Dank der Pandemie hat die Eintracht noch eine Chance, über Nacht auf einen Champions-League-Platz zurückkehren.
FRANKFURT. In normalen Zeiten finden die Spiele der letzten beiden Spieltage der Bundesliga alle zur gleichen Zeit statt. Doch es sind keine normalen Zeiten. Wegen der Pandemie macht die Bundesliga eine durchaus brisante Ausnahme. Borussia Dortmund und RB Leipzig, die am Donnerstagabend das Pokalfinale bestritten haben, dürfen am Sonntag spielen, der BVB in Mainz, Leipzig gegen Wolfsburg.
Diese Verschiebungen eröffnen der Frankfurter Eintracht beim Kampf um die Champions-League-Plätze durchaus eine kleine Chance. Gewinnen die Frankfurter am Samstag (15.30 Uhr) beim FC Schalke 04 würden sie über Nacht wieder um zwei Punkte an Dortmund vorbeiziehen und mit Wolfsburg gleichziehen. Die Gegner hätten also am Tag darauf einen zusätzlichen Druck. Nebeneffekt eines Frankfurter Sieges auf Schalke: Die Entscheidung über die Teilnahme an der „Königsklasse“ würde in jedem Fall erst am letzten Spieltag fallen, die Eintracht könnte ihren großen Traum also noch eine Woche weiterleben. „Unsere einzige Aufgabe ist, auf Schalke zu gewinnen“, fasst Trainer Adi Hütter zusammen.
Alles andere wäre nach der bislang großartigen Saison der Frankfurter auch ein Treppenwitz. 57 Punkte hat die Eintracht schon aufs Konto geschaufelt, so viele wie noch nie in der Bundesliga seit es die Drei-Punkte-Wertung gibt. Dennoch könnte die Aufgabe bei den bereits abgestiegenen Schalkern unangenehm werden. Zumal die Eintracht sich kaum auf den Gegner einstellen kann, der wegen Corona-Fällen, zusätzlichen Quarantänen für weitere Spieler, Verletzungen (unter anderen der ehemalige Frankfurter Omar Mascarell) und Sperren (Sead Kolasinac), personell auch noch geschwächt ist. „Es ist sehr schwer, die Aufstellung von Schalke vorherzusehen, deshalb schauen wir gerade nur auf uns“, sagt Hütter. Wie vor einer Woche mit den Mainzern Danny da Costa und Dominik Kohr werden es die Frankfurter erneut mit einem ausgeliehenen Spieler zu tun haben. Bei Schalke wird diesmal wohl Goncalo Paciencia ins Team zurückkehren und neben Klaas-Jan Huntelaar stürmen. Ab 1.Juli ist Paciencia dann wieder Spieler der Eintracht.
Die Frankfurter haben keine Ausfälle zu beklagen. Evan Ndicka kehrt nach einer Gelbsperre ins Team zurück, Sebastian Rode wird womöglich wegen Adduktorenbeschwerden geschont. In der Abwehr wird der Trainer zur Erfolgsformation mit Tuta, Martin Hinteregger und Ndicka zurückkehren, im defensiven Mittelfeld wird Makoto Hasebe neben Djibril Sow spielen. Die wichtigsten personellen Fragen muss Hütter für die Offensive beantworten. Das geht ja schon seit einigen Wochen so: Entweder mit zwei Stürmern spielen, André Silva und Luka Jovic, und einem „Zehner“ dahinter. Oder zwei Zehner, Amin Younes und Daichi Kamada, und nur ein Stürmer.
Welche Aufstellung wird Hütter wählen?
Keine einfache Entscheidung, denn Argumente gibt es für die eine wie für die andere Variante. Ausgerechnet beim Tabellenletzten einen Stürmer rauszunehmen, passt irgendwie nicht zu Hütters Einstellung. Aber erneut auf Younes zu verzichten oder einen der besten Vorbereiter, Kamada, draußen zu lassen, würde ihn zwangsläufig wieder in die öffentliche Kritik rücken. Das Geheimnis lüften will Hütter erst kurz vor dem Anpfiff. „Wir denken über verschiedene Optionen nach“, sagt er. Und er warnt vor den Schalkern, „die immer wieder in Ansätzen gezeigt haben, dass sie guten Fußball spielen können.“ Seine Mannschaft müsse das Spiel von Anfang an „in den Griff bekommen“, fordert er, „aber wir müssen auch vorsichtig sein.“
Von Peppi Schmitt