Die Mainzer kassieren im Freitagabend-Spiel die erste Niederlage nach fünf unbesiegten Pflichtspielen, weil ihnen die zündenden Ideen und die Durchschlagskraft fehlen.
MAINZ. Das Schwabenland dürfte eher nicht zu den Lieblingszielen des Mainzer Bundesliga-Trainers Bo Svensson gehören. Auch in seinem zweiten Gastspiel beim VfB Stuttgart musste Svensson mit seinen 05ern eine Niederlage einstecken. Am Freitagabend unterlagen die die zuvor in fünf Pflichtspielen unbesiegten Rheinhessen gegen die zuvor fünf Mal in Serie sieglosen Schwaben 1:2 (1:1).
Nicht richtig in die Zweikämpfe gekommen
Man stellt sich das immer so einfach vor, die richtige Reaktion auf die bescheidene Leistung der Vorwoche. Man hat viel besprochen, man nimmt sich viel vor, man will ja, aber der Gegner will auch endlich mal wieder. Und der VfB Stuttgart hat obendrein einiges gutzumachen – nach fünf Bundesliga-Spielen ohne Sieg sogar noch etwas mehr als die Mainzer, die wiederum in den vergangenen fünf Pflichtspielen unbesiegt geblieben waren. Obwohl sie gegen Köln so vieles vermissen lassen hatten. Und dann rennt man erst mal hinterher, kommt wieder nicht richtig in die Zweikämpfe und auch nicht so wirklich in dieses Auswärtsspiel.
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Wie zum Beispiel in jener 21. Minute, als die Stuttgarter über 13, 14 Stationen kombinierten, ohne dass sich ein Mainzer ernsthaft in den Weg stellte, bis eben der Japaner Hiroki Ito am Ende dieser Kette im Strafraum abzog und 05-Keeper Robin Zentner nur noch mit den Handschuhspitzen dran kam, das 0:1 aber nicht verhindern konnte (21.). Und es hätte noch schlimmer kommen können, hätte sich Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck vier Minuten später nicht noch mal das Video jener Strafraumszene angeschaut, in dem Zentner erst den Ball erwischte und dann den Stuttgarter Mavropanos wie ein Bulldozer abräumte. Im ersten Schreckmoment des Crashs hatte der Referee auf Elfmeter entschieden, korrigierte sich aber kurz darauf. Korrekt. Gleichwohl glücklich für die Rheinhessen, die anfangs zwei Onisiwo-Schüsse verzeichneten, aber bisweilen zu viel Leerlauf. Das war zu wenig, zu dünn. Vor allem traf das auf die Zweikampfquote zu. Allerdings lösten die 05er in den letzten zehn Minuten die Blockade und sich ein wenig aus der optischen Dominanz der Schwaben. Sie bissen sich rein, sie übernahmen mehr Initiative – und Jean-Paul Boetius übernahm für Aaron Martin die Ecken von der linken Seite. Und flankte millimetergenau auf den abgehobenen Abwehrmann Alexander Hack, der höher als alle Stuttgarter sprang und den Ball mit dem Kopf über den bis dahin kaum geprüften Ex-Kollegen Florian Müller beförderte (38.). Der Ausgleich traf den VfB ins Mark, die kurzzeitige Stuttgarter Verunsicherung nutzten die 05er nicht aus.
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Dafür nutzten die nach dem Seitenwechsel wieder sortierten Schwaben einen Umschaltmoment zur erneuten Führung. Das ging schnell, zu schnell für die 05er, wie der VfB von rechts auf links verlagerte. Auf Borna Sosa, der, statt zu flanken (womit Zentner gerechnet hatte), ansatzlos den Ball mit der linken Klebe in den linken Winkel drosch (51.). Stark von Sosa, schwach verteidigt von den 05ern. Ein Nackenschlag, den die Gäste wegzustecken versuchten, indem sie den Weg nach vorne wählten. Aber: ohne zündende Idee, ohne Durchschlagskraft, ohne große Möglichkeiten, den Ausgleich zu erzwingen. Die auffälligste 05-Aktion des zweiten Durchgangs: Der Vierfach-Wechsel in der 75. Minute. Szalai, Ingvartsen, Stöger und Stach ersetzten Burkardt, Onisiwo, Barreiro und Nemeth. Mit dem frischen Quartett verlagerten die 05er das Geschehen in das VfB-Territorium. Jae-sung Lee prüfte Müller (79.). Hack zog aus 32 Metern ab – wieder parierte Müller (80.). So richtig laut wurde es unter den 25_000 nur zwei Mal: In der 85. Minute, als der VfB-Publikumsliebling Silas Mvumpa nach monatelanger Pause eingewechselt wurde. Und beim Abpfiff, mit dem zwei Serien endeten.