Offensivspektakel in Frankfurt: Eintracht besiegt Leverkusen

aus Eintracht Frankfurt

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Die Frankfurter Kristijan Jakic (l-r), Torschütze Jesper Lindström, Rafael Santos Borré und Danny da Costa jubeln nach dem Tor zum 2:2 gegen Leverkusen.  Foto: dpa

Fußball-Spektakel am Sonntag in Frankfurt: Die Gäste aus Leverkusen erwischten mit einer schnellen 2:0-Führung den besseren Start, doch die Adler kämpften sich zurück. Und wie.

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FRANKFURT. 12.000 Zuschauer waren am Sonntagabend in die Frankfurter Arena gekommen. Das Spiel zwischen der Eintracht und Bayer Leverkusen aber hätte 50.000 verdient gehabt. Es war ein Spektakel über 90 Minuten mit einem hochverdienten 5:2 (2:2)-Sieg der Gastgeber, die mit Abstand ihre beste Saisonleistung zeigte. Und dies nach einem schnellen 0:2-Rückstand durch Patrik Schick. Danach spielte eigentlich nur noch die Eintracht, die als Mannschaft überzeugte, aber einige überragende Einzelkönner in ihren Reihen hatte.

Zuvorderst Djbril Sow, der Torschütze zum 5:2 und Vorbereiter des 2:2. Dann Filip Kostic, der gefühlt einhundert Flanken schlug, die gesamte Abwehr, die nach wackligem Beginn immer stärker wurde. Zudem erzieltem mit Tuta zum 1:2 und Evan Ndicka zum 3:2 zwei Abwehrspieler zwei wichtige Tore. Den fünften Frankfurter Treffer schoss Kristijan Jakic zum zwischenzeitlichen 4:2. „Es ist Wahnsinn, was die Jungs heute geleistet haben nach dem schnellen 0:2“, jubelte Trainer Oliver Glasner, „wir haben nach dem Anschlusstreffer fantastisch gespielt.“

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Der Frankfurter Trainer hatte diesmal viel mehr „rotiert“ als in den letzten Wochen. Gleich drei Plätze in der Anfangsformation wurden anders vergeben als noch am Donnerstag in Istanbul. Für Timmy Chandler spielte Danny da Costa auf der rechten Seite, für Makoto Hasebe kehrte nach sechs Spielen auf der Bank Martin Hinteregger in die Abwehrzentrale zurück und vorne spielte wieder der genesene Jesper Lindström für Jens-Petter Hauge. Hinteregger und Da Costa zeigten ganz starke Leistungen.

Nicht geschockt, sondern gereizt

Bevor sich die Eintracht versah, lag sie schon mit zwei Toren in Rückstand. In der 5.Minute war die linke Abwehrseite entblößt. Maussa Diaby brachte den Ball in den Strafraum, Florian Wirtz legte mit der Hacke zurück und Patrik Schick machte, was er seit Wochen immer öfter macht. Er schoss den Ball aus der Drehung direkt ins Tor, unhaltbar für Kevin Trapp. In der 19.Minute das 0:2. Djibril Sow war im eigenen Strafraum beim Zweikampf mit Robert Andrich der Ball an die Hand gesprungen. Es dauerte drei Minuten bis sich der VAR und Schiedsrichter Marco Fritz einig waren und auf Elmeter erkannten. Den konnte man geben. Schick ließ sich die Chance nicht nehmen, 0:2.

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Die Eintracht aber war nicht etwa geschockt, sondern gereizt. Sie schlug zurück. In der 23.Minute der Anschlusstreffer. Filip Kostic hatte einen Eckball hoch nach innen gebracht, Kristijan Jakic kurz verlängert und Tuta aus kurzer Distanz Torwart Lukas Hradecky überwunden. Die Frankfurter rannten und kämpften als sei es das letzte Spiel der Saison. Wohl eine Reaktion auf so manch ungerechte Schiedsrichter-Entscheidung und aus Wut über die eigenen Versäumnisse in der Defensive. Und dann das 2:2. Ein Tor wie ein Gemälde. Hinteregger spielte einen harten Pass auf Borré, der verlängerte lässig zu Sow. Dessen Pass riss die Leverkusener Abwehr an der Schnittstelle auf. Jesper Lindström war schneller als Jonathan Tah und mit rechts knallte er den Ball ins lange Eck. Glasner: „Das Tor war einfach fantastisch.“

Eintracht kontert nach Herzenlust

Lindström blieb dann wegen Übelkeit in der Kabine, es kam Jens-Petter Hauge. Der allerdings musste wegen einer Verletzung auch bald wieder raus. Das aber tat dem Spiel keinen Abbruch. Die Frankfurter spielten wie aus einem Guss, waren den Leverkusenern trotz der Belastung vom Europacup am Donnerstag läuferisch und spielerisch, eigentlich in allen Belangen, überlegen. Die Torschussbilanz nach dem 0:2 lautete 13:1. „Sie waren einfach klar besser, sie haben uns aufgefressen“, sagte Leverkusens Mittelfeldspieler Robert Andrich. Die Frankfurter wurden getragen von ihren Fans, die eine Stimmung in die Arena brachten, als sei sie „ausverkauft“. In der 50.Minute der Führungstreffer: Nach einer Ecke von Kostic nutzte Ndicka die Verwirrung in der Abwehr der „Werkself“ und schoss den Ball aus neun Metern unter die Latte.

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Nun hatte die Eintracht endgültig das Spiel, das sie wollte. Sie konnte nach Herzenslust kontern. Was Kostic nun mit seinen Gegenspielern am linken Flügel machte, hatte etwas von Karussell auf dem Jahrmarkt. Kostic dribbelte, flankte, rannte, bereitete Chance auf Chance vor, es war einfach fantastisch. Und es fielen zwei Tore wie aus dem Lehrbuch. In der 62.Minute das 4:2. Über den eingewechselten Christopher Lenz und Kostic kam der Ball zu Jakic, der traf mit einem Volleyknaller aus 16 Metern. Noch schöner das 5:2 in der 76. Minute. Nach Kostics gefühlt 100.Flanke legte Borré zurück auf Sow. Und der Schweizer Nationalspieler schlenzte den Ball aus 25 Metern in den Winkel. Das Publikum tobte. „Ich war beim Abschluss oft zu überhastet, heute hatte ich dann die Ruhe“, sagte Sow, „der zweite Treffer ist mir richtig gut gelungen. Heute war es einfach ein Supertag.“

Leverkusen hatte danach nichts mehr zuzusetzen. Und die Frankfurter spielten sich „in einen Rausch“, wie Leverkusens Trainer Gerardo Seoanne sagte. Es hätten noch mehr Tore fallen können. Aber auch so war es ein Feiertag.

Von Peppi Schmitt