Eintracht: Kevin Trapp wartet auf die „weiße Weste“

aus Eintracht Frankfurt

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Verkörpert wie kein anderer die Eintracht: Keeper Kevin Trapp. Archivfoto: dpa
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Noch kein Heimspiel ohne Gegentor - das nagt am Eintracht-Frankfurt-Torwart. Denn der Kampf um einen Platz im Team für die EM hat auch für ihn schon begonnen.

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FRANKFURT. Kevin Trapp (30) ist deutscher Nationalspieler (5 Länderspiele). Im Sommer will der Torwart der Frankfurter Eintracht mit der DFB-Auswahl an der Europameisterschaft teilnehmen. Dafür darf er aus einem Dreikampf um die beiden Kaderplätze hinter Welt-Torhüter Manuel Neuer (Bayern München) mit Andre Ter-Stegen (FC Barcelona) und Bernd Leno (Arsenal London) nicht als Verlierer hervorgehen. Der Frankfurter Keeper hat den Vorteil, dass er Woche für Woche in der deutschen Bundesliga seine Klasse zeigen kann, während die Konkurrenten in Spanien und England um Renommee kämpfen.

Beim Auswärtsspiel am letzten Sonntag in Hoffenheim hat Bundestorwarttrainer Andreas Köpke auf der Tribüne gesessen und sicher genau hingeschaut. Trapps Klub befindet sich gerade auf einem Höhenflug, der Torwart selbst aber nicht wirklich. Er hält ordentlich, aber nicht überragend. Er bleibt selten ohne Gegentor und wenn dann nur auswärts, zweimal in dieser Saison. Im eigenen Stadion, in der Frankfurter Arena, hat die Eintracht kurioserweise als einzige Mannschaft der Liga noch nicht ein einziges Mal „zu Null“ gespielt. Was selbstredend nicht gegen Trapp spricht, aber sicher auch nicht für ihn.

Negative Bilanz nagt an Trapp

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Seit einigen Zeiten gelingt es ihm nicht mehr, einen sogenannten „Unhaltbaren“ zu halten. Das kann ihm keiner vorwerfen und das wirft ihm auch keiner vor. Schon gar nicht Adi Hütter, der am Donnerstag seinen 51. Geburtstag feierte. Der Trainer sieht immer das große Ganze und ist damit zweifellos zufrieden. Anders als Trapp selbst. Wer ihn nach manch Gegentor in den letzten Wochen genau beobachtet hat, konnte sehen, wie diese negative Bilanz ganz persönlich an ihm nagt, wie sie ihn nervt. Vor allem, wenn wie so oft in den letzten Wochen der erste Schuss auf Tor auch gleich drin. Da für gibt es viele Gründe, die nicht in erster Linie beim Torwart liegen.

Zum einen das grundsätzlich offensiv ausgerichtete Spiel der Eintracht, das dem Gegner immer Konterchancen eröffnet. Sehr oft fallen die Gegentore nach gleichem Muster: Ein langer Pass aus dem Mittelfeld hebelt die Deckung aus, in den Duellen „eins-gegen-eins“ kann Trapp die Einschläge dann nicht mehr verhindern. Das war zuletzt so in Hoffenheim beim zwischenzeitlichen 1:1 durch Ihlas Bebou, als er nach einem Solo ins lange Eck traf. Das war so beim zwischenzeitlichen 1:1 in Freiburg, als Roland Sallai den Keeper überlupfte. Und das war so ähnlich auch beim zwischenzeitlichen 1:1 von Schalke 04, als Mathew Hoppe dem Frankfurter Torwart den Ball durch die Beine spielte. In Fällen wie diesen verteidigt die gesamte Frankfurter Mannschaft nicht konsequent genug.

"Mann gegen Mann" nicht die Stärke

Dem Torwart gelingt es dann freilich auch nicht mehr, wirklich zu helfen. Diese Situationen, diese Duelle „Mann gegen Mann“, gehören zumindest in dieser Phase seiner Karriere nicht zu den großen Stärken von Kevin Trapp. Andere, allen voran Manuel Neuer, aber auch Trapps Vorgänger in Frankfurt, Lukas Hradecky (Bayer Leverkusen), wehren solche Bälle deutlich häufiger ab. Trapp hat andere Qualitäten. Das saubere Aufbauspiel mit dem Fuß, die Strafraumbeherrschung, die Paraden nach Schüssen aus kurzer oder weiter Distanz, in all diesen Bereichen gehört er sicher zu den Besten. Die Trainingseinheiten laufen in den Pandemie-Zeiten ja verborgen von der Öffentlichkeit ab, doch es kann sicher davon ausgegangen werden, dass Torwarttrainer Jan Zimmermann gerade auf diesem Gebiet hart mit seinem Schützling arbeitet.

Vielleicht ist es ja auch gar keine Frage der Torwarttechnik oder des Könnens, sondern einfach nur Zufall. Vielleicht braucht Trapp nur mal wieder ein überragendes Spiel, zwei, drei spektakuläre Paraden, um aus einer guten Saison für sich persönlich eine sehr gute zu machen. In jedem Fall hat der Torhüter für das Heimspiel gegen den 1. FC Köln am Sonntag gleich zwei Ziele: Den vierten Sieg in Folge für die Eintracht und endlich das erste Heimspiel der Saison ohne Gegentor. Die Engländer nennen das „clean sheet“, eine weiße Weste zu behalten.

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Von Peppi Schmitt