Eintracht-Trainer Adi Hütter pokert um die Anfangself für das Spiel gegen Hertha BSC und erklärt Luka Jovic werde von Tag zu Tag besser.
FRANKFURT. Am 2.November 2018 hat die Frankfurter Eintracht beim VfB Stuttgart mit 3:0 gewonnen. Es war die Geburtsstunde der „Büffelherde“, die in der Folge durch die Bundesliga und die Europa-League getrampelt war. In den erfolgreichen Wochen vor diesem Auswärtssieg in Schwaben, hatte Trainer Adi Hütter immer wieder die Frage beantworten müssen, welchen seiner drei Superstürmer Ante Rebic, Sébastien Haller und Luka Jovic er denn draußen lassen würde. Von diesem Tag war die Antwort: „Keinen.“
"Wen lasse ich draußen?"
Auch jetzt steht Hütter wieder Spiel für Spiel vor der Frage: „Wen lasse ich draußen?“ Seit der Rückkehr von Luka Jovic hat er neben André Silva einen weiteren Klassestürmer. Jovic wurde bislang immer „nur“ eingewechselt, hat aber dennoch in drei Spielen schon drei Tore erzielt. Und Silva steht hinter Robert Lewandowski gleichauf mit Erling Haaland mit 14 Saisontoren auf Platz zwei der Torjägerliste. Hütter hat also ein Luxusproblem. Jovic werde „von Tag zu Tag besser“, hat der Frankfurter Trainer nun vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC (Samstag, 15.30 Uhr) gesagt, „auch wenn er noch nicht hundertprozentig fit ist.“ Deutet eigentlich alles auf eine weitere Rolle als „Joker“ für Jovic hin. Wenn Hütter nicht in einem Nebensatz angefügt hätte: „Es heißt noch lange nicht, dass wir nicht mit zwei Spitzen beginnen - vielleicht ja schon am Wochenende."
Auch damals in Stuttgart war die Aufstellung der drei „Büffel“ völlig überraschend gekommen. Genauso könnte der Frankfurter Trainer nun die Berliner mit dem Torjäger-Duo Silva/Jovic überraschen. Denn eines ist klar: Auf Dauer wird Jovic nicht nur den „Joker“ geben, das wäre dann doch verschenkte Qualität. Also muss der Eintracht-Coach eine Möglichkeit finden, Silva und Jovic gemeinsam auf Torejagd zu schicken. Das ist bei der Klasse der beiden natürlich möglich. Jovic könnte zum Beispiel auch etwas zurückgezogen spielen. Erinnert sei an die letzte Woche, als der Serbe in Bielefeld mit einem fantastischen Pass Filip Kostic eine Torchance ermöglicht hatte, ganz wie es sonst umgekehrt passiert. Soll heißen: Jovic wie Silva haben spielerische Qualitäten, die es ermöglichen, flexibel zu agieren. Will Hütter beim System mit einer vorderen Spitze und zwei „Zehnern“ dahinter bleiben, könnte einer dieser „Zehner“ auch Jovic sein. „Natürlich können wir zusammenspielen“, hat Luka Jovic jüngst in einem Gespräch versichert, „André ist ein fantastischer Spieler.“
Mannschaft Offensivstil auf den Leib geschneidert
Dass Hütter ein mutiger Trainer ist, hat er nicht nur damals in Stuttgart bewiesen, sondern er beweist es immer wieder. Auch in dieser Saison. Nach einigen Experimenten mit defensiveren Varianten hat er seiner Mannschaft letztlich einen Offensivstil auf den Leib geschneidert, der der Konkurrenz durchaus Respekt abnötigt. „Spielerisch ist die Eintracht zur Zeit mit das Beste in der Liga“, hatte zuletzt Freiburgs Trainer Christian Streich gesagt. Mindesten fünf Spieler der ersten Elf bevorzugt die Offensive. Spieler für seinen Attacke-Stil hat Hütter genügend im Kader. Mit Amin Younes und Aymen Barkok sind schon zu Saisonbeginn zwei richtig gute Fußballer dazugekommen, zuletzt war es noch Jovic. Und auch bei den Spielern seiner abwehrenden Abteilung legt Hütter besonderen Wert darauf, dass sie das Spiel nach vorne entwickeln können. Genau darum hat der womöglich defensivstärkste Mittelfeldspieler Stefan Ilsanker seinen Platz an Makoto Hasebe verloren. Ganz einfach, weil der 37 Jahre alte Japaner den Ball sicherer und präziser nach vorne bringen kann. So hat in den letzten Wochen Martin Hinteregger als zentraler Abwehrspieler große Fortschritte bei der Spieleröffnung gemacht. Und so hat Hütter dem linken Innenverteidiger Evan Ndicka „eingebimst“, dass er sich im richtigen Moment mit nach vorne einschalten soll.
Das Frankfurter Spiel ist also grundsätzlich auf Angriff ausgerichtet. Und genau darum ist es wahrscheinlich, dass Adi Hütter ziemlich bald einen Platz für Luka Jovic in der Anfangself finden wird – vielleicht schon gegen Hertha BSC.
Von Peppi Schmitt