Der Start der Eintracht in die neue Saison ist gelungen. „Das hat mir richtig gefallen“, lobte Trainer Hütter nach dem Sieg gegen die TSG Hoffenheim.
FRANKFURT. Es war kurz vor halb Sechs, als am Samstag in der Frankfurter Arena die Tabelle der Bundesliga auf dem nagelneuen Videowürfel eingeblendet wurde. Auf Platz 1: Eintracht Frankfurt. Der Jubel der noch im Stadion verbliebenen Zuschauer war frenetisch. Dass es sich nach dem 2:1 (0:1)-Sieg gegen die TSG Hoffenheim nur um eine Momentaufnahme handelte, die schon drei Stunden später durch den Sieg der Leipziger gegen Schalke verändert wurde, hatte in diesem Moment niemanden gestört. Ob nun Erster, Zweiter oder Dritter – der Start der Eintracht in die neue Saison ist gelungen. Und er macht Appetit auf mehr. „Diese Leistung macht mich und uns stolz“, sagte Torwart Kevin Trapp, „insgesamt haben wir eine sehr gute Mannschaft und sind eingespielt. Schauen wir mal, was in dieser Saison möglich ist.“
Der Sieg gegen den Bayern-Besieger Hoffenheim war die konsequente Fortsetzung der bisherigen Spiele. „Wir wurden nach dem Spiel gegen Bielefeld kritisiert, das haben wir in Berlin korrigiert und heute bestätigt“, beschrieb Trainer Adi Hütter die Fortschritte, „die Entschlossenheit meines Teams hat mir gefallen“. Es waren die ureigensten Tugenden dieser Frankfurter Mannschaft, die die drei Punkte gebracht hatten: Wucht, Kampfgeist, Emotionen, purer Wille. „Es ist nicht einfach gegen uns zu spielen, mit unseren Tugenden machen wir viel wett“, freute sich Hütter.
8.000 Zuschauer bachteteten Regeln
Die 8.000 Zuschauer, die sie sich in Bezug auf die Hygiene-Regeln wieder vorbildlich verhalten hatten, waren hochzufrieden mit ihrer Mannschaft. Die Unterstützung von den Rängen war phänomenal, man hätte glauben können, die Arena sei ausverkauft. Die Mannschaft ließ sich davon anstecken. Oder war es umgekehrt und die Mannschaft hatte ihre Fans angesteckt? Jedenfalls haben die Frankfurter gezeigt, was sie können. Sie hatten nach gutem Beginn zwar nach dem Rückstand durch ein fantastisches Tor von Andrej Kramaric kurzzeitig den Faden verloren. Aber sie hatten nach dem Wechsel mit Macht zurückgeschlagen. Hütter: „Das hat mir richtig Spaß gemacht.“
Sieg auch ohne Kostic möglich
Dem Trainer war es gelungen, in der Halbzeitpause seine Spieler auf den rechten Weg zurückzuführen. Einige seien vor der Pause nicht „auf der Höhe ihres Potentials“ gewesen, sagte er später. Da durften sich unter anderen die beiden Außen Almamy Touré und Steven Zuber, der den verletzten Filip Kostic vertrat, angesprochen fühlen. Das änderte sich nach der Pause grundlegend. Nun gehörten gerade diese beiden zu den Besten. „Zuber hat es ausgezeichnet gemacht, wir sehen, dass wir auch ohne Kostic gewinnen können“, stellte der Trainer trocken fest, „das ist auch gut für ihn.“
Tore erzwungen
Noch übertroffen wurden Touré und Zuber von den beiden Japanern Makoto Hasebe und Daichi Kamada und vom Sturmduo André Silva und Bas Dost. Beide Tore waren Resultat großen Willens, wurden im Sinne des Wortes erzwungen. Beim 1:1 legte Dost maßgerecht vor und Kamada drückte den Ball über die Linie. Beim 2:1 leistete Kamada die Vorarbeit, Silva verlängerte mit großer Willensleistung im Sitzen und Dost schob über die Linie. „Das hat mir richtig gefallen“, sagte Hütter. Und vergaß dann nicht zu erwähnen, dass es nicht alleine Kraft und Wille und Wucht gewesen waren, die für den Sieg gesorgt hatte, „sondern auch viel Spielwitz“.
Kamada leitet Siegtreffer ein
Der wurde eingebracht vom famosen Kamada, der den Siegtreffer mit einem Solo eingeleitet hatte, die an seine Vorbereitung zum Tor des Monats in der letzten Saison in Berlin erinnerte. „Das kann Daichi“, lobte Hütter, „heute war er aber auch Verbindungsspieler zwischen Defensive und Offensive und hat viele Zweikämpfe gewonnen.“ Auch von Touré, der nun mit Dribblings und Flanken für enormen Druck sorgte. Und von Dost, der zwar als Torjäger und Vorbereiter Erfolge feiert, irgendwo in seinem Innersten aber so etwas wie ein Spielmacher ist. Der lange Holländer legte den Kollegen die Bälle auf, verteilte aus dem Mittelfeld heraus und war doch immer zur Stelle, wenn es vor dem Tor gefährlich wurde. Jetzt ist er der Dost, den die Eintracht sich erhofft hatte, als sie ihn vor einem Jahr holte. „Bas war in der vergangenen Saison nie richtig im Spiel, weil ihn immer wieder Verletzungen zurückgeworfen haben“, lieferte der Trainer eine einfache Erklärung für die Leistungsexplosion, „jetzt ist er in sehr guter Verfassung und zeigt seine Qualitäten als echter Strafraumstürmer.“
Hütter ist es gelungen, wieder eine Mannschaft zusammenzufügen, die die modernen Anforderungen des Fußballs erfüllt. Zumindest in Begegnungen gegen Mannschaften wie Hertha oder Hoffenheim, die auf ähnlichem Niveau spielen und vermutlich mit der Eintracht um die Plätze hinter den ganz Großen kämpfen. Die Bilanz der Frankfurter ist saisonübergreifend durchaus beeindruckend: Von den letzten elf Spielen haben sie nur eines verloren, aber acht gewonnen.
Von Peppi Schmitt