fan-Club Ost-Block, bloggt auf meenzer-on-tour.de, war bei 16 der 17 Auswärtsspiele dabei: "Die viertbeste Bundesliga-Saison der 05er, das sagt eigentlich alles. Die Entwicklung der vergangenen anderthalb Jahre ist sensationell. Und: Das Gefühl nach den Geisterspielen ist grandios. Angefangen mit dem Pokalspiel in Elversberg, bei dem erst kurzfristig Gästefans zugelassen waren, bis zum Sonderzug nach Berlin. Ich denke gerne an den Zusammenschluss der Spieler in Berlin vor der Fankurve, das gemeinsame Foto mit den Schals. Das war das Einheitsgefühl von 05, das bleibt in jedem Fall hängen. Selbst in Wolfsburg war die Stimmung gut, beim 0:5 haben die Fans in der Pause gesungen "Wir gewinnen sowieso". Und zeigten damit den Mainzer Humor, den ich in der Geisterspiel-Zeit so sehr vermisst hatte. Zum Glück findet Fußball ja im Stadion statt und nicht in Facebook. Denn im Block haben alle immer an einem Strang gezogen, die Fans stehen hinter dem Verein. Letztlich bin ich aber gar nicht so traurig, dass wir uns nicht für Europa qualifiziert haben. Denn dafür sind wir noch nicht reif. Ich wünsche mir für die neue Saison, dass noch viel mehr Leute Lust haben, wieder das Mainzer Lebensgefühl in die Republik zu tragen."
Ingrid Becker, Vorstandsmitglied Fanclub "Brezzenumer Schobbestecher": "Endlich wieder im Stadion zu sein, die Rückkehr der Fans, der grandiose Sieg gegen die Bayern und die sehr vielen sehr guten Heimspiele - das waren Highlights. Erfreulich ist die taktische und spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft, Bo macht die Spieler ,besser'. Mainz 05 hat wieder zu sich zurückgefunden, das zeigten das letzte Heimspiel gegen die Eintracht, die Stimmung und der Ausklang nach dem Spiel sehr eindringlich. Alle Verantwortlichen des Vereins ziehen an einem Strang. Endlich wieder das Mainz-05-Feeling, das tut sehr gut.
Christian Bernhart, stellvertretender Leiter der Fanabteilung: "Letztlich war es eine halbe Stunde, die für Europa gefehlt hat: Hätten wir in Köln nach der Führung gewonnen, diese drei Punkte mehr auf dem Konto und die Kölner diese drei Punkte weniger, wären wir in der Conference League. Aber niemand weiß natürlich wie dann die Saison nach dem Köln-Spiel weitergelaufen wäre. Wichtig ist: Alle müssen verstehen, dass jedes Jahr in der Bundesliga ein Geschenk für Mainz 05 ist. Jetzt sind wir Achter - natürlich bin ich hochzufrieden mit der Saison. Klar sagt jetzt jeder, dass der Sieg gegen Bayern ein Superspiel war. Stimmt. Aber mich hat das Heimspiel gegen Hertha begeistert. Das war unfassbarer Fußball, wir haben die Hertha damals komplett auseinandergeschraubt. Ein Highlight mit Blick auf die Stimmung war ganz klar das erste Spiel. Wahnsinn, was gegen Leipzig abgegangen ist. Wir waren der Underdog, dann dieser Auftritt. Mit der Tauer-Grätsche als Szene der Saison. Silvan Widmer ist der Neuzugang der Saison, was der geboten hat, ist phänomenal. Aber auch, dass Stach so eine Rakete wird, konnte niemand ahnen. Ein Super-Typ, absolut geerdet. Wichtig auch: Wir haben Ruhe im Verein. Und wir können uns auf die neue Saison freuen, da die Mannschaft größtenteils zusammenbleiben wird."
Sonja Molitor, 05-Fan seit Jahrzehnten und regelmäßige Trainingsbesucherin: "Als Dänin habe ich einen besonderen Draht zu Bo und schnacke beim Training manchmal auch zwei, drei Sätze in unserer Heimatsprache mit ihm. Ich bin total begeistert und könnte mich wegwerfen vor Lachen, wenn er in den Pressekonferenzen so ein schelmisches Grinsen zeigt. Ich finde ihn total authentisch. In meinen Augen ist es auch ungerecht, dass er so viele Gelbe Karten bekommt. Von meinem Platz im Block N aus sehe ich die gegnerischen Trainer immer sehr gut. Die sind oft am Rumturnen, rauf und runter, und bekommen dennoch nichts gezeigt. Wenn sich Bo beschwert, kommt hingegen unser in Dänemark ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden zum Vorschein. Besonders in Erinnerung bleibt mir das erste Saisonspiel gegen Leipzig. Da herrschte eine einzigartige Stimmung. Aber für mich ist nach wie vor jedes Bundesliga-Spiel, bei dem ich im Stadion bin, ein Highlight. Deshalb verstehe ich auch nicht die Kritik in schlechteren Phasen. Einige denken wohl, dass wir alles weghauen, aber das klappt natürlich nicht. Zudem mag ich es nicht, wenn die Gäste ausgepfiffen werden, wie es zuletzt gegen Frankfurt wieder der Fall war."
Jürgen Münster, Vorsitzender Fanclub "Die Trotzköpp": "Das Fazit: super-zufrieden. Der achte Platz ist ein tolles Ergebnis. Klar, wir waren auch nah am Europapokal. Ich wäre gerne wieder mit 05 durch Europa gefahren, Reisen wie nach Baku oder Sevilla vergisst man nicht. Aber es war eine tolle Saison. Überragend, gegen den FC Bayern zu gewinnen, zumal mit solch einer tollen Leistung. Als Fanclub sind wir froh, dass alles wieder möglich ist. Wir hatten während Corona keine Veranstaltungen, keine Weihnachtsfeier, kein Sommerfest. Das hat natürlich geschmerzt. Schön, dass wir wieder ins Stadion können. Aus unserer Sicht ein wichtiges Zeichen war unsere Choreo in A- und S-Block beim Bayern-Spiel - aus Solidarität zur Ukraine."