Kostic-Deal: Arbeitet Bobic an seiner Eintracht-Rache?

aus Eintracht Frankfurt

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Filip Kostic (Mitte) gab in der ersten Halbzeit die Vorlage zu beiden Eintracht-Toren.  Archivfoto: dpa

Hertha BSC um den ehemaligen Frankfurter Sportchef Fredi Bobic soll großes Interesse an Filip Kostic haben. Was für einen Wechsel nach Berlin spricht und was dagegen.

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FRANKFURT. Wohin wechselt denn Filip Kostic heute? Für Markus Krösche, Sportvorstand der Frankfurter Eintracht, ist dies in diesen Tagen die vielleicht wichtigste Frage. Tapfer sagt Krösche: „Wir wollen Filip behalten. Wir haben mit ihm gesprochen und ihm dargelegt, welche Vorteile für ihn eine Zukunft bei uns hätte.“ Krösche weiß natürlich, dass die Gerüchte um Kostic nicht verstummen werden bis zur Schließung des sommerlichen Transferfensters am 31. August oder bis er denn tatsächlich verkauft worden ist. Der 28 Jahre alte serbische Nationalspieler war der zweitbeste Vorbereiter der Liga (17 Assists), selbstredend der beste der Eintracht. Er ist ein Unterschiedsspieler und dementsprechend weckt er Begehrlichkeiten.

Die neueste „Schreckensmeldung“ kommt aus Berlin. Hertha BSC, jener Klub, der bis kurz vor dem Ende der vergangenen Saison um den Klassenerhalt gekämpft hat, soll großes Interesse an Kostic haben.. Das hat zumindest „Bild.de“ gemeldet, wo Kostic aber auch schon mit Inter Mailand, Lazio Rom und AS Rom in Verbindung gebracht wurde. Das Interesse der Berliner hätte eine besonders pikante Note. Und ist gerade deshalb durchaus als realistisch einzuschätzen. In Berlin arbeitet seit ein paar Wochen Fredi Bobic als Geschäftsführer Sport. Jener Bobic, der die Eintracht in den fünf Jahren zuvor sportlich große Schritte nach vorne gebracht hat und dann im Unfrieden geschieden ist. Und der Kostic 2018 vom HSV zur Eintracht und vier Jahre zuvor aus Groningen nach Stuttgart geholt hatte.

Kostic-Deal wäre eine süße Rache

Bobic weiß also wie man Kostic verpflichtet, die beiden kennen sich gut, schätzen sich womöglich sogar. Es wäre eine besonders süße Rache von Bobic, seinem ehemaligen Arbeitgeber den besten Spieler abspenstig zu machen. Und: Bobic hat den laufenden Vertrag (bis 2023) von Kostic auf Seiten der Eintracht ausgehandelt, kennt jedes Detail. Das kann wichtig sein. Wie die erstaunte Öffentlichkeit beim Verkauf von André Silva nach Leipzig gerade erst erfahren hat, als entgegen aller zuvor getätigten Beteuerungen dann doch eine Ablöseklausel verankert war. Ob das bei Kostic auch so ist? Vielleicht gibt es ja auch mündliche Zusagen, die, kurios, Bobic der Kostic-Seite irgendwann mal gemacht hat.

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Bislang gibt es keine konkreten Angebote oder Anfragen - das ist eine der wenigen gesicherten Erkenntnisse in diesen Tagen. Die genannten italienischen Klubs haben allesamt große finanzielle Probleme, sogar der Meister Inter. Genau dies könnte Hertha in die Karten spielen. Oder aber der Eintracht. Geld haben die Berliner, zum einen aus dem Verkauf ihres Mittelstürmers Jhon Cordoba nach Krasnodar (20 Millionen Euro) und aus den Taschen ihres Investors Windhorst. Doch haben sie genug Geld? Selbst wenn Kostic für vergleichsweise preisgünstige 20 Millionen Euro Ablöse gehen könnte, würde das Gesamtpaket mit Gehalt von jeweils rund fünf Millionen Euro bei einem Vierjahresvertrag insgesamt 40 Millionen Euro betragen. Ein Menge Geld für einen Profi, der im November 29 Jahre alt wird.

Abwägen zwischen sportlichem Verlust und Einnahmen

In Frankfurt würden sie den sportlichen Verlust und den wirtschaftlichen Gewinn gegeneinander abwägen müssen. 23 Millionen Euro fürs Silva, zehn für Bobic und Hütter, angeblich 2,5 Millionen Euro für Torwart Frederik Rönnow, der zu Union wechselt, plus einen satten Kostic-Erlös - damit ließe sich arbeiten auf dem ins Stocken geratenen Transfermarkt. Sogar ein Teil der Corona-Verluste könnte so noch ausgeglichen werden.

Nicht geäußert hat sich bislang der Spieler selbst. Es ist kein Geheimnis, dass Filip Kostic gerne noch eine sportliche Herausforderung angehen würde. Champions League bei einem italienischen Klub, das klingt verlockend. Aber Bundesliga-Mittelmaß ohne internationale Spiele in der Hauptstadt? Das könnte ihn trotz mehr Geld eher abschrecken, egal welchen Ehrgeiz Fredi Bobic verwenden würde, um ihn zu holen und der Eintracht zu schaden. Bekannt ist auch, dass Kostic Frankfurt nicht unbedingt verlassen will. Wie das am Ende ausgeht weiß wohl nicht einmal er selbst, schon gar nicht Markus Krösche.

Von Peppi Schmitt