Nach dem 2:0-Sieg gegen Augsburg fliegt die Frankfurter Eintracht weiter in ungewohnten Höhen. Die Europa-League-Teilnahme ist gesichert. Doch jetzt wollen alle mehr.
FRANKFURT. Das Spiel war nicht schön, wirklich nicht. Aber der Sieg war wichtig, und das alleine hat am Dienstagabend wirklich gezählt. Mit dem 2:0 (1:0) gegen den FC Augsburg hat die Frankfurter Eintracht das Tor zur Champions-League (CL) wieder ein klein bisschen weiter aufgestoßen. Es waren nicht nur die drei enorm wichtigen Punkte 54, 55 und 56, die die Frankfurter aufs Konto geschaufelt hatten. Es war vor allem das Gefühl, die richtige Reaktion auf die 0:4-Klatsche von Mönchengladbach gezeigt zu haben.
„Der Sieg ist Balsam auf die Wunden, jetzt haben wir alles selbst in der Hand“, sagte Trainer Adi Hütter, „ich freue mich für den gesamten Verein, dass wir weiterhin die Chance auf eine historische Saison haben.“ Die CL-Qualifikation wäre die Krönung einer schon jetzt außergewöhnlichen Spielzeit. 56 Punkte hatten die Frankfurter zu diesem Zeitpunkt noch nie in ihrer langen Geschichte. Aktuell sind sie hinter den Bayern in diesem Jahr die zweitbeste Mannschaft. Fraglos: Die „Adler“ fliegen weiter in ungewohnten Höhen. Zumindest die Teilnahme an der Europa-League ist ihnen schon mal sicher. Aber jetzt wollen alle mehr.
Leidenschaft, Kampfgeist und Spielglück
Der Sieg gegen Augsburg hatte viele Väter. Da waren die zurückgekehrten Stars Martin Hinteregger und Makoto Hasebe. Da war einmal mehr das Superduo Filip Kostic und André Silva. Da war Leidenschaft und Kampfgeist bei allen Spielern. Dazu war das Spielglück zurückgekehrt. Sportvorstand Fredi Bobic sprach von einem „harten und schmutzigen Arbeitssieg.“ Das traf es ziemlich genau. Nach den künstlerisch wertvollen Siegen gegen Union, in Dortmund und gegen Wolfsburg, führte der Weg diesmal nur über harte Arbeit. Und die hatten die Frankfurter abgeliefert.
Dass sich Martin Hinteregger nach vierwöchiger Verletzungspause ausgerechnet zum Spiel gegen seinen Ex-Klub aus Augsburg gesund zurückgemeldet hatte, war ein Glücksfall. Dabei hatte der österreichische Nationalspieler das Glück ziemlich strapaziert. Denn in der 31.Minute hatte er den Augsburger Marco Richter ziemlich übel gefoult. „Rot“ wäre möglich und angebracht gewesen, „Gelb“ zeigte der Schiedsrichter. So durfte Hinteregger noch eine Viertelstunde länger bleiben und bekam damit die Zeit, um das Führungstor zu köpfen. Zur Pause zog dann der Trainer die „Notbremse“. Der bis dahin beste Frankfurter hätte leicht zum Opfer seiner Übermotivation werden können. „Das Risiko war mit zu groß“, sagte der Trainer. Wohl dem, der für Hinteregger Makoto Hasebe bringen kann. Der 37 Jahre alte Japaner schlüpfte in die Rolle des Abwehrchefs, interpretierte sie völlig anders, mit mehr Ruhe, mit gutem Auge und guten Pässen nach vorne, aber genauso gut.
Das 2:0, die Vorentscheidung, war dann einmal mehr eine Co-Produktion von Kostic und Silva. Alle Gegner wissen um die Stärken des Serben und des Portugiesen, kaum einer kann etwas dagegen tun. Auch die Augsburger konnten es nicht. „Wir wissen alle, dass Kostic ein scharfes Messer im linken Fuß hat“, sagte Torwart Rafal Gikiewicz fast schon resignierend, „weil er so genau damit zustechen kann." Kostic flankte punktgenau nach innen, Silva köpfte wie selbstverständlich ein. Es war Kostics 15.Torvorbereitung und Silvas 24.Saisontor. Die beiden Treffer waren die Höhepunkte eines eher unterdurchschnittlichen Spiels. Lange Zeit war den Frankfurter Profis die Verunsicherung anzumerken, der Druck schien sie manchmal regelrecht zu lähmen.
Kritik nach Gladbach-Spiel trifft Eintracht-Profis
Nach dem Abpfiff platzte es dann aus den Spielern heraus. Da wurde dann noch deutlicher, wie sehr sie die Niederlage von Mönchengladbach und vor allem die Kritiken und die Diskussionen danach sie getroffen hatten. „Alles schlecht zu reden nach einer Niederlage, fand ich eine Frechheit“, sagte Torwart Kevin Trapp, „jeder soll sich doch einfach freuen über unseren Erfolg.“ Auch Timothy Chandler, der zum ersten Mal in dieser Saison in der Anfangself gestanden hatte, setzte noch einen kleinen Konter. „Es gab einige Medien, die viel geschrieben haben und denen haben wir einfach gezeigt, dass wir als Mannschaft da sind und uns nichts stoppen kann“, sagte er.
Da waren die bangen Minuten schon vergessen. Denn selbst die 2:0-Führung hatte der Eintracht noch nicht die alte Leichtigkeit zurückgebracht. Das wäre allerdings auch zu viel verlangt gewesen nach den turbulenten letzten Tagen. Alfred Finnbogason hätte Augsburg eine Viertelstunde vor dem Ende ins Spiel zurück- und die Eintracht in Schwierigkeiten bringen können. Doch er lupfte den Ball bei einem Elfmeter ziemlich arrogant übers Tor. „Das zu null war wichtig und ein gehaltener Elfmeter in der Statistik tut auch ganz gut“, konnte dann auch Nationaltorwart Trapp wieder schmunzeln.
Von Peppi Schmitt