Fall Bobic: „Vertrag ohne jede Kündigungsmöglichkeit“

aus Eintracht Frankfurt

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Fredi Bobic verlässt Frankfurt, doch wer wird ihm nachfolgen? Christoph Spycher nicht. Foto: dpa

Die Eintracht Frankfurt weist den Abschiedswunsch von Fredi Bobic zurück. Der Poker um die Ablöse hat begonnen.

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FRANKFURT. Fünf Stunden hat der Aufsichtsrat (AR) der Frankfurter Eintracht am Mittwoch in einem der VIP-Räume in der Frankfurter Arena getagt und mit und über Fredi Bobic (49) gesprochen. Der Sportvorstand will den Klub ja trotz eines bis 2023 laufenden Vertrages verlassen, war mit dieser Nachricht entgegen einer Stillschweige-Vereinbarung vorgeprescht und hatte damit so ziemlich alle im Klub verärgert. Um 21.15 Uhr Uhr veröffentlichte der Klub eine Pressemitteilung. Inhalt: Der Wunsch nach Vertragsauflösung wurde zurückgewiesen, Bobic muss weitermachen solange es keine Einigung mit einem anderen Verein, mutmaßlich Hertha BSC, gibt. Wörtlich heißt es: „Der Aufsichtsrat hat festgestellt und Fredi Bobic entsprechend darauf hingewiesen, dass sein Vorstandsvertrag ohne jede Kündigungs- oder Ausstiegsmöglichkeit noch bis 30. Juni 2023 läuft. Fredi Bobic hat dies bestätigt und erklärt, dass er sich vertragskonform verhalten und dementsprechend seinen Vertrag einhalten wird.“

Bobic wird also (zunächst) bei der Eintracht bleiben. Der Vertrag wurde nicht aufgelöst, Bobic konnte sich mit keinem seiner Anliegen durchsetzen. Das von ihm aufgebrachte Gerücht, der Klub sei schon seit 2020 über einen möglichen Abschied 2021 informiert gewesen und die angebliche Zusage des damaligen AR-Vorsitzenden Wolfgang Steubing, er könne den Klub dann ablösefrei verlassen, wurde vom höchsten Gremium der Eintracht zurückgewiesen. Auch Steubing, der im letzten Sommer von Philip Holzer AR-Chef abgelöst worden ist, war bei der Sitzung anwesend. Die Eintracht hat Bobic nicht freigestellt, er soll also vorübergehend weiterarbeiten und damit auch die neue Saison vorbereiten. Doch das kann nur eine Zwischenlösung sein, denn am Main hat Bobic keine Zukunft mehr. Dafür wurde zu viel Porzellan zerschlagen und dafür sind die Interessenkonflikte mit seinem wahrscheinlichen neuen Arbeitgeber zu groß.

Im Grunde geht es ab sofort bei den Scheidungsverhandlungen nur noch ums Geld. Das deckt sich mit Informationen der Sport-Bild, die berichtet hat, dass Bobic sich bereits mit Hertha BSC auf eine Zusammenarbeit geeinigt habe. Ein neuer Vierjahresvertrag sei „fertig ausgehandelt“. Danach soll Bobic bei den Berlinern ein Jahresgehalt von 3,2 Millionen Euro beziehen, in etwa das Doppelte wie in Frankfurt. Die Eintracht ist nur gegen Zahlung einer hohen Millionen-Euro-Ablöse bereit, den Sportvorstand nach knapp fünf Jahren erfolgreicher Arbeit vorzeitig aus dem Vertrag zu entlassen. Fünf Millionen Euro sind im Gespräch, es gibt aber auch Gerüchte, dass die Frankfurter ihre juristisch unanfechtbare Position dazu nutzen wollen, noch deutlich mehr von den Hauptstädtern zu verlangen. Die Verhandlungen wird AR-Boss Holzer führen. „Sollte ein Klub bei der Eintracht unmittelbar oder über Fredi Bobic mittelbar sein Interesse an einer vorzeitigen Anstellung von ihm bekunden, ist der AR-Vorsitzende Philip Holzer gemäß einstimmigen Aufsichtsratsbeschlusses bevollmächtigt, im Interesse der Eintracht Verhandlungen über die Bedingungen einer vorzeitigen Auflösung des Vorstandsvertrages von Fredi Bobic zu führen“, heißt es in der Erklärung. Der Poker ist also eröffnet.

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Von Peppi Schmitt