Nach dem 3:0-Sieg der Frankfurter Eintracht gegen Werder Bremen richten sich die Blicke wieder selbstbewusst nach vorne. Die Abstiegsgefahr scheint gebannt, der Trainer warnt...
FRANKFURT. Es ist noch keine Woche her, da gingen die Blicke bei der Frankfurter Eintracht einzig in den Rückspiegel. Die Konkurrenz im Abstiegskampf war bedrohlich nahegekommen. Sechs Tage und zwei Auswärtssiege später richten sich die Blicke in Frankfurt wieder nach vorne. Dem 2:1 in Wolfsburg ließ die Eintracht ein 3:0 (0:0) in Bremen folgen, die Gefahr ist bei zehn bzw. acht Punkten Vorsprung auf Abstiegs- und Relegationsplatz so gut wie gebannt. „Wir sind noch nicht gerettet, es war nur ein Schritt dorthin“, mahnt Trainer Adi Hütter dennoch, „wir sind erst durch, wenn es rechnerisch sicher ist.“ Das muss ein Trainer sagen. Doch es sind ja nicht nur Punkte und Tore, die die Eintracht vom Abgrund trennen, es ist längst wieder die Leistung, die den Unterschied zu den „Kellerkindern“ macht. „Nach dem Restart haben wir uns mittlerweile stabilisiert, sind wieder gut in Schuss, überzeugen läuferisch und kämpferisch und sind unangenehm zu bespielen“, lobt der österreichische Trainer seine Mannschaft.
Der Schlüsselmoment, der den Weg zur Besserung gewiesen habe, sei das Heimspiel gegen Freiburg gewesen, als die Eintracht aus einem 1:3-Rückstand noch ein 3:3 gemacht hatte. „Das hat uns Kraft gegeben“, sagt Hütter. Kraft und Überzeugung, die nun in Wolfsburg und Bremen zu den Auswärtssiegen drei und vier geführt haben. Viele Komponenten kommen nun wieder zusammen bei den Frankfurtern. Der Trainer ist zur altbewährten 3-5-2-Taktik zurückgekehrt. Einzelne Spieler wie Torwart Kevin Trapp oder Libero Makoto Hasebe haben Topform erreicht. Und das Spielglück ist auch wieder zurück.
Mit der Dreier-Abwehr fühlt sich diese Mannschaft ganz offensichtlich wieder wohl. Die Bremer hatten zwar gute Phasen im Spiel, vor allem kurz vor der Pause, aber richtig gefährlich wurden sie nicht. „Ich kann mich an keine Bremer Chance in der zweiten Halbzeit erinnern“, sagte Hütter. Was in der ersten Halbzeit aufs Tor gekommen war, hatte der Torwart sicher gemeistert. Doch gerade Kevin Trapp war weit entfernt davon, schon wieder alles in rosaroten Farben zu malen. „Es war grausam im ersten Abschnitt“, schimpfte er, „so kann man nicht auftreten.“ Das hatte auch der Trainer so empfunden und deutliche Worte gefunden. Trapp: „Der Trainer war relativ klar in der Pause.“ Das Kabinen-Donnerwetter war auf fruchtbaren Boden gefallen. „Kompliment, wie die Jungs das dann umgesetzt haben“, lobte Hütter.
Der älteste Spieler auf dem Platz war mit bestem Beispiel vorangegangen. Der 36 Jahre alte Hasebe gewann nicht nur den entscheidenden Zweikampf vor dem Angriff, der zum 1:0 führte, er hielt auch die Abwehr souverän zusammen und initiierte viele gute Angriffe. Die Verlängerung des Vertrages um ein weiteres Jahr macht viel Sinn. Die Eintracht konnte wie schon in Wolfsburg so auch in Bremen im zweiten Durchgang zulegen. Filip Kostic findet nach und nach zur Topform zurück. Seine Flanke, die André Silva per Kopf zum 1:0 veredelte, war ein Glanzstück. Silva seinerseits wird immer mehr zum Torjäger und erinnert ein wenig an die so vermissten „Büffel“ Haller und Jovic. Der Portugiese kommt auf acht Saisontore, hat in den letzten fünf Spielen seit dem Re-start schon viermal getroffen.
Das Glück ist wieder da
Der Trainer hat nicht nur wieder das richtige System gewählt, er hat auch ein gutes Händchen bei den Einwechslungen. „Alle die reinkommen, erfüllen ihre Aufgabe“, sagt er. Diesmal ganz vorne dran: Stefan Ilsanker, bislang in 86 Bundesligaspielen ohne ein einziges Tor, der nun in seinem 87.Spiel in nur neun Minuten zum 2:0 und 3:0 traf. „Das ist wohl das Ketchup-Flaschen-Prinzip, „sagte er, „lange kommt gar nichts, dann alles auf einmal.“ Bas Dost hatte wie schon in Wolfsburg per Kopf einen Assist geliefert. Dass der Video-Schiedsrichter den Bremern einen ansonsten klaren Elfmeter verweigerte, weil Davy Klaasen vor David Abrahams Handspiel im Abseits gestanden hatte, passt zum zurückgekehrten Glück.
Auf einmal ist der Abstand zu den Europapokalplätzen (7 Punkte) wieder geringer als jener zu den Abstiegsplätzen. „Wenn wir am Samstag drei Zähler gegen Mainz holen, können wir wieder etwas nach oben schauen“, wagte sich ausgerechnet Hasebe ein klein wenig aus der Deckung. Der ganz Fokus war schon gleich nach dem Abpfiff auf das Derby gerichtet. Im dritten Versuch soll es nach der Corona-Pause endlich einen Heimsieg geben. Dafür hat schon in Bremen die Vorbereitung begonnen. Noch in der Nacht war es per Charterflieger nach Mannheim gegangen, von dort per Bus zurück in die Heimat. Damit so wenig Energie wie möglich unterwegs verloren geht.
Von Peppi Schmitt