Sein Vertrag läuft noch bis 2024 – und doch gibt es bereits Spekulationen um einen Weggang des SGE-Trainers. Das sagt Glasner dazu.
Frankfurt. Bleibt Oliver Glasner auch nächste Saison Trainer bei Eintracht Frankfurt? Trotz Vertrag bis 2024 ranken sich Spekulationen um den Österreicher. Tottenham Hotspurs wurde als möglicher Interessent genannt. Auch von einer Ausstiegsklausel nach der Saison ist die Rede. Ein Angebot zur Verlängerung seines Vertrags hat der Erfolgstrainer bisher nicht angenommen.
Glasner selbst sagte bei Sky und ZDF am Samstagabend nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, er „gehe fest davon aus”, auch nächste Saison auf der Frankfurt Trainerbank zu sitzen.
Glasner plant neue Saison mit Krösche
„Ich brauche kein Commitment geben, für etwas, was sowieso Fakt ist. Ich habe noch bis 2024 Vertrag”, so Glasner, der kritisierte, dass nur über seine Vertragssituation so heftig diskutiert werde, obwohl bei nahezu der Hälfte der Bundesligisten 2024 die Trainer-Verträge auslaufen.
Er plane gemeinsam mit Sportvorstand Markus Krösche den Kader, das Trainingslager und die Testspiele für die nächste Saison, erklärte der 48 Jahre alte Österreicher. „Wir haben eine tolle Zusammenarbeit, eine super Mannschaft, ich habe viel Lust auf Frankfurt, es macht mir wahnsinnig viel Spaß.”
„Ich habe nie etwas anderes gesagt“, sagte der 48-Jährige, der die Eintracht im vergangenen Jahr zum Sieg in der Europa League geführt hatte, nach dem 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach bei Sky.
„Es ist zum Kotzen”
Das war also eine gute Nachricht. Keine so gute war das Resultat des Heimspiels gegen Borussia Mönchengladbach. Trotz haushoher Überlegenheit in der zweiten Halbzeit reichte es nur zu einem weiteren mickrigen 1:1 (0:1). Die Europapokalplätze werden für die Frankfurter immer schwieriger zu erreichen. „Es ist zum Kotzen“, sagte Sportchef Krösche ungewohnt deutlich mit Blick auf die letzten drei Heimspiele, dreimal 1:1 gegen Stuttgart, Bochum und Gladbach, „wir haben sechs Punkte verschenkt.“ Der Trainer versuchte ganz bewusst das Gute herauszuarbeiten. Die zweite Halbzeit sei „hervorragend“ gewesen. Seine Mannschaft habe „wahnsinnig dominant“ gespielt. Er zolle den Spielern „großen Respekt“, die Mannschaft habe einen „unglaublichen Charakter“.
Das war ziemlich dick aufgetragen. Denn da war ja auch die erste Halbzeit, als seine Mannschaft gerade beim Gegentor in der 13.Minute wieder alles vergessen hatte, was der Trainer in den Tagen vorher gepredigt hatte. Marcus Thuram war am linken Flügel völlig alleine, der Torschütze Jonas Hofmann war in der Mitte völlig alleine. Das war wieder einmal viel zu leicht gegangen, genau wie vor einer Woche in Leverkusen. Bis zur Halbzeit hatte das Geschehen auf dem Rasen mit gutem Fußball nicht wirklich etwas zu tun. Zum ersten Mal seit gefühlt zwei Jahren wurde die Mannschaft auf dem Weg in die Pause ausgepfiffen und beim Weg zurück wieder.
Alle Lobeshymnen, zu denen Glasner danach anhob, trafen dann auf den zweiten Abschnitt zu. Auf einmal war die Eintracht da. Sie spielte mutig nach vorne und verteidigte leidenschaftlich. Bestes Beispiel: Christopher Lenz gelang in höchster Not gegen Florian Neuhaus eine „Monstergrätsche“, der Verteidiger konnte so ein zweites Gegentor verhindern. Dass die Eintracht in der einseitigen zweiten Halbzeit gegen harmlose Gladbacher bei einem Schussverhältnis von insgesamt 16:4, einem Chancenverhältnis von 8:1 und fünf Kilometern mehr Laufleistung, das Spiel nicht gewann, war im Grunde unglaublich. Doch selbst Torjäger Randal Kolo Muani vergab drei Riesengelegenheiten, ehe ihm dann doch mit seinem 13.Saisontor der Ausgleich gelang. Im Weg hatte der Eintracht Torhüter Jonas Omlin gestanden, aber auch sie selbst. Dass Junior Ebimbe den Ball in der 75.Minute aus vier Metern nicht über die Linie brachte, war schon fahrlässig. Dennoch: Gerade Ebimbe und der mit ihm eingewechselte Paxten Aaronson und später auch Faride Alidou als Vorbereiter des Ausgleichs machen Hoffnung auf die Zukunft (siehe weiterer Text).
Ausgedünntes Personal bei der Eintracht
Doch bei allem verständlichen Ärger über den verpassten Sieg (Glasner: „Das Endergebnis gibt die Leistung nicht wieder“), gab es auch die andere Seite. Das Personal ist ausgedünnt und einige der Etablierten sind meilenweit von ihrem Leistungsvermögen entfernt. Die Leistung von Rafael Borré war grenzwertig schlecht, Daichi Kamada war bei allem Willen nicht in der Lage Akzente zu setzen. In der Abwehr konnten mildernde Umstände gelten, denn es fehlten nicht nur Evan Ndicka und dessen Vertreter Hrvoje Smolcic wegen Verletzungen, zudem musste auch noch „Notnagel“ Kristijan Jakic schon nach einer Viertelstunde angeschlagen vom Platz. Wegen einer Wadenverletzung werde er „in nächster Zeit nicht zur Verfügung stehen".
Die Führungsspieler versuchten später die Contenance zu behalten. Sie wollen nicht wahrhaben und nicht akzeptieren, dass ihnen die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb immer mehr durch die Hände rinnt. „Wir sind sehr, sehr enttäuscht, es nervt nur noch“, sagte Kapitän Sebastian Rode, „wir betreiben unglaublichen Aufwand und belohnen uns nicht.“ Djibril Sow ging in die sportliche Analyse. „Wir müssen unsere Situationen besser abschließen. Jeder muss selbstkritisch genug sein, darin wieder besser zu werden – in jedem Mannschaftsteil“, sagte der Schweizer Nationalspieler. Für Kevin Trapp ist das Glas weiter halbvoll und nicht halbleer. Im Vergleich zur letzten Saison, als die Eintracht nur als Elfter ins Ziel kam, aber die Europa-League gewann, stehe der Klub besser da. „Die Lage in der Liga ist komplett anders als letztes Jahr“, sagte der Nationalspieler, „da haben die Leistungen nicht gestimmt, jetzt schon.“ Platz sieben oder acht sei besser und schließlich stehe ja auch noch das Pokal-Halbfinale bevor. Trapp: „Die Stimmung im Team ist aber weiter positiv. Jeder hat das Recht, enttäuscht zu sein nach so einem Spiel. Das ist die richtige Einstellung, denn wir wollen mehr.“