Eintracht-Profis und die Coronakrise

aus Eintracht Frankfurt

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Goncalo Paciencia stellt sich in diesen Zeiten auch gerne mal selbst an den Herd. "Ich bin ein guter Koch", sagt der Stürmer. Archivfoto: dpa

Die Fußball-Profis von Eintracht Frankfurt befinden sich in häuslicher Quarantäne. Gelson Fernandes und Goncalo Paciencia erzählen, wie sie damit umgehen.

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FRANKFURT. Die häusliche Quarantäne ist für alle Fußball-Profis der Frankfurter Eintracht schwierig. Für manche aber ist sie besonders schwer. Das gilt im Bereich der Gesundheit natürlich für jene beiden Profis, die wie zwei Betreuer positiv auf das Corinavirus getestet wurden. Und das gilt im sozialen Bereich für jene Spieler, die in Frankfurt leben und spielen, die aber aus dem Ausland stammen und dort ihre Familien haben. „Es macht mir Angst, was ich da sehe und höre“, sagt der portugiesische Nationalspieler Goncalo Paciencia (25), „es wird in meiner Heimat Tag für Tag schlimmer, das macht mir zu schaffen“. Jeden Tag spreche er mit den Eltern und den Freunden in seiner Geburtsstadt Porto, aktuell gehe es allen gut. „Natürlich wäre ich gerne zuhause, aber es ist halt nicht möglich“, sagt der Stürmer der Eintracht.

Fernandes verärgert über Disziplinlosigkeit einiger Menschen

Ähnlich äußert sich sein Kollege Gelson Fernandes (33), der derzeit allein in Frankfurt ist, während die Familie in der Schweiz lebt. „Ich wäre auch gerne bei meiner Familie. Aber wir müssen jetzt alle verstehen, dass es um etwas Größeres geht", sagte er und ärgert sich, „dass manche Menschen null Disziplin haben, um auf etwas zu verzichten.“ Fernandes, der sich gerade erst mit Rehamaßnahmen von einer schweren Hüftoperation erholt, wurde negativ auf das Virus getestet. Die häusliche Quarantäne hält er dennoch für richtig, „schließlich hatten wir alle engen Kontakt miteinander, wir wissen aber selbst nicht, wer betroffen ist." Die Eintracht hat intern wie extern die Namen der positiv Getesteten nicht bekanntgegeben. Paciencia hält das für richtig. „Das ist ein schwerer Moment für den Einzelnen und es ist Privatsache“, sagt er.

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Über die täglichen Sorgen versuchen die Eintracht-Spieler nicht die berufliche Zukunft aus den Augen zu verlieren. Alle würden zu Hause „sehr intensiv“ arbeiten und die Vorgaben der Fitnesstrainer umsetzen. „Wir müssen vorbereitet sein, wenn es weitergeht“, sagt Paciencia, „auch wenn wir nicht wissen, wann es so weit sein wird.“ Es sei im Übrigen nicht der Ball, der ihm im Moment am meisten fehle, sondern die Kabine. „Ich brauche es, die Kollegen zu sehen, die Witze von Timmy oder Johnny zu hören oder Sprüche zu machen“, gibt er einen kleinen Einblick in sein Gefühlsleben. In seiner Wohnung habe er einen Ball, „da schnicke ich ein bisschen, aber ich kann ihn halt zu niemandem passen.“ So schießt er ihn wohl mal an die Zimmertür oder die Zimmerwand. Noch sei dabei keine Scheibe zu Bruch gegangen, „ich habe halt eine gute Technik und kann mit dem Ball umgehen.“

Paciencia schaut Spiele seines Vaters

Seinen Tagesablauf versucht er immer ein wenig zu verändern. „Mal stehe ich früher auf und mache mir ausgiebig Frühstück, mal später – dann ist es eher ein Brunch,“ erzählt er, „mein Trainingsprogramm ziehe ich natürlich immer durch.“ Da bedeutet dann eine Stunde auf dem Fahrrad, dazu gibt es Übungen auf der Matte und mit Bällen. Im Fernsehen schaut er sich alte Spiele seines Vaters Domingos an, der Mitte der Neunziger ein bekannter Torjäger des FC Porto war. Während viele seiner Mitspieler das Angebot des Klubs nutzen und sich das vom Koch zubereitete Essen nach Hause bringen lassen, stellt er sich oft selbst an den Herd. „Ich bin ein guter Koch“, sagt der Nationalspieler stolz. Seine Leidenschaft für Schokolade unterdrückt er allerdings gerade, „denn ich würde mich damit nicht gut fühlen, weil gesunde Ernährung gerade jetzt wichtig ist.“

Wie Fernandes versucht auch Paciencia über den Tellerrand hinauszublicken. Den Fußball werde es auch nach Corona weitergeben, davon ist überzeugt, „aber das Geschäft wird ein bisschen anders sein.“ An erster Stelle stehe jetzt die Gesundheit der Menschen. „Ich vermisse den Fußball, aber ich bin nicht sauer darüber, denn es gibt Wichtigeres, gerade in der aktuellen Phase“, fasst er zusammen, „es ist wichtig, immer positiv zu bleiben.“

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Von Peppi Schmitt