Die überlegene Svensson-Elf kommt im Heimspiel gegen Hertha BSC nicht über ein 1:1 hinaus. Phillipp Mwene trifft traumhaft.
MAINZ. Die Serie hält, aber die Rettung lässt weiter auf sich warten: Im Abstiegskampf-Duell mit der gerade aus der Quarantäne zurückgekehrten Hertha aus Berlin kam Fußball-Bundesligist Mainz 05 nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus. Mit einem Dreier wären die Rheinhessen nicht nur in der Rückrundentabelle auf den zweiten Platz geklettert, sondern auch im Kampf um den Klassenverbleib so gut wie durch gewesen. Die über weite Strecke spielbestimmenden 05er blieben dank des Traumtores von Phillipp Mwene (40.) zum achten Mal in Folge unbesiegt, allerdings müssen sie in den verbleibenden Partien gegen Frankfurt, Dortmund und Wolfsburg nachlegen und punkten.
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Von Anfang an aufmerksame und agile Mainzer Elf
Eine Woche nach Bundestrainer Joachim Löw, der den 2:1-Coup gegen die Bayern serviert bekommen hatte, nahm dieses Mal U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz auf der Haupttribüne neben 05-Sportvorstand Christian Heidel Platz. Die beiden bekannten Beobachter sahen eine von Anfang an aufmerksame und agile Mainzer Elf, die sich anschickte, ihren faszinierenden Lauf fortzusetzen. Flüssig lief der Ball durch die 05-Reihen, zügig und zielstrebig bahnten sich die klar spielbestimmenden Rheinhessen ihren Weg zum Tor. Und drei Mal hatten sie nach 20 Minuten Torschrei auf den Lippen: Jean-Paul Boetius tauchte binnen 60 Sekunden gleich zwei Mal vor Hertha-Keeper Alexander Schwolow auf. Beim ersten Strafraum-Besuch schien der Niederländer selbst ein wenig überrascht, dass er nach einem langen Einwurf von Moussa Niakhaté so frei zum Schuss kam – und verstolperte den Versuch (8.). Keine ganze Zeigerumdrehung später landete Boetius Heber (wieder nach einem Niakhaté-Einwurf) an der Latte (9.). Und als Leo Barreiro einen perfekten Ball zu Adam Szalai durchsteckte und der Ungar mit seinem Lupfer am stark reagierenden Schwolow scheiterte, hätte es auch schon 2:0, 3:0 stehen können für die 05er. Die Hertha? Die Berliner wirkten nach der zweiwöchigen Quarantäne frisch, liefen sogar mehr als die Mainzer Kilometerfresser, worauf man sich ja wirklich was einbilden kann. Und das galt auch für ihre Standards: Nachdem Niklas Stark einen Kopfball neben das 05-Tor gesetzt hatte (13.), bugsierte Luca Tousart eine Freistoßflanke von Trainer-Sohn Marton Dardai zur überraschenden Gästeführung ins 05-Tor (36.). Hoppla, das kam unerwartet. Genauso wie das frühe Dienstende von 05-Abwehr-Routinier Stefan Bell, der Gelb-Rot-gefährdet ausgewechselt werden musste. Und: Matheus Cunha hatte gar das 0:2 auf dem Fuß, scheiterte an Robin Zentner (39.). Kurz geschüttelt und dann eine überragende Reaktion auf den Rückstand: Phillipp Mwene nahm sich aus 23 Metern ein Herz, zirkelte den Ball wunderschön und unhaltbar zum Ausgleich in den Winkel (40.). Ein Traumtor des wieder gut aufgelegten Außenverteidigers, der sein erstes Bundesliga-Tor mit einem Urschrei bejubelte. So schön, so laut, so verdient.
Sprung auf den zweiten Platz verpasst
Und es ging nach der Pause zunächst weiter in die gleiche Richtung. Auch wenn die 05er etwas das Tempo drosselten, nicht mehr so zwingend agierten. Ein Kopfball von Jeremiah St. Juste (60.), eine Halbchance von Karim Onisiwo (62.), mehr sprang nicht heraus. Vielmehr trauten sich die Berliner nun auch mal aus der Deckung heraus, trauten sich mehr zu. Cunha zwang Zentner zu einer Flugeinlange (65.), 05-Kapitän Moussa Niakhaté klärte einmal mit einer Last-Minute-Grätsche vor dem Ex-05er Jhon Cordoba (78.), der eingewechselte Krzysztof Piatek vergab aus kürzester Distanz (83.). Die 05er im Glück. Sie wackelten – aber sie fielen nicht. Und sie hatten noch mal die große Siegtor-Chance: Niakhaté hatte in der Nachspielzeit nach einer Brosinski-Ecke freie Sicht und freie Bahn zum Siegtor, köpfte den Ball aber direkt auf Schwolow. Aus, vorbei, 1:1. Die 05er blieben zum achten Mal in Folge unbesiegt, verpassten aber den Sprung auf den zweiten Platz der Rückrunden-Tabelle. Das rettende Ufer ist nah, aber noch immer noch nicht erreicht.