Der Mittelfeldspieler Dominik Kohr bleibt in Mainz. Die Suche nach Abwehrspielern geht allerdings weiter. An einem Verteidiger zeigt die Eintracht bereits Interesse.
FRANKFURT. Dominik Kohr (27) bleibt beim FSV Mainz 05. Die Frankfurter Eintracht hat der Fortsetzung des Leihvertrages für den Mittelfeldspieler zugestimmt. Das war zumindest in Bezug auf den Zeitpunkt durchaus ein wenig überraschend. Zu erwarten gewesen wäre, dass sich der neue Frankfurter Trainer Oliver Glasner zu Beginn der Vorbereitung Anfang Juli auch ein Bild von Kohr macht. Nun aber hat das neue Frankfurter Führungsduo, Glasner und Sportvorstand Markus Krösche, eine erste schnelle Entscheidung getroffen. Kohr wird bei der Eintracht nicht gebraucht, in Mainz dafür umso mehr.
Die Frankfurter Planungen laufen zumindest ein weiteres Jahr ohne hin. Kohr, 2019 für mehr als acht Millionen Euro aus Leverkusen geholt, ausgestattet mit einem Vertrag bis 2024, war in die letzte Saison bei der Eintracht noch als Stammkraft gestartet, hatte diesen Rang aber unter dem ehemaligen Trainer Adi Hütter bald verloren. Andere wie der ewig junge Makoto Hasebe (37), Djibril Sow (24) und Sebastian Rode (30) hatten ihm den Rang abgelaufen. Glasner hat sich nun also der Meinung seines Vorgängers angeschlossen.
Wo die Prioritäten des neuen Trainers liegen werden, ergibt sich schon alleine durch einen Blick auf die Abschlusstabelle der abgelaufenen Saison. Mit 53 Gegentoren hatte die Eintracht die mit Abstand meisten Gegentore jener Klubs hinnehmen müssen, die sich für die internationalen Plätze qualifiziert haben. Glasners Wolfsburger (37) dagegen nach Leipzig (32) die wenigsten. Der österreichische Fußball-Lehrer hat bei den „Wölfen“ viel Wert auf defensive Stabilität gelegt. Nur beim Heimspiel gegen Bremen (5:3) und ausgerechnet in Frankfurt (3:4) waren die Wolfsburger da zweimal aus der Rolle gefallen.
Bei der Eintracht wird er in jedem Fall den Hebel für eine bessere Abwehrarbeit ansetzen müssen. Und daraus folgt, dass die Eintracht sich vor allem in der abwehrenden Abteilung Verstärkungen suchen muss, zunächst einmal unabhängig von möglichen Abgängen wichtiger Spieler.
Kommt Marc-Oliver Kempf als Ergänzung?
Durchaus naheliegend erscheinen in diesem Zusammenhang die Gerüchte um Marc-Oliver Kempf (26). Der Innenverteidiger des VfB Stuttgart wird schon seit einigen Wochen mit der Eintracht in Verbindung gebracht, nachdem er ein Angebot der Schwaben zur vorzeitigen Verlängerung seines bis 2022 laufenden Vertrags abgelehnt hat. Kempf, im hessischen Lich geboren, hat eine Frankfurter Vergangenheit, hat von 2007 bis 2014 für die Eintracht gespielt.
Für eine Verpflichtung Kempfs spricht auch, dass der ehemalige U 21 Nationalspieler auf der linken Innenverteidigerposition eingesetzt werden kann. Dort könnte der Eintracht ja der Abgang von Evan Ndicka (21) drohen, dem Offerten aus England vorliegen sollen. Kempfs Marktwert wird derzeit mit 6 Millionen Euro angegeben. Das wäre eine Summe, die die Eintracht durchaus stemmen könnte. Im Vertrag soll allerdings eine Ausstiegsklausel in Höhe von 12 Millionen Euro verankert sein. Das dürfte der Eintracht deutlich zu viel sein.
Der Einfluss des Deckungssystems
Ob die Frankfurter neben dem bekanntgewordenen Interesse an Kempf sich noch um weitere Abwehrspieler bemühen (müssen), wird sicher auch davon abhängen, welches Deckungssystem der neue Coach bevorzugen und in welchem Mannschaftsteil er mit Hasebe planen wird. Bei einer Dreierkette könnte Hasebe ja wieder die Liberoposition einnehmen, dann wären mit Tuta, Martin Hinteregger, im Notfall Stefan Ilsanker, Ndicka und/oder Kempf genügend Spieler mit Potential rund um den Routinier vorhanden. Bevorzug Glasner Hasebe im Mittelfeld oder setzt auf eine Viererkette wäre die Voraussetzungen anders. Dann könnte auch einer aus der Riege der rechten Außenbahnspieler, Timmy Chandler, Erik Durm, Danny Da Costa, Almamy Touré, nach hinten rücken.
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An Quantität würde es demnach nicht fehlen, die freilich durch die Dreifachbelastung mit Liga, Pokal und Europapokal auch benötigt wird. Zusätzliche Qualität könnte die Eintracht aber ganz sicher gut gebrauchen, zumal auch die Ergänzungen des Kaders durch große Talente bislang ziemlich angriffslastig ausgefallen ist. Vorne haben die Frankfurter mit Fabio Blanco (17), Ali Akman (19), Dejan Joveljic (21) und Ragnar Ache (22) viele junge Spieler in der Hinterhand. Hinten fehlt es daran.
Von Peppi Schmitt