Den Rückrundenauftakt hatte sich Fußball-Bundesligist Mainz 05 wahrlich anders vorgestellt. Zur tragischen Figur wurde in Leipzig ein Innenverteidiger.
LEIPZIG. Alexander Hacks Gesichtsausdruck sagte nichts und doch irgendwie alles. Mit versteinerter Miene und leerem Blick verfolgte der kurz zuvor des Feldes verwiesene Innenverteidiger vom Kabinengang aus, wie André Silva den von Hack verursachten Handelfmeter sicher zur Leipziger Führung verwandelte (21.). Am Ende hieß es aus Mainzer Sicht 1:4 (0:1).
05-Trainer Bo Svensson hatte im Vergleich zum Hinrundenabschluss bei Eintracht Frankfurt (0:1) zwei Mal Personal getauscht. Für den an Corona erkrankten Kapitän Moussa Niakhaté rückte Routinier Daniel Brosinski zum ersten Mal seit dem 1:2 gegen Union Berlin am 3. Oktober in die Startelf. Der 33-Jährige übernahm die rechte Seite für Silvan Widmer, der halbrechter Innenverteidiger spielte. Stefan Bell und Alexander Hack rutschten dafür auf die zentrale beziehungsweise halblinke Position in der Abwehrkette. Auf der Acht gab Svensson Jean-Paul Boetius den Vorzug vor dem zuletzt gesetzten Leandro Barreiro.
Leipzig von Corona geplagt
Gegen coronageplagte Leipziger, bei denen sich in Dani Olmo, Benjamin Henrichs, Nordi Mukiele und Solomon Bonnah gleich vier Spieler mit dem Virus infiziert hatten, versuchten die 05er von Beginn an, den Champions-League-Halbfinalisten von 2020 mit hohem Pressing erst gar nicht ins Spiel kommen zu lassen. Bei Abstoß RB lauerten Karim Onisiwo, Jonathan Burkardt und Boetius direkt am Strafraum der Gastgeber, um Leipzig sofort unter Druck zu setzen. Mainzer Chancen resultierten daraus aber zunächst nicht. Die erste gute Gelegenheit der Partie gab es in Minute zwölf auf der Gegenseite. Yussuf Poulsen flankte von der rechten Seite zielgenau auf seinen Sturmpartner André Silva, der, irritiert von Widmer, die Kugel nur über den Schädel streichen ließ. Da wäre mehr drin gewesen.
RB befreite sich nun immer besser aus dem Mainzer Klammergriff und hatte durch Josko Gvardiol die nächste gute Chance, doch 05-Keeper Robin Zentner drehte den Distanzschuss stark um den Pfosten (18.).
Eine Rote Karte verändert das Spiel
Mit der nächsten Aktion gingen die Hausherren dann in Führung - mit fatalen Konsequenzen für die Mainzer. Poulsen scheiterte im ersten Versuch, doch der Abpraller landete bei Silva, dessen Schuss Hack auf der Linie mit dem Oberarm klärte. Logische Folge: Rote Karte für den 05er und Handelfmeter. Silva nahm sich der Sache an und verwandelte sicher (21.).
Trotz Unterzahl verzichtete Svensson darauf, einen Hack-Ersatz zu bringen und spielte stattdessen mit Viererkette weiter. Bell und Widmer verteidigten nun zentral, die Außen Brosinski und Aaron ein Stück tiefer - so wie die Mainzer grundsätzlich ihr Spiel weiter nach hinten verlagerten. RB hatte in der Folge logischerweise viel Ballbesitz, gefährliche Chancen spielten sich die Gastgeber aber nicht heraus. Ein zur Ecke abgefälschter Pressschlag von Dominik Szoboszlai (31.), mehr kam nicht Richtung Mainzer Tor.
Stach nur in die Mauer
Auf der Gegenseite bot sich den 05ern in Minute 41 eine gute Chance zum Ausgleich. Poulsen hatte 14 Meter vor dem Leipziger Tor gegen Aaron das Bein zu hoch genommen, den Spanier aber nicht getroffen. So gab es indirekten Freistoß statt Elfmeter für die Mainzer. Anton Stach nahm sich der Sache an, traf mit seinem allerdings auch schlecht vorbereiteten Versuch nur die Mauer.
Nach dem Seitenwechsel dauerte es nur vier Minuten, ehe nun deutlich zielstrebigere Leipziger auf 2:0 erhöhten. Szoboszlai traf aus zehn Metern mit einem Schuss unter die Latte. Das Tor zählt jedoch erst nach Videobeweis, weil der Torschütze in der Entstehung den Ball nicht per Kopf auf den im Abseits stehenden Vorbereiter, den eingewechselten Christopher Nkunku, weitergeleitet hatte.
Wer nun glaubte, die Partie sei entschieden, sah sich getäuscht - zumindest 62 Sekunden lang. Nachdem Gvardiol aus kurzer Distanz das 3:1 liegen gelassen hatte (55.), machte Jae-sung Lee aus dem Nichts die Partie wieder spannend. Onisiwo ließ links im Strafraum Tyler Adams ins Leere laufen und legte zurück zu Lee, der den Ball unter die Latte setzte - 1:2 (57.).
Mehr Aktuelles zu Mainz 05: Hier klicken
Die Freude über den Anschlusstreffer hielt allerdings nur eine Zeigerumdrehung, dann stellte Nkunku den alten Abstand wieder her. Szoboszlai hatte den Franzosen freigespielt und der chippte den Ball lässig über den herausstürzenden Zentner. Als dann noch Silva aus 16 Metern genau ins rechte Eck traf (61.), war die Partie wirklich entschieden. Das sah wohl auch 05-Coach Svensson so, der kurz darauf seinen besten Torschützen Burkardt vom Feld nahm, für ihn David Nemeth, einen etatmäßigen Innenverteidiger, brachte und damit zur Fünferkette zurückkehrte. Schadensbegrenzung war nun angesagt.
Die gelang, die 05er kassierten in den verbleibenden 26 Minuten keinen Gegentreffer mehr. So blieb es am Ende beim 1:4 aus Mainzer Sicht. Einer Niederlage, die ihren Knackpunkt in der 21. Minute hatte. Mit einer tragischen Figur.