Die Frankfurter Eintracht ist in Hotel-Quarantäne und will ab Montag wieder täglich trainieren. Sportvorstand Bobic appelliert derweil an die Fans, sich fernzuhalten.
FRANKFURT. Endspurt für den Neustart: Seit Sonntagabend befindet sich die Frankfurter Eintracht in mannschaftlicher Quarantäne. Spieler, Trainer, Betreuer, auch Manager Bruno Hübner, alles in allem zwischen vierzig und fünfzig Personen, haben gemeinsam ein Hotel am Sachsenhäuser Mainufer bezogen. Bis zum kommenden Samstagabend, da findet um 18.30 Uhr das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach statt, ist die Luxusherberge nun Heimat der „Adler“. Am Samstag wurde alle Beteiligten erneut auf den Corona-Virus getestet, den Sonntag durften die Spieler noch einmal im Kreis der Familien verbringen. Ab Montag wird täglich trainiert. Mit zwei Bussen geht es jeweils vom Hotel ins Stadion und wieder zurück. Zumindest einmal wird bis zum Samstag auch in der Arena trainiert, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es so sein wird, in der leeren „Schüssel“ Fußball zu spielen.
Vor ganz besonders großen Herausforderungen stehen in diesen Tagen die Trainer. Natürlich auch Adi Hütter bei der Eintracht. Der 50 Jahre alte österreichische Fußball-Lehrer muss seine Mannschaft in einer absoluten Ausnahmesituation auf Fußballspiele vorbereiten.
Fernandes ist wieder einsatzbereit
Immerhin: Hütter und die Eintracht haben schon ein Geisterspiel hinter sich, im Europapokal gegen Basel. Gegner Mönchengladbach freilich auch, gegen Köln. Und die Frankfurter wissen durch ihre vielen Europapokalspiele in den letzten eineinhalb Jahren, wie es so ist, alle paar Tage mental und körperlich gefordert zu sein. Hütter kann also auf ein paar Erfahrungswerte zurückgreifen in diesen ungewöhnlichen Zeiten. Er rechnet mit einem breiten Niveauverlust. „Ich glaube nicht, dass es das gleiche sein wird wie vor ein paar Wochen“, sagt er, „nach einer Sommerpause verlaufen die Testspiele einer Vorbereitung auch nicht immer wunschgemäß.“ An eine mangelnden Zweikampffähigkeit oder fehlende Zweikampfstärke glaubt er allerdings nicht. „Da habe ich keine Bedenken, die Zweikämpfe haben wir jetzt auch wieder im Training“, sagt der Frankfurter Trainer, „die Jungs denken in dem Moment auch nicht an etwas anderes, sondern versuchen eben, den Zweikampf zu gewinnen.“
Mittelfeldspieler Gelson Fernandes (33) glaubt, dass vor allem mentale Stärke gefragt sein wird. „Zwei Monate hatten unsere Köpfe Abstand vom Fußball“, sagt der ehemalige Schweizer Nationalspier, „jetzt müssen wir wieder Konzentration aufbauen.“ Fernandes ist ein kleiner Profiteur der Corona-Pause. Wegen eines Sehnenrisses an der Hüfte, der operativ behoben werden musste, wäre die Saison für ihn eigentlich zu Ende gewesen. Durch die zweimonatige Pause aber hat er noch einmal den Anschluss geschafft. „Ich bin bereit, der Mannschaft zu helfen“, sagt er.
„Eintracht Frankfurt heißt Kämpfen und Siegen“
Derweil Trainer und Spieler nach und nach versuchen, wieder in einen normalen Wettkampfrhythmus zu kommen, hat Sportvorstand Fredi Bobic die Fans der Eintracht gemahnt, sich an die Regeln zu halten und sich vom Stadion fernzuhalten. Die Eintracht habe viel mit den Fans gesprochen und dabei positive Signale erhalten, dass sich alle an die Vorgaben halten werden. Dabei hat Bobic auch drastisch erklärt, dass Fan-Aufläufe sogar zu sportlichen Nachteilen führen könnten. „Wir haben ihnen gesagt: Wenn ihr dort auftaucht, verlieren wir dieses Spiel, weil die Regeln sehr streng sind“, sagte Bobic dem amerikanischen Sportsender ESPN, „dann könnten die Punkte ans Auswärtsteam gehen.“ Einen diesbezüglichen Automatismus gibt es freilich nicht, wie DFL-Boss Christian Seifert inzwischen klargestellt hat.
Bobic setzt auf das Verantwortungsbewusstsein der Fans. „Sie sind schlau. Sie haben in den letzten Wochen die Regeln befolgt und viel für die Gemeinschaft getan", sagte er. Gerade die Frankfurter Ultras haben in den vergangenen Wochen unzählige Aktionen gestartet, um soziale Projekte zu fördern. Die jüngste Aktion: Für fünf Euro pro Stück verkaufen die Ultras Armbändchen mit dem Slogan: „Eintracht Frankfurt heißt Kämpfen und Siegen“. Der Erlös der Aktion kommt dem Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Frankfurt/Rhein-Main zugute.
Von Peppi Schmitt