Teil eins der Eintracht-Serie: Wie die spektakulärsten Spiele und der Abschied von Ante Rebic aus Frankfurt ausgesehen haben.
FRANKFURT. Das international in dieser Saison spektakulärste Spiel ist schon bald ein Jahr her. In der Europa-League-Qualifikation hatte sich die Frankfurter Eintracht im Juli und Anfang August leicht und locker gegen Flora Tallin sowie den FC Vaduz aus Liechtenstein durchgesetzt. Dann wurde Racing Straßburg dem Fußball-Bundesligisten zugelost, ein harter Brocken. Am 22. August unterlag die Eintracht im Hinspiel im Stadion an der Meinau mit 0:1. Zwei Dinge sind in Erinnerung geblieben. Erstens: Ante Rebic hatte die Leistung verweigert. Trainer Hütter hatte ihn zur Pause auswechseln müssen. Zweitens: Die Fans beider Klubs hatten sich auf den Straßen wilde Prügeleien geliefert.
Das Rückspiel exakt eine Woche später war schon vor dem Anpfiff aufgeheizt. Die Arena war ausverkauft. Und Ante Rebic stand in der Anfangsformation. Das war weniger klar. Denn der kroatische Vizeweltmeister hatte intern deutlich gemacht, dass er – wie seine Kollegen Luka Jovic und Sébastien Haller aus der „Büffelherde“ – den Verein verlassen wollte. Das Ziel war der AC Mailand. Aber Rebic hatte dem Trainer versprochen, dass er sich würdig verabschieden wollte. Also stellte der Trainer den Abwanderer auf. Rebic stand dann im Mittelpunkt einer Fußball-Schlacht. Stefan Mitrovic hatte die Eintracht mit einem Eigentor in Führung gebracht, der Rückstand war damit egalisiert. Im Stadion herrschte die typische Frankfurter Europacup-Atmosphäre, der Kessel kochte. Und der Deckel flog in die Luft, als der israelische Schiedsrichter Orel Grinfeld ausgerechnet Rebic eine Minute vor der Pause vom Platz stellte. Wie sich nach Ansicht der Fernsehbilder herausstellte eine Fehlentscheidung. Der Eintracht drohte in Unterzahl das Aus in der Europa League, bevor diese so richtig angefangen hatte. Der Schiedsrichter wurde mit allen möglichen Gegenständen beworfen. Von der Business-Tribüne aus, das war neu. Im Kabinengang sei es „unglaublich“ zugegangen, berichtete Trainer Hütter. Torwart Kevin Trapp war auf den Unparteiischen zugestürmt und musste von den Kollegen davor bewahrt werden, Dummheiten zu machen. Manager Bruno Hübner hatte dem Referee in wenig freundlichen Worten seine Sicht der Dinge mitgeteilt. Als Quittung für das Chaos wurde eine Woche später Hübner von der Uefa-Disziplinarkommission für ein Spiel gesperrt und die Eintracht musste einen Zuschauer-Teilausschluss für das nächste Spiel hinnehmen.
Zurück auf dem Platz hatten die übrig geblieben zehn „Adler“ Glück, dass sich Straßburgs Lienhard zu einer Tätlichkeit gegen Dominik Kohr hinreißen ließ und auch vom Platz flog. Filip Kostic und Danny da Costa schossen dann mit ihren beiden Treffern zum 3:0 die Eintracht in die Gruppenhase. In der Arena herrschte ein Jubel, als sei die Eintracht geradewegs ins Finale eingezogen. „Es gibt in ganz Europa kein Stadion, das eine solche Wucht entfesseln kann“, sagte Vorstand Axel Hellmann. „Die Frankfurter leisten mehr, als ihr Talent hergibt“, sagte der Straßburger Trainer Thierry Laurey. Da war was dran. Und Ante Rebic war nach dem Spiel weg.
Es folgten ein paar weitere tolle Auftritte. Heraussticht natürlich das 5:1 gegen den FC Bayern München am 2. November. Das internationale Highlight lieferte die Eintracht mit einem 2:1-Sieg gegen Arsenal London und dem damit verbundenen Einzug in die K.-o.-Phase der Europa League ab. Die Fans brummten dabei eine Strafe ab, diesmal weil sie beim Spiel in Guimaraes mit Sitzschalen geworfen hatten. 2000 Anhänger, die sich trotz des Verbots „eingeschlichen“ hatten, jubelten nach dem Erfolg aber vernehmlich.
Die wohl beste Saisonleistung zeigten die „Adler“ gegen Bayer Leverkusen (3:0) am 18. Oktober. Im neuen Jahr kamen dann die Lieblingsgegner aus der „Brause-Dynastie“ von Red Bull. Die Eintracht besiegte RB Leipzig in Liga und DFB-Pokal. Und sie setzte sich in der Europa League gegen RB Salzburg, die international unter FC Salzburg firmieren müssen, sicher durch (4:1 und 2:2). Über die mittelmäßige Saison hinaus hatte es die Eintracht also wieder fertiggebracht, ihren Fans spektakuläre Spiele zu zeigen.
Von Peppi Schmitt