Für die Frankfurter geht es nach der 3:1-Gala samt Jovic-Rückkehr direkt weiter. David Abraham verabschiedet sich tränenreich – und Freiburg-Trainer Streich schickt ihm ein Video.
FRANKFURT. Es war ein Abend zum Genießen. Auch ohne Zuschauer hat es die Frankfurter Eintracht mit ihrem Heimspiel gegen den FC Schalke 04 (3:1) geschafft, Gänsehautgefühle hervorzurufen. Nur für ganz wenige in der leeren Arena, aber für ganz viele vor den Bildschirmen. Das ist in diesen Tagen eine Leistung an sich, die nicht zu viel hervorgehoben werden kann. Und würde nicht die Pandemie dazu zwingen, einen Spielplan in höchstem Takt durchzupeitschen, wäre es nun an der Zeit, einen Moment innezuhalten und sich einfach mal zu freuen über schönen Fußball und schöne Geschichten. Doch schon am Mittwoch geht es für die Frankfurter (mit dem Auswärtsspiel beim SC Freiburg) und alle anderen wieder weiter. So bleibt nur ein Tag der Freude und Zufriedenheit.
Keiner kommt an Abraham vorbei
Der Abschied von David Abraham war in jeder Beziehung gelungen. Vor allem, weil der 34 Jahre alte Kapitän in seinem 178. und letzten Spiel für die Eintracht eine überragende Leistung gezeigt hatte. Kein Schalker kam an ihm vorbei. Abraham hat es geschafft, all seine persönlichen Emotionen auszublenden und Kraft und Konzentration auf das Spiel zu lenken. Dass er nach dem Abpfiff bei all den kleinen und großen Gesten, und bei noch größeren Worten, Tränen in den Augen hatte, war mehr als verständlich. Dass er sein Trikot nicht mir irgendeinem Gegner tauschte, dass er es nicht seinem Trainer gab oder gleich mit nach Hause nahm, sondern es mit Schiedsrichter Manuel Gräfe tauschte, war großer Sport. Die Bitte Gräfes war Anerkennung für Abraham, der es nicht immer leicht hatte mit den Unparteiischen und der es den Unparteiischen seinerseits nicht immer leicht gemacht hatte. Das Trikot des besten deutschen Schiedsrichters war ein würdiger Abschluss. Genau wie der auf der Videowand eingespielte kurzer Gruß von Freiburgs Trainer Christian Streich, mit dem Abraham seine schwärzeste Stunde verbindet, nachdem er ihn über den Haufen gerannt hatte und danach lange gesperrt wurde. Streich wünschte „alles Gute auf dem weiteren Lebenswerk, eine schöne Zeit im wunderbaren Argentinien.“ Der Rempler sei längst vergessen. „Die Geschichte haben wir ja ganz gut bewältigt, ich bin froh, dass das so ausgegangen ist“, sagte der Freiburger Trainer, „mach’s gut, hasta luego.“ Schöner geht´s nicht.
Jovic trifft Ball und Ton
Genau wie bei Luka Jovic. Der war nach seinen beiden Treffern genauso „geflasht“ wie Kollege Abraham. „Unglaubliches Gefühl! Sieg, 2 Tore. Hätte mir kein besseres Comeback vorstellen können. Ich hoffe, dies ist nur der Anfang und das Beste kommt noch", schrieb er bei Instagram. Sein erstes Tor widme er einem "einem wahren Freund, einem großartigen Mann, mit dem ich das Feld teilen durfte", David Abraham. Das zweite Tor widme er einem großen Eintracht-Fan, der kürzlich im Alter von 37 Jahren verstarb und „seine liebevolle Frau und drei Kinder zurückgelassen hat. Ruhe in Frieden." Jovic traf den Ton wie vorher den Ball.
Viele andere, die an diesem denkwürdigen Abend großartig gespielt hatten, musste ein wenig zurückstehen. Es ist ihnen im Erfolg der Mannschaft nicht schwergefallen. Da war Djibril Sow, der den guten Spielen der letzten Wochen ein noch besseres hinzugefügt hat. Die Vermutung, dass die Geburt seines ersten Kindes, einer Tochter, ihn zusätzlich motivieren könnte, hatte nicht getrogen. So nach und nach beginnt sich die hohe Ablösesumme (10 Millionen Euro an Young Boys Bern) zu amortisieren. Da war Evan Ndicka, der deutlich an seiner großen Schwäche, dem Offensivspiel gearbeitet hat und gegen Schalke sogar einen Treffer mit vorbereitete. Da ist Amin Younes, der ins Frankfurter Spiel passt wie die Faust aufs Auge. Da ist Filip Kostic, der sich mit dem Torevorbereiten ohne Jovic schwer tat, nun aber mit Jovic leicht. Und da ist natürlich André Silva, der sein zwölftes Saisontor erzielt hat. Auch das hat gepasst, dass beide Torjäger getroffen haben.
Dominik Kohr schließt sich Mainz 05 an
Es wäre viel zu feiern gewesen. Aber außer einem gemeinsamen Abendessen zum Abschied von Abraham war ja nichts erlaubt. Im Vordergrund steht nun die Vorbereitung auf das Spiel in Freiburg. „Eine ganz schwere Aufgabe“, sagt der Trainer. Abraham, der am Montag seinen Spind geräumt und ein paar letzte Worte mit den Kollegen gewechselt hat, wird ihm ab sofort fehlen, in Freiburg vielleicht auch Martin Hinteregger, der sich eine Oberschenkelprellung zugezogen hat. Der Einsatz von Sebastian Rode (Knieprobleme) ist fraglich. Sicher nicht spielen wird Dominik Kohr. Der Mittelfeldspieler wird nach Informationen dieser Zeitung an den FSV Mainz 05 ausgeliehen.
Von Peppi Schmitt