Am letzten Tag des Transferfensters hat Eintracht Frankfurt die Abgänge von Felix Wiedwald und Simon Falette bekannt gegeben. Trainer Hütter zeigt sich indes mit seinen...
FRANKFURT. In den letzten Jahren hatte die Frankfurter Eintracht in der Transferperiode häufig auf die letzte Stunde gesetzt. Das eine oder andere „Schnäppchen“ wurde da noch an Land gezogen. Diesmal hat es Sportvorstand Fredi Bobic ruhiger und weniger aufregend angehen lassen. Die wichtigsten Personalien hatte er bereits vor dem letzten Tag abgearbeitet. So ist es am sogenannten „Deadline day“ beim Verkauf von Simon Falette an Hannover 96 und dem Wechsel von Felix Wiedwald zum FC Emmen geblieben. Der französische Abwehrspieler hatte im Kader zu große Konkurrenz und der dritte Torwart hatte keine Perspektive mehr. Wiedwald wird von Nachwuchskeeper Elias Bördner ersetzt. Das ist zwar ob der Unerfahrenheit des A-Jugendlichen ein kleines Risiko, passt aber zur Transferstrategie von Bobic, der die finanziellen Belastungen in so engen Grenzen wie möglich halten wollte. Das ist ihm gelungen. Bobic hat geliehen und getauscht, hat insgesamt nur knapp drei Millionen Euro an Ablösesummen ausgegeben und wird alles in allem auf Sicht deutlich mehr einnehmen. Der größte Teil der Ausgaben, 1,75 Millionen Euro an Sparta Rotterdam für Ragnar Ache, war schon vor der Corona-Krise Anfang des Jahres vereinbart worden. Neben Ache hat nur Ajdin Hrustic Ablösegeld gekostet. Für den 24 Jahre alten Australier musste knapp eine Million Euro an den FC Groningen überwiesen werden.
Eintracht könnte für Pacienca 11 Millionen bekommen
Auf der Einnahmeseite stehen zwei Millionen Euro für Lucas Torró aus Osasuna und eine zweistellige Summe für Goncalo Paciencia. Sofern Schalke nicht absteigt, ist die Abgabe des portugiesischen Nationalspielers mit einer großen Einnahme im nächsten Sommer verbunden. 1,5 Millionen Euro beträgt die Leihgebühr für diese Saison. Dazu wurde ein verpflichtende Kaufoption in Höhe von 9,5 Millionen Euro vereinbart, insgesamt also elf Millionen Euro. Falette ist in letzter Minute für eine Ablöse deutlich unter einer Million Euro noch nach Hannover gewechselt.
Auf zwei Positionen hat Bobic Spieler getauscht. Torwart Frederik Rönnow ist für ein Jahr nach Schalke ausgeliehen, Markus Schubert im Gegenzug aus Schalke gekommen. Mijat Gacinovic ist nach Hoffenheim gewechselt, im Gegenzug Steven Zuber gekommen. Mit Amin Younes ist der Eintracht ganz offensichtlich ein echter Coup gelungen. Ohne Leihgebühr und mit einer Kaufoption für den Sommer 2022 wurde der ehemalige Nationalspieler vom SSC Neapel an den Main gelotst. Younes hat angeblich auch auf viel Gehalt verzichtet, um wieder eine Chance in der Bundesliga zu erhalten. „Das zeugt von seinem Charakter und dafür bin ich ihm dankbar“, sagte Bobic.
Der spektakulärste Transfer in diesem Sommer war nicht einmal mit einem Wechsel verbunden. Die Eintracht hat nach einem Jahr Leihe den portugiesischen Torjäger André Silva vom AC Mailand fest verpflichtet und im Gegenzug Ante Rebic den Mailändern überlassen. Ob der eine Spieler mehr gekostet hat als der andere, ist nicht bekannt. Viel Geld ist aber auch da nicht geflossen. Alles kein Vergleich mehr zur letzten Saison, als die Eintracht für mehr als 100 Millionen Euro Luka Jovic zu Real Madrid und Sébastien Haller zu West Ham United verkauft und für zusammen 20 Millionen Euro Djbril Sow von Young Boys Bern und Dominik Kohr von Bayer Leverkusen gekauft hatte. Der Frankfurter Trainer ist mit der Arbeit seiner Bosse und der Zusammenstellung des Aufgebotes sehr zufrieden. Der Kader ist im Großen und Ganzen zusammengeblieben und wurde auf einigen Positionen ergänzt und/oder verstärkt. Keiner der Stars wurde verkauft, Filip Kostic wird ebenso weiter für die Eintracht spielen wie Martin Hinteregger, Kevin Trapp oder Danny da Costa, den Schalke zwar wollte, aber nicht finanzieren konnte. Hütters Wunsch nach kreativen, dribbelstarken Spielern wurde erfüllt. Gerade Younes könnte mit seiner Wendigkeit und Schnelligkeit für eine Belebung sorgen. Gespannt sein dürfen die Fans auf Ajdin Hrustic, von dem die Eintracht-Verantwortlichen große Stücke halten.
Zugänge: Markus Schubert (Schalke 04), Ajdin Hrustic (FC Groningen), Ragnar Ache (Sparta Rotterdam), Steven Zuber (TSG Hoffenheim), Amin Younis (SSC Neapel)
Abgänge: Frederik Rönnow, Goncalo Paciencia (beide Schalke 04), Lucas Torró (Osasuna), Mijat Gacinovic (TSG Hoffenheim), Dejan Joveljic (Wolfsberg), Nils Stendera (Lok Leipzig), Rodrigo Zalazar (FC St. Pauli), Felix Wiedwald (FC Emmen), Simon Falette (Hannover)
Von Peppi Schmitt