Eintracht-Euphorie: Keine Grenzen nach oben gesetzt

aus Eintracht Frankfurt

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Luka Jovic ist schnell wieder angekommen am Main. Sein Treffer gegen Bielefeld war bereits das dritte Tor im dritten Spiel nach der Rückkehr. Foto: dpa

Nach dem 5:1 gegen Bielefeld stehen die Frankfurter auf einem Europa-League-Platz. Dank einer überragenden Offensive und einem großen Entwicklungsschritt im Vergleich zum Vorjahr.

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FRANKFURT. Im Herbst des letzten Jahres hatte die Frankfurter Eintracht schon gegen die Großen der Liga gut gespielt. Aber gegen die Kleinen gepatzt. Jetzt gewinnen sie auch gegen die Kleinen. 2:0 in Mainz, 3:1 gegen Schalke, nun 5:1 in Bielefeld. Die Eintracht ist erwachsen geworden.

Seit sieben Spielen sind die Frankfurter nun ungeschlagen, haben davon fünf Begegnungen gewonnen. „Es war ein rundum toller Nachmittag, ich bin happy“, sagte Trainer Adi Hütter nach der souveränen Vorstellung auf der Bielefelder Alm, „wir sind spielerisch auf einem guten Niveau und strotzen vor Selbstvertrauen.“

Hin- und Rückspiel gegen Bielefeld als Sinnbild

Die Belohnung für die Spieler: Hütter gab zwei Tage frei. Zum ersten Mal in dieser Saison stehen die Frankfurter auf einen Platz, der zum Einzug in den Europapokal berechtigt. Der Rückstand auf Rang drei beträgt auch nur zwei Punkte. „Wenn wir das Maximum abrufen, ist es schwer gegen uns zu spielen“, sagte Amin Younes nach der Demonstration von Bielefeld, „nach oben sind keine Grenzen gesetzt.“

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Die Entwicklung der Frankfurter Mannschaft, die stete Verbesserung wird deutlich an den beiden Spielen gegen Bielefeld. In der Vorrunde nur 1:1 nach einem mühsamen Saisonauftakt. Jetzt 5:1 ziemlich leicht und locker. „Die Abwehrarbeit hat mir sehr gut gefallen“, lobte der Trainer und wollte damit wohl ein wenig ablenken von der unglaublichen Wucht, die die Frankfurter Offensive entfaltet.

Nur Bayern München schießt mehr Tore

35 Tore hat die Eintracht an den ersten 18 Spieltagen erzielt, mehr als Leipzig, mehr als Leverkusen, mehr als Wolfsburg, genauso viele wie Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach. Nur die Bayern sind da noch besser. Die Arminia hatte mit einem Eigentor und einem Fast-Eigentor ihren Teil zur Frankfurter Torflut beigetragen, aber das kann die Angriffsleistung der Eintracht nicht schmälern.

Denn der Druck, die spielerische Klasse, die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor waren so hoch, dass die Treffer nur logische Folgen der Überlegenheit waren. „Frankfurt war eine Nummer zu groß für uns, das war mehr als augenscheinlich“, sagte Bielefelds Trainer Uwe Neuhaus. Wenn so läuft wie in diesen Tagen und Wochen ist die Frankfurter Offensive kaum zu bändigen. „Es ist wirklich ein Augenschmaus, wie wir von hinten heraus kombinieren“, lobte Torwart Kevin Trapp seine Mitspieler.

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Dauerläufer, Doppel-Spielmacher, "gefürchteten Drei"

Der Angriff beginnt bei der Eintracht schon ganz weit hinten. Innenverteidiger Evan Ndicka hat seine Offensivmut entdeckt und nutzt inzwischen jede Gelegenheit Druck nach vorne zu entfachen. Erik Durm schaltet sich quasi bei jedem Angriff ein, genau wie der „Dauerläufer“ Djibril Sow. Die „Doppel-Spielmacher“ Daichi Kamada und Amin Younes waren auch in Bielefeld direkt an Toren beteiligt. Und ganz vorne sind ja noch die „gefürchteten Drei“.

Zuallererst André Silva. Der Portugiese traf mit links zum 1:0 und zum 3:0 zweimal volley, erzielte damit seine Saisontore dreizehn und vierzehn. Das sind genauso viele wie der hochgelobte Dortmunder Erling Haaland. Da ist Filip Kostic, der sich nach mühsamem Saisonbeginn nach und nach zu seiner Topform zurückgekämpft hat. In Bielefeld ist ihm endlich sein erster Saisontreffer gelungen. Aus 25 Metern traf der Serbe zum 2:0. Dazu hatte er bei drei weiteren Toren seine Füße im Spiel. So auch beim 5:1 durch Luka Jovic. Der Real-Rückkehrer war wieder eingewechselt worden und hatte mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit Kostics Hereingabe veredelt. Mit rechts den Ball angenommen, mit links reingeknallt. Es war Jovics dritter Treffer im dritten Spiel.

Keine "Büffelherde" aber nicht weniger gut

Der Jubel nach den Toren war ausgelassen und aussagekräftig. Zwischen den Stürmerstars gibt es keinerlei Futterneid, das spricht für die Charaktere der Spieler und die Arbeit des Trainers. „Luka ist ein großartiger Spieler, wir können zusammen noch besser werden und dem Team noch mehr helfen“, sagte Torjäger Silva über Torjäger Jovic. Kostic, Silva und Jovic sind keine „Büffelherde“ wie ihre legendären Vorgänger Rebic, Haller und Jovic, aber sie sind genauso in der Lage Angst und Schrecken bei den Gegnern zu verbreiten. Sie sind anders als ihre Vorgänger, nicht so ungestüm, nicht so wild. Aber sie sind nicht weniger gut.

Silva und Jovic haben eine Effizienz vor dem Tor, eine Selbstverständlichkeit im Abschluss, das Tore garantiert. Und Kostic hat mit der Rückkehr von Kumpel Jovic wieder den Spaß und die Lockerheit gefunden, die er braucht, um zu glänzen. „Filips Leistungssteigerung hat mit der Rückkehr von Luka Jovic zu tun“, stellte Adi Hütter fest, „sie sind nun mal dicke Freunde.“

Ansage für die kommenden Spiele

Dass der Frankfurter Trainer so ganz nebenbei, mit einem Lächeln im Gesicht, sogar mäkelte, „dass wir uns in der Chancenverwertung verbessern können“, war schon eine Ansage für die nächsten Wochen. Die Eintracht trifft jetzt nacheinander auf Hertha, Hoffenheim und Köln. Da sind in dieser Form auch noch einige Punkte drin. In Bielefeld sei seine Mannschaft hungrig gewesen, „wir hatten die Gier und den Spaß, geschlossen zu verteidigen.“ Das erwarte er nun auch für die nächsten Begegnungen. Das ist ganz im Sinne des größten Kämpfers. „Wenn von der Bank so eine Qualität kommt, dann ist das einfach traumhaft“, sagte Martin Hinteregger, „vorne in der Tabelle geht es eng zu. Wir sind froh, dass wir da mitspielen.“

Von Peppi Schmitt