Eintracht-Boss zu West-Ham-Ankündigung: "Der größte Dreck"

aus Eintracht Frankfurt

Thema folgen
Peter Fischer (rechts), Präsident von Eintracht Frankfurt, besucht die angereisten Eintracht-Fans an ihrem Treffpunkt am Placa de Catalunya.  Foto: dpa
© dpa

Die Ankündigung von West Ham United, Frankfurtfans aus dem Stadion holen zu wollen, treibt Eintracht-Präsident Fischer vor dem Europapokalspiel auf die Palme.

Anzeige

FRANKFURT. Ja, beim 2:2 gegen die TSG Hoffenheim lieferte die Eintracht eine ordentliche Partie und hätte gewinnen können. Aber nein, nicht alle waren wirklich konzentriert und so hat es eben nicht zum zweiten Heimsieg des Jahres gereicht. „Ich bin zwar weder Mentalcoach noch Gedankenleser, aber irgendwo findet bei den Spielern im Kopf ein Abwägen statt, das ist ein Bundesligaspiel und das ein Europapokalspiel“, brachte es Präsident Peter Fischer auf den Punkt. „Wir spielen eine zähe Saison mit der keiner zufrieden sein kann.“

Dass die Eintracht die eher schwachen Leistungen mit überragenden Spielen in Europa „kompensiere“, sei völlig klar. Der Präsident nutzte einen Auftritt im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF am Samstagabend zur Werbung für diesen „einzigartigen Klub“. Aber auch da wurde hauptsächlich über Europa gesprochen. Die Spiele gegen den FC Barcelona hätten die Eintracht auf eine neue Ebene gehoben. „Es gibt keine Chance mehr in dieser Stadt, sich dieser Aura zu entziehen“, sagte Fischer, „Barcelona war das größte Spiel der Vereinsgeschichte, weil es auf internationaler Ebene stattgefunden hat.“ Die Spiele gegen West Ham seien nun ganz „neue Herausforderungen“. Sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen. In Barcelona hatten 30.000 Frankfurter das Auswärtsspiel zu einem Heimspiel gemacht, in London wird das nicht möglich sein. Das „London Stadium“ ist mit knapp 60.000 Zuschauern ausverkauft, nur 3000 Karten sind nach Frankfurt gegangen. Das ist das normale Prozedere.

Anzeige

Schlechte Erfahrungswerte aus 2019

Dass die Engländer von Vereinsseite und auch über die Ordnungskräfte drohen, Frankfurter „rauszuschmeißen“, wenn sie sich auf anderen Wegen Karten besorgen, bringt den Eintracht-Präsidenten auf die Palme. Schon beim Halbfinale bei Chelsea 2019 habe man „schlechte Erfahrungen“ gemacht. „Da haben sie Leute aus den Blöcken geholt, wenn sie gejubelt haben oder nur eine Eintracht-Krawatte anhatten“, blickt Fischer zurück. Die offiziellen Ansagen aus London, dass Gäste-Fans nur in den dafür vorgesehenen Blöcken zugelassen sind und alle anderen der Arena verwiesen würden, empfindet Fischer als Bedrohung. „Das ist mittlerweile der englische Fußball, der sich ja einbildet, das Fairplay erfunden zu haben. Das ist der größte Dreck“, sagte der Präsident der Eintracht, „ich schäme mich mittlerweile für diese Art des Fußballs“. Die eigenen Fans seien durch solche Ankündigungen zusätzlich motiviert. Fischer: „Mittlerweise heißt es aus Fankreisen und ich bin nicht weit entfernt davon. Die wollten den Brexit, die wollten aus Europa raus, dann sollen sie auch im Fußball letztendlich zwischen Alaska und dem Nordmeer ihre internationalen Spiele austragen.“ Mehr als 3000 Frankfurter werden also nicht ins Stadion kommen, vielleicht 2000 weitere in der Stadt sein. „Es werden diesmal sicher keine Menschenmassen nach London kommen“, glaubt Fischer. Und doch gibt es Sorge, dass die Fangruppen aneinandergeraten. Schließlich haben sich vor ein paar Wochen in Sevilla schon Anhänger von West Ham und der Eintracht geprügelt.

Die Spieler werden von alldem weit entfernt gehalten, sollen sich alleine auf die sportliche Auseinandersetzung konzentrieren. „Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht und können mit Selbstvertrauen nach London fliegen“, sagte Kapitän Sebastian Rode, der wie alle seine Kollegen sauer war, „dass wir es wieder einmal nicht geschafft haben, eine Führung nach Hause zu bringen.“ Dies sei die „Krux der Saison“. Das 2:2 gegen Hoffenheim war denn auch ein Spiegelbild vieler Heimspiele. Die Eintracht geriet durch Evan Ndickas Eigentor früh in Rückstand, steckte diesen weg, kam zum Ausgleich durch Ndicka und zur Führung durch Daichi Kamada. Und musste wegen mangelnder Konsequenz in der Defensive doch noch den Ausgleich durch Rutter hinnehmen. Ansgar Knauff und vor allem der eingewechselte Jens-Peter Hauge hatten die entscheidende Flanke nicht verhindern können. „Wir sind heute ein bisschen enttäuscht, dass wir wieder nicht gewonnen haben“, sagte Djibril Sow, „aber jetzt freuen wir uns auf London.“ Der Schweizer Nationalspieler ganz besonders. Nach knapp zwei Wochen Verletzungspause konnte er in der letzten Viertelstunde wieder mitmachen. „Die paar Minuten Spielzeit waren wichtig für mich im Hinblick auf Donnerstag, auch wenn ich noch ein bisschen Schmerzen habe im Knie“, sagte Sow, „aber das Adrenalin im Spiel ist das beste Schmerzmittel, da mache ich mir keine Sorgen.“ Er wird also spielen können und den gesperrten Kristijan Jakic ersetzen. Das und der Sprung vor den Rivalen aus Mainz in der Tabelle waren noch weitere positive Aspekte eines abwechslungsreichen und interessanten Spiels.

Mehr Aktuelles zu Eintracht Frankfurt: Hier klicken

Von Peppi Schmitt