Mit der Reservistenrolle ist er nicht zufrieden: Nun kämpft Dominik Kohr um das Vertrauen von Eintracht-Trainer Adi Hütter und einen Platz in der Startelf.
FRANKFURT. Dominik Kohr war als Stammspieler der Frankfurter Eintracht in die Saison gestartet. Nach einer schwachen ersten Halbzeit zum Auftakt gegen Bielefeld hatte er den Stammplatz aber schnell verloren. Nach vier Wochen im spielerischen „Ruhestand“ hat er sich zuletzt wieder herangearbeitet und hofft beim Heimspiel gegen Leipzig am Samstag (18.30 Uhr) in der Anfangsformation zu stehen. In einer Video-Pressekonferenz hat der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler Einblicke gegeben in seine Gefühlswelt.
„Ich bin ein Typ, der nie aufsteckt“, hat er gesagt, „das hilft mir in schweren Zeiten.“ Genau wie viel Kommunikation. Er hat viel gesprochen in den sportlich frustrierenden Tagen. Mit seiner Frau zu Hause, „weil sie mich immer unterstützt.“ Mit Kumpel Danny da Costa, „weil er eine ähnliche Zeit durchmacht“. Und schließlich auch mit Trainer Adi Hütter, „weil ich erfahren wollte, an was es liegt.“
Unzufrieden mit Reservistenrolle
Denn natürlich war Kohr mit seiner dauerhaften Reservistenrolle unzufrieden. „Klar ist es besser, wenn man das Vertrauen spürt“, sagt er. Nach der Corona-Pause war es da, zwischenzeitlich dann nicht mehr. Unterkriegen lässt sich Kohr davon allerdings nicht. „Ich hatte schon schlimmere Phasen, beispielsweise in Leverkusen, als ich gar keine Rolle gespielt habe“, blickt er kurz zurück. Die Antwort auf die Fragen hat der Trainer ihm persönlich, inzwischen auch öffentlich gegeben. Hauptgrund ist, dass Hütter den Konkurrenten Stefan Ilsanker nicht als den besseren „Sechser“ sieht, sondern überhaupt als den einzigen „Sechser“ im gesamten Aufgebot. Es ist also die Rollenverteilung im Frankfurter System, die es Kohr so schwer macht.
Immerhin hat er gegen Bremen wieder mal eine Halbzeit und in Stuttgart sogar von Beginn an gespielt. Freilich nicht wegen des Vier-Augen-Gesprächs mit Adi Hütter, sondern eher wegen einer Verletzung von Sebastian Rode. Und so sich Kohr trotz einer ordentlichen Leistung nicht sicher sein, ob er auch gegen Leipzig zu den ersten Elf gehören wird. Denn sollte Rode seine Verletzung überwunden haben, ist er gesetzt. Und dass Hütter ausgerechnet gegen Leipzig auf den ehemaligen Leipziger Ilsanker verzichten wird, ist nicht zu erwarten. Gerade am Samstag werden Ilsankers Qualitäten, Zweikampfstärke und Leidenschaft, dringend gebraucht.
Härte, Leidenschaft, Verbissenheit zeigen
Ähnliche Stärken kann auch Kohr auf den Platz bringen. Er sieht sich als „Verbindungsspieler“ nach vorne und glaubt, dass er mit weiterer Praxis auch wieder besser spielen wird. Gegen Bremen habe ihm noch das Selbstvertrauen gefehlt, „weil die Sicherheit nicht da war.“ In Stuttgart sei es schon besser gelaufen, „da hat nur ein Tor gefehlt und ich würde vor Selbstvertrauen strotzen.“ So ist die Gesamtsituation weiter wacklig. Das Tor, das er in Stuttgart trotz einiger guter Gelegenheiten verpasst hatte, würde er jetzt zu gerne gegen Leipzig nachholen.
Wie der zweite Heimsieg der Saison errungen werden soll, darüber haben sie bei der Eintracht klar Vorstellungen. „Wir müssen aggressiv spielen und sie nicht ins Spiel kommen lassen“, sagt Kohr. Härte, Leidenschaft, Verbissenheit, alles Eigenschaften, die die Eintracht in die Waagschale werfen will. „Das mögen sie gar nicht“, glaubt Kohr. Diese Spielart den technisch überlegenen Gästen aufzuzwingen, ist bislang mit vielen Zuschauern im Rücken immer gelungen. Noch hat der Retortenklub aus Sachsen kein einziges Mal in Frankfurt gewonnen. „Die Fans werden uns natürlich fehlen“, sagt Dominik Kohr, „aber wir müssen uns gegenseig aggressiv machen, uns gegenseitig pushen, uns selbst hochschaukeln“.
Von Peppi Schmitt