Die Eintracht und der Kampf um Europa

aus Eintracht Frankfurt

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Ist die Champions-League für die Frankfurter erreichbar?  Foto: dpa

Weil es für die Eintracht gerade nicht besser laufen könnte, kommen Träume von der Champions-League auf. Was für und was gegen den großen Coup spricht – eine Analyse.

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FRANKFURT. 30 Punkte nach achtzehn Spieltagen, nur zwei Punkte Rückstand auf den Dritten und Vierten respektive den Champions-League-Plätzen – für die Frankfurter Eintracht könnte es besser nicht laufen. Am Main reifen Träume, ausgerechnet in Corona-Zeiten ohne die Mithilfe der leidenschaftlichen Fans wieder den Einzug nach Europa zu schaffen. Aber wie realistisch ist das? Die 30 Punkte zu diesem Zeitpunkt der Saison sind viel, aber sie sind nicht die große Ausnahme in der jüngeren Geschichte der Eintracht. 2013 und 2019 hatten die Frankfurter genauso viele Zähler auf dem Konto, 2017 unter Trainer Niko Kovac sogar noch zwei Punkte mehr. Zu einem Platz unter den ersten Vier aber hat es trotzdem nie gereicht, Platz sechs (2013) und Platz sieben (2019) waren die besten Ergebnisse. Kann der Griff nach den Sternen der „Königsklasse“ diesmal klappen? Eine Analyse.

Was für die Eintracht spricht

Die Mannschaft kann sich ausschließlich auf die letzten sechzehn Spiele konzentrieren, nicht gestört und belastet von Europapokal und DFB-Pokal. Das ist bei Konkurrenten wie Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach anders. Die Frankfurter spielen stabil wie selten. Von den ersten achtzehn Begegnungen haben sie überhaupt nur zwei verloren, die wenigsten mit den Bayern und Wolfsburg. Sie sind „Serientäter“. Seit sieben Spielen ist die Eintracht ungeschlagen. Die nächsten Gegner Hertha, Hoffenheim und Köln sind zwar unberechenbar, aber alle auch nicht unschlagbar.

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Viele Spieler entwickeln sich sichtbar nach vorne. Evan Ndicka zum Beispiel, der schon lange ein guter Verteidiger war, jetzt aber auch Qualitäten im Offensivspiel zeigt. Djibril Sow, der in seinem zweiten Jahr in Frankfurt das zeigt, was man sich bei der Verpflichtung 2019 von ihm versprochen hatte. Damals war er der Eintracht über zehn Millionen Euro Ablöse wert, jetzt macht er sich nach und nach bezahlt. Auch Erik Durm, der nach Monaten des Reservistendaseins an jene Form anknüpft, die ihn vor sieben Jahren sogar mal in die Nationalmannschaft gebracht hat. Oder Amin Younes, der nach zwei Jahren auf der Reservebank des SSC Neapel wieder Spaß am Fußball gefunden hat. Von den Stars wie André Silva, Filip Kostic und Luka Jovic gar nicht zu reden, deren Klasse ja sowieso unbestritten ist.

Ein großer Vorteil der Eintracht ist auch die realistische Erwartungshaltung. Viele träumen in Frankfurt von Europa und ganz heimlich auch von der Champions-League. Aber niemand erwartet oder fordert es. Alles kann, nichts muss ist das Motto am Main. Da stehen andere wie der BVB oder Leverkusen deutlich mehr unter Druck. Hilfreich ist auch die Ruhe und Einigkeit im Klub. Was sich in der vermeintlichen „Krise“ gezeigt hat, als die Eintracht in der Vorrunde neun Spiele ohne Sieg geblieben war. Zweifel am Trainer hatte es dennoch nie gegeben.

Was gegen die Eintracht spricht

Der Frankfurter Kader ist zwar qualitativ stark, quantitativ aber sehr dünn, nachdem mit David Abraham, Bas Dost, Danny da Costa, Dominik Kohr und Marijan Cavar fünf Spieler abgegeben wurden. Mit Jetro Willems könnte noch ein Sechster folgen. Bei Verletzungspech oder Sperren könnte es auf der einen oder anderen Position eng werden. Die prominente Konkurrenz ist personell in Teilen noch besser aufgestellt als die Eintracht. Das gilt sowohl für Dortmund als auch für Leverkusen und für Leipzig sowieso. Vergleichbar mit den Frankfurtern ist der VfL Wolfsburg, der sich auch fast still und heimlich in die Spitzengruppe geschlichen hat.

Die Eintracht hat es noch nicht geschafft, ein Auswärtsspiel gegen einen der „Großen“ zu gewinnen. Das wird aber nötig sein, schließlich muss sie in der Rückrunde in Leipzig, in Dortmund, in Gladbach und in Leverkusen antreten.

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Die Erfolge in dieser Saison wurden bislang ohne Fans erreicht. Und doch könnten die Anhänger fehlen, wenn es am Ende um die „Wurst“ geht. Man stelle sich vor, die Eintracht kann in den letzten Heimspielen gegen Augsburg, Mainz und Freiburg vor vollem Haus um Europa kämpfen… Doch so weit wird es wohl nicht kommen.

Fazit

Europa ist ein realistisches Ziel, wenn die Eintracht von größeren Ausfällen verschont bleibt. Die Champions-League ist nur möglich, wenn die Konkurrenz weiter schwächelt und die Eintracht am oberen Rand ihrer Möglichkeiten spielt.

Von Peppi Schmitt