Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Peter Fischer. Jetzt holt der Eintracht-Präsident zum Gegenschlag aus und spricht von einer „Rufmordkampagne” gegen ihn.
Frankfurt. Ende Januar hatten Ermittler der Frankfurter Staatsanwaltschaft das Anwesen von Eintracht-Präsident Peter Fischer durchsucht. Am Montag wurden die Drogen-Ermittlungen gegen den 66-Jährigen bekannt. Nun meldet sich Fischer zu Wort. Seine Anwälte Dr. Stefan Bernhard-Eckel und Marko Spänle sprechen in einer am Donnerstagnachmittag veröffentlichten Stellungnahme davon, dass die Ermittlungen gegen den 66-Jährigen auf eine „aus unbekannten Gründen mit offensichtlichen Widersprüchen initiierte Rufmordkampagne“ zurückzuführen seien. Die Fischer-Verteidigung wirft der Staatsanwaltschaft vor, die Hausdurchsuchung Ende Januar sei rechtswidrig gewesen und fordert die Einstellung des Verfahrens gegen Fischer, dessen Lebensgefährtin und den 25 Jahre alten Sohn.
So erklärt die Fischer-Verteidigung den Drogen-Vorwurf
Die Ermittlungen gingen laut Fischers Verteidiger zurück auf eine Anzeige der Mutter eines Klassenkameraden des 13-jährigen Fischer-Sohnes. Laut deren Aussage hätte Fischers und ihr Sohn bei einer Schulveranstaltung am 17. November 2022 gemeinsam Kokain konsumiert. Daraufhin habe der Fischer-Sohn ihrem Kind einen Beutel mit Kokain überlassen, von dem der in der darauffolgenden Woche täglich gekokst habe. Die Rede ist von 4 Gramm. Diese habe er konsumiert und anschließend den leeren Plastikbeutel auf das Dach eines benachbarten Hauses geworfen. Die Polizei fand diesen beim Nachschauen nicht. Laut Verteidigung des Eintracht-Präsidenten hätten sich der Schulfreund und dessen Mutter, die mit ihrer Anzeige die Ermittlungen ins Rollen gebracht hatte, bei ihren Aussagen über den Zeitraum des Konsums in Widersprüche verstrickt. Auch ein Drogen-Urintest bei dem Jungen sei negativ ausgefallen. Da Kokain noch Tage lang im Urin nachweisbar ist, sei es auszuschließen, dass der Schulkamerad Kokain in dem von ihm behaupteten Zeitraum konsumiert habe, heißt es im Statement der Fischer-Seite. Eine inzwischen von der Staatsanwaltschaft angeordnete Haaranalyse beim Schulfreund habe nach Auffassung der Verteidigung keine große Relevanz mehr, da sich der genaue Zeitpunkt des Konsums nicht mehr feststellen lasse.
Trotz des bekannten Ergebnisses entschied sich zum Unverständnis der Verteidigung die Staatsanwaltschaft dazu, am 29. Januar 2023 das Anwesen des Eintracht-Präsidenten zu durchsuchen. Laut Fischers Verteidiger konsumiere der nicht mehr im gemeinsamen Haushalt lebende Kindesvaters des Schulkameraden Kokain und Crack, was auch aktenkundig sei. Die Familie werde daher vom Jugendamt betreut.
Marihuana bei Haushaltshilfe gefunden
Auch auf den Drogenfund gehen die beiden Anwälte in der Stellungnahme ein. Die kleinere Menge Marihuana sei bei der Hausdurchsuchung laut Anwälten in der Handtasche der Haushaltshilfe gefunden worden. Darüber hinaus sei eine geringste Menge einer verdächtigen Substanz in deren Bett gefunden worden. Von der Haushaltshilfe habe sich die Familie inzwischen getrennt. Sie ist aus der Wohnung ausgezogen.
Auf dem Nachttisch in einem Schlafzimmer, in dem Fischer nicht nächtigte, seien zudem Rückstände einer weißen Substanz auf klebrigem Untergrund festgestellt worden. Die Rückstände wurden laut Akten aber in so geringer Menge festgestellt, dass sie nicht gesichert werden konnten. Ein durchgeführter Drogenschnelltest reagierte allerdings positiv auf Kokain.
Die Droge selbst, aber auch Utensilien oder Hinweise auf Verkäufer seien dagegen nicht festgestellt worden. Alle Mobiltelefone wurden von den Ermittlern sichergestellt. „Die Entsperrcodes wurden freimütig von unserem Mandanten für alle Mobiltelefone herausgegeben, da er nichts zu verbergen hat“, heißt es in der Stellungnahme. Weiter: „Ob es sich bei den Rückständen tatsächlich um Kokain gehandelt hat, steht nicht fest.“ Nach Auffassung der Verteidigung müsse ein positiver Befund mit Massenspektroskopie abgesichert werden, was in diesem Fall nicht geschehen sei. Der sogenannte ESA-Schnelltest sei nicht gerichtsverwertbar.
Anwälte: 13-jähriger Sohn hatte keinen Zugriff auf Drogen
Die Anwälte betonen, dass der 13 Jahre alte Sohn von Fischer anders als von der Staatsanwaltschaft dargestellt keinen Zugang zu Drogen hatte. Er bestritt in Textnachrichten an die Mutter seines Schulkameraden Drogen konsumiert zu haben. Die Verteidigung fordert die Einstellung des Verfahrens und will auf die falschen Vorwürfe der Mutter des Schulfreundes strafrechtlich reagieren. Die Ermittlungen laufen weiter. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung
Der Verein hatte sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Fischer nicht zu der Causa geäußert. Von Seiten von Eintracht e.V. hieß es auf Nachfrage lediglich: „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu den laufenden Ermittlungen nicht äußern können und möchten. Wir werden uns zunächst ein umfassendes Bild vom Sachstand machen.” Eintrachts Vorstandssprecher Axel Hellmann wollte die Ermittlungen nicht kommentieren, „nicht als Freund, nicht als Mitglied und nicht als Vereinsfunktionär.”
Schillender Persönlichkeit mit klarer Kante
Fischer ist seit 2000 Präsident des Vereins mit mehr als 100.000 Mitgliedern in 19 Abteilungen. Erst am 26. September 2022 war er für weitere vier Jahre im Amt bestätigt worden. Fischer gilt als schillernde Persönlichkeit und Mann des deftigen Sprachgebrauchs, aber immer mit klarer Haltung. Für seine klare Positionierung gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus wurde Fischer im März 2022 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet.