Eintracht trennt sich nach Saisonende von Trainer Glasner

aus Eintracht Frankfurt

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Hat bei Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt einen Vertrag bis Sommer 2024: Trainer Oliver Glasner gestikuliert an der Seitenlinie.

Die Entscheidung über die Zukunft von Oliver Glasner bei Eintracht Frankfurt ist gefallen. Die SGE und der Österreicher beenden die Zusammenarbeit nach dem DFB-Pokal-Finale.

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Frankfurt. Die Frankfurter Eintracht und Trainer Oliver Glasner (48) werden ab Sommer getrennte Weg gehen. Das ist das Ergebnis eines „langen und intensiven Gesprächs sowie einer ausführlichen Analyse“ zwischen Sportvorstand Markus Krösche, dem zukünftigen Sportdirektor Timmo Hardung und dem Trainer am späten Montagabend, das am Dienstagabend mittels einer Presseerklärung offiziell wurde. Die Begründung für die Trennung: „Die sportliche Entwicklung und die Gesamtdarstellung in der Rückrunde veranlassten die Klubverantwortlichen zu einer neuen Bewertung des Status quo, welche die benannten Entscheidungen zur Folge hatte.“

Der noch bis 2024 laufende Vertrag wird nach dem Pokalendspiel (3. Juni) aufgelöst. Bis dahin soll Glasner im Amt bleiben. Ob der Klub dem Trainer, der 2021 vom VfL Wolfsburg gekommen war, eine Abfindung zahlen wird oder muss, ist noch unklar.

Den gesamten Dienstag über wurde um Formulierungen gerungen. „Wir sind der Auffassung, dass nach all den Spekulationen und der in den letzten Wochen und Monaten aufgekommenen Unruhe rund um die Trainerpersonalie nun Klarheit in der Zukunftsfrage wesentlich ist, um den Fokus von Trainer und Mannschaft komplett auf die Saisonziele und das Pokalfinale zu richten“, sagte Sportvorstand Markus Krösche, „daher möchten wir gemeinsam am bestmöglichen Abschied arbeiten und uns mit voller Kraft auf die letzten Spiele konzentrieren.“ Cheftrainer Oliver Glasner wurde so zitiert: „Ich akzeptiere die Entscheidung der Vereinsführung, die mir plausibel dargelegt wurde. Die Gespräche waren ehrlich, offen und fair, so wie unser Austausch in den zurückliegenden Jahren immer konstruktiv und von hohem gegenseitigem Respekt geprägt war.“ Es sei aktuell freilich nicht der Zeitpunkt für Abschied oder Rückblick, „sondern wir haben noch eine entscheidende Mission vor uns und werden alles daransetzen, im Endspurt der Bundesliga die Voraussetzungen für ein großes Finale in Berlin zu schaffen und den DFB-Pokal wieder nach Frankfurt zu holen. Es ist mir persönlich von sehr hoher Bedeutung, dass die Eintracht in der kommenden Saison wieder großartige Nächte auf internationaler Bühne feiern kann.“

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Eintracht-Spieler hatten wichtiges Wort mitzureden

Auch die Spieler haben offenbar ein wichtiges Wort mitgeredet. Denn die sportliche Leitung war entschlossen, noch in dieser Woche die Notbremse zu ziehen, wäre das Tischtuch zwischen der Mannschaft und dem Trainer endgültig zerschnitten gewesen. Nun hoffen alle darauf, dass sich Trainer und Spieler zusammenraufen und gemeinsam für den großen Erfolg kämpfen. Das hätte vor allem Glasner, der den Klub vor einem Jahr zum Europapokalsieg geführt hatte, auch verdient. Im letzten Vierteljahr freilich ist so ziemlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen konnte. Selbst am Tag der Veröffentlichung der Trennung hatte es wieder böses Blut gegeben. Denn dass die Bild-Zeitung bereits um 5.45 Uhr am frühen Morgen davon berichtet hatte, obwohl noch ein weiteres Gespräch anberaumt gewesen sein soll, war den Klub-Bossen einmal mehr übel aufgestoßen. Ob Glasner tatsächlich der Informant war, wie allenthalben vermutet wird, weiß allerdings niemand.

Glasner wird noch dreimal auf der Bank sitzen, nächste Woche auf Schalke, dann gegen Freiburg und im Finale gegen Leipzig. Für das Heimspiel am Samstag gegen Mainz ist er nach seiner roten Karte aus dem Hoffenheim-Spiel gesperrt und wird von seinen Assistenten Roland Brunmayr und Michael Angerschmid vertreten.

Suche nach Glasner-Nachfolger bei Eintracht läuft bereits

Die Suche nach einem Nachfolger soll bereits beendet sein, bevor sie in der Öffentlichkeit so richtig Fahrt aufnehmen konnte. Mit Dino Toppmöller (42), zuletzt Assistent von Julian Nagelsmann beim FC Bayern und zuvor in Leipzig, soll er schon feststehen. Toppmöller spielte einst bei der Eintracht (2002-2003), unter seinem Vater Klaus hatten die Frankfurter große Erfolge gefeiert (1993/94). Krösche und Hardung, aktuell noch Leiter der Lizenzspielerabteilung, kennen Toppmöller aus ihrer Leipziger Zeit bestens und sollen total überzeugt sein vom Potential des Newcomers.

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Die große Frage, die sich nach der Entscheidung nun stellt: Kann es sportlich für die letzten vier Spiele der Saison funktionieren? 2018 hat das schon mal geklappt. Damals hatte Niko Kovac vorzeitig seinen Abschied Richtung Bayern München erklärt. Eine Entlassung stand im Raum, doch statt sich zu trennen, hatte der Verein mit ihm weitergemacht bis zum Finale. Und Kovac hatte es mit dem Pokalsieg gedankt. Die Szenarien sind freilich nicht vergleichbar. Kovac war damals zwar bei den Fans schwer in die Kritik geraten, hatte aber in der Mannschaft großen Rückhalt genossen. Nun ist die Situation eher umgekehrt. Viele Eintracht-Anhänger bedauern die Trennung von Glasner. Innerhalb der Mannschaft soll der Rückhalt aber nicht mehr so groß sein. So ganz genau weiß das niemand, die letzten Wochen auf dem Spielfeld lassen aber durchaus skeptische Interpretationen zu. Dabei haben viele Spieler dem aktuellen Trainer viel zu verdanken. Doch irgendwann in den letzten Monaten ist etwas zerbrochen. Glasners Autoritätsverlust gegenüber der Mannschaft war auf dem Platz sichtbar. Dass die Spieler dem Trainer nicht mehr in allen Belangen gefolgt waren, ist sicher ein Grund für die Sieglos-Serie.