Nur Zufall? Eintracht Frankfurt so schlecht wie lange nicht

aus Eintracht Frankfurt

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Eintracht Trainer Adi Hütter Foto: dpa/Thomas Frey

Nach der 0:4-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach üben die Frankfurter Spieler deutliche Selbstkritik. Einen Zusammenhang mit dem Abgang des Trainers gebe es aber nicht.

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FRANKFURT. Es ist gerade eine Woche her, da schien die Frankfurter Eintracht nach den Siegen gegen Borussia Dortmund und dem VfL Wolfsburg so stabil, dass sich niemand mehr einen wirklichen Einbruch hätte vorstellen können. Seit Samstag ist das anders. Das 0:4 (0:1) bei Borussia Mönchengladbach war das bittere, womöglich sogar logische Ende einer Woche mit vielen selbst verschuldeten Erschütterungen.

Der endgültige Abschied von Sportvorstand Fredi Bobic, die Bekanntgabe des Weggangs von Trainer Adi Hütter, das unwürdige Schauspiel um die Verhandlungen mit Ralf Rangnick, all dies hat die Harmonie und Geschlossenheit der letzten Monate erheblich gestört. Die Mannschaft hat darauf mit der schlechtesten Leistung des Jahres reagiert. Alles nur Zufall?

Kein Zusammenhang mit Hütters Abgang

Diese Meinung vertraten bei der Eintracht alle. Trainer Hütter sah „überhaupt keinen Zusammenhang“ mit seinem bevorstehenden Abgang. „Ich habe nicht einmal das Gefühl gehabt, dass ich in der nächsten Saison auf der anderen Seite stehe“, sagte er, "in Summe war das ein richtig unangenehmer Tag." Sportchef Bobic wären Argumentationen in dieser Richtung "viel zu oberflächlich". Aber natürlich könnten sich Kritiker nun "den Mund zerreißen".

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Die Spieler reagierten genauso eindeutig. Kevin Trapp beantwortete die Frage nach einem Zusammenhang mit dem Abschied des Trainers, schon bevor sie überhaupt gestellt worden war mit einem klaren „Nein“. Er räumte allerdings ein, dass es schwere Tage gewesen seien unter der Woche. „Es ging allen nicht gut“, sagte er, „aber das sind Entscheidungen, die immer wieder vorkommen. Ich glaube nicht, dass der Verein jetzt auseinanderbricht.“ Er habe volles Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Klubs. Trapp: „Ich weiß, dass wir Verantwortliche haben, die einen guten Job machen und mit Sicherheit die richtigen Entscheidungen treffen werden." Sebastian Rode sieht mit der schwachen Leistung zwar „Wasser auf die Mühlen der Kritiker“, vertritt aber die gleiche Meinung wie seine Kollegen. Es sei „viel zu einfach“ einen Zusammenhang mit Hütter herzustellen.

Fans sind sauer

Die Fans sehen das zu großen Teilen übrigens komplett anders. Viele, ganz viele, gingen in den Internet-Foren des Vereins gar so weit, die sofortige Freistellung des Trainers zu fordern. Das wird natürlich nicht passieren. „Wenn man gegen Mönchengladbach nicht verlieren kann, dann verstehe ich die Welt nicht mehr“, hat der sichtbar getroffene Frankfurter Trainer in der Pressekonferenz nach dem Spiel gesagt. Da hat Hütter natürlich Recht, denn schließlich war es ja auch erst die vierte Niederlage in der gesamten Saison und immer noch hat die Eintracht einen ordentlichen Vorsprung auf Borussia Dortmund.

Die Verteidigung nach dem Spiel hatte jedenfalls deutlich besser geklappt als die Verteidigung auf dem Rasen. Nur in München beim 0:5 hatte die Eintracht mehr Gegentore hinnehmen müssen. „Mir ist es aber lieber, wenn alles an einem Tag zusammenkommt und nicht auf vier Spiele verteilt“, versuchte Rode noch einen positiven Aspekt nach dem Debakel zu finden.

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Deutliche Selbstkritik an kollektivem Blackout

Die Selbstkritik fiel deutlich aus. „Aggressivität, Zielstrebigkeit und Durchschlagskraft“ hätten komplett gefehlt, stellte Bobic fest, „es war ein gebrauchter Tag.“ Der Trainer konnte sich nicht so recht erklären, was da passiert war, sei die Mannschaft doch in den Tagen vor dem Spiel „sehr fokussiert“ gewesen. Das war offenbar ein Irrtum. „Wir haben nicht das gespielt, was wir können“, sagte Hütter. Das Erstaunliche: Alle Frankfurter waren schlecht, keiner war gut, keiner auch nur annähernd so in Form wie in den Wochen zuvor. Das macht deutlich, dass in den Köpfen der Spieler in den letzten Tagen eben doch etwas passiert ist.

Das mentale Versagen hatte beim Torhüter begonnen. Kevin Trapp hatte den Gladbachern den zweiten Treffer geschenkt, als er den Ball nach einem Schuss von Jonas Hofmann durch die Hände gleiten ließ. „Das Spiel ist durch meinen Fehler endgültig gekippt“, sagte der Nationalspieler, „es tut mir leid für die Mannschaft.“ Die Abwehr kam mit den Gladbachern überhaupt nicht zurecht.

Tuta, Stefan Ilsanker, gerade auch Evan Ndicka wirkten total verunsichert. Im Mittelfeld liefen Rode und Djibril Sow meistens hinterher. Die Außen Erik Durm und Filip Kostic wirkten bemüht, mehr nicht. Die hochgelobte Offensive mit Daichi Kamada, Luka Jovic und André Silva war komplett abgemeldet. „Das Feuer, das uns die gesamte Saison über ausgezeichnet hat, hat uns heute gefehlt“, legte Djibril Sow den Finger in die Wunde, „wir haben uns ein wenig einschläfern lassen und deshalb nie zu unserem Spiel gefunden.“ Ein kollektiver Blackout also. Alles kein Zufall!

Von Peppi Schmitt