Eintracht: Das Torwart-Rätsel um Rönnow

aus Eintracht Frankfurt

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Torwart Frederik Rönnow. Archivfoto: dpa
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Auf dem „Torwart-Markt“ in der Bundesliga ist zwar viel Bewegung, aber bei Eintracht Frankfurt tut sich nichts: Frederik Rönnow würde gerne wechseln, ein neuer Verein ist...

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FRANKFURT. Wenn die Frankfurter Eintracht nach einem einwöchigen Zwischenurlaub am kommenden Montag zum zweiten Mal mit der Vorbereitung auf die neue Saison beginnt, wird auch Frederik Rönnow neben Kevin Trapp und Felix Wiedwald wieder der Trainingsgruppe von Torwart-Trainer Jan Zimmermann angehören. Das ist durchaus erstaunlich, denn Rönnow hat sehr deutlich gemacht, dass er nach einem neuen Arbeitgeber sucht, weil er mit seiner Situation nicht zufrieden ist. „Realistischerweise muss ich darauf hoffen, nach den Sommerferien woanders die Nummer 1 zu sein“, hat er gesagt. Die „Nummer 2“ in Frankfurt zu sein ist dem dänischen Nationalspieler nicht genug, die Chance an der „Nummer 1“ Kevin Trapp vorbeizukommen ist gering. Nach den jüngsten Verlautbarungen aus der Frankfurter Führungsetage gibt es bislang keinerlei Angebote für den so hochgeschätzten Keeper.

Auf „Torwart-Markt“ insgesamt viel Bewegung

Dabei ist in den sogenannten „Torwart-Markt“ mal so mächtig Bewegung gekommen. Alexander Schwolow ist von Freiburg nach Berlin gewechselt, Schalke sucht ganz öffentlich einen Nachfolger für den nach München gewechselten Alexander Nübel, der VfB Stuttgart hat Gregor Kobel aus Hoffenheim fest verpflichtet und der 1.FC Köln sich gerade aus Hannover den ehemaligen Nationaltorwart Ron-Robert Zieler geholt. Augsburg und Union Berlin haben die Keeper Rafal Gikiewicz und Andreas Luthe getauscht.

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Es ist also einiges passiert zwischen den Pfosten der Liga, doch Rönnow ist bislang außen vor geblieben. Warum? Eigentlich ein Rätsel. Denn über die Klasse Rönnows gibt es keine zwei Meinungen. „Ich habe zwei Nummer-eins-Torhüter“, sagt Adi Hütter. Der Frankfurter Trainer stellt Rönnow also auf eine Stufe mit Trapp. Das ist das höchste Lob, das der österreichische Fußball-Lehrer verteilen kann.

Die Mitspieler berichten von überragenden Trainingsleistungen des 28 Jahre alten Dänen. Und wenn er denn in der Bundesliga gespielt hat, war er gut, manchmal sogar überragend. In zwei Jahren stehen elf Einsätze in seiner Statistik, neun in der letzten Saison. „Ich habe meine Chancen genutzt, mich auf einem guten Level zu präsentieren“, sagt er selbst. Doch er weiß auch, dass er diese Chancen nur bekommen hat, weil der Kollege Trapp sich im letzten Herbst eine schwere Schulterverletzung zugezogen hatte, die eine Operation erforderlich machte. Da hat Rönnow vom Pech des anderen profitiert. Und hatte gleich wieder selbst Pech, verpasste drei Spiele am Ende der Vorrunde als er sich auch verletzte. Damals sprang die „Nummer 3“ Felix Wiedwald mit mäßigem Erfolg ein.

Vielleicht ist es die Verletzungsanfälligkeit des dänischen Torwarts, die Interessenten bislang abgeschreckt hat. Zu Beginn seiner Frankfurter Zeit, im Sommer 2018, hatte er mit Knieproblemen zu kämpfen, woraufhin Trapp erst geholt wurde. Später war er an der Schulter verletzt und die Pause Ende letzten Jahres musste er wegen eines Sehnenrisses nehmen. Andere Gründe sind nicht zu erkennen. Mit 28 ist er im besten Torwartalter, seine Leistungsfähigkeit hat er längst nachgewiesen, in punkto Gehalt gehört er sicher auch nicht zu den ganz teuren Spielern. Und an der fälligen Ablösesumme würde ein Wechsel sicher nicht scheitern. Die Eintracht hat vor zwei Jahren knapp drei Millionen Euro an Bröndby IF überwiesen, eine ähnliche Summe würde sie wohl wieder erzielen wollen. Selbst ein Leihgeschäft wäre nicht ausgeschlossen.

Die Frankfurter würden dem Wunsch nach einem Wechsel entsprechen, aber sie sehen im „Fall Rönnow“ ganz gelassen in die Zukunft. „Wenn ich es mir aussuchen darf, dann gehen wir mit Trapp und Rönnow in die neue Saison“, hat Adi Hütter gesagt, „jeder Trainer ist doch froh, wenn er so zwei gute Torhüter hat.“ Und Rönnow? „Ich muss nicht unbedingt weg, ich habe einen Vertrag bis 2022“, sagt er, „mir gefällt es in Frankfurt und bei der Eintracht sehr gut.“ Dürfe er sich seine zukünftige Rolle aussuchen, „wäre ich am liebsten die Nummer 1 in Frankfurt.“ Doch er weiß, dass das nicht klappen wird, solange Trapp da ist und so gut hält wie zuletzt. Also wird Rönnow weiter auf einen Anruf seines Beraters warten, ob sich denn doch noch eine Möglichkeit auftut, einen guten neuen Job zu finden.

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Von Peppi Schmitt