Eintracht Frankfurt und Daichi Kamada kommen in den Verhandlungen um eine Vertragsverlängerung nicht weiter. Die Situation in der Corona-Krise bietet aber Zeit für Gespräche.
FRANKFURT. Kaum dass sie vor zwei Wochen so richtig begonnen hat, ist die gemeinsame Vorbereitung der Frankfurter Eintracht auf den Pokalstart beim bayerischen Vertreter (1860 München oder Viktoria Aschaffenburg am 12. September) auch schon wieder zu Ende. Am Tag nach dem 1:2 bei Ajax Amsterdam hat sich eine ganze Frankfurter Mannschaft, genau elf Spieler, auf Länderspielreisen begeben. Bis Trainer Adi Hütter den Kader wieder komplett hat, wird es bis zu zehn Tage dauern. Bis dahin wird er quasi mit der halben Mannschaft trainieren und das Freundschaftsspiel gegen den FSV Mainz 05 am nächsten Samstag bestreiten. Und so bietet sich ihm die Gelegenheit den einen oder anderen Reservisten vielleicht doch noch näher ans Team heranzuführen, aber auch den einen oder anderen Stammspieler wieder in die rechte Spur zu bringen. Das gilt unter anderen auch für Daichi Kamada.
Das Talent des 24 Jahre alten Japaners ist unbestritten, seine Klasse ist auch in den beiden Testspielen gegen Eindhoven und Amsterdam immer wieder aufgeblitzt. Und doch geben Lässigkeiten und Nachlässigkeiten von Kamada Rätsel auf. Schon stellt sich die Frage, ob er noch wirklich mit dem Herzen dabei ist. Denn seit Monaten versucht die Eintracht den bis 2021 laufenden Vertrag vorzeitig zu verlängern, bislang ohne Erfolg. Der japanische Berater des Mittelfeldspielers wittert offenbar ein gutes Geschäft mit seinem Klienten. Die Eintracht soll in den Zeiten der Pandemie mit all seinen wirtschaftlichen Auswirkungen nachvollziehbar nicht bereit sein, weitere finanzielle Zugeständnisse über das abgegebene Angebot hinaus zu machen. Wie Kamada zu dem Vertragspoker steht, ist nicht wirklich bekannt. Einiges deutet daraufhin, dass ihn die ungewisse Situation zu belasten scheint. Neben guten Szenen, die seinen Möglichkeiten entsprechen, wie beispielsweise dem Treffer in Eindhoven, fällt er ab und an auch durch Phasen offensichtlichen Desinteresses auf. Dann verweigert er wie in der ersten Halbzeit in Amsterdam Zweikämpfe und zeigt eine wenig professionelle Körpersprache.
Da ist es gut, dass Länderspielreisen nach Übersee, für Kamada also in seine Heimat Japan, vom Weltfußballverband FIFA wegen der Corona-Lage nicht vorgesehen sind. Das bietet beiden Parteien, Kamada und der Eintracht, auf allen Ebenen Zeit, um vor Ort Gespräche zu führen. Ein vorzeitiger Verkauf wäre bei Nichtverlängerung des Vertrages sicher eine wirtschaftliche Option, um einen ablösefreien Wechsel im nächsten Sommer zu verhindern. Dies würde auch der Philosophie von Sportvorstand Bobic entsprechen. Es würde die Mannschaft aber sportlich schwächen. Für Trainer Hütter, der große Stücke auf den feinen Techniker Kamada hält, wäre dies auch eine große Enttäuschung. Als vor ein paar Wochen der ehemalige Bremer Max Kruse auf dem „Markt“ war, hatte die Eintracht sich nicht bemüht, obwohl sie ein Jahr zuvor noch alles versucht hatte den früheren Nationalspieler zu holen. Damals war Kruse zu teuer und nach Istanbul gewechselt. Jetzt hat er sich für Union Berlin entscheiden. „Es macht keinen Sinn, Kamada einen Spieler wie Kruse vor die Nase zu setzen“, lautetet das nachvollziehbare Argument von Trainer Hütter. Es liegt nun an Kamada, das Vertrauen des Frankfurters Trainers auch zu rechtfertigen.
Von Peppi Schmitt