Real will Luka Jovic schon wieder loswerden

aus Eintracht Frankfurt

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Jovic und Haller jubeln gemeinsam in Dress der SGE. Bei ihren neuen Vereinen sind beide Stürmer nicht zufrieden. Foto: dpa
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Auch Ex-Adler Sébastien Haller ist bei West Ham unzufrieden. Um die Stürmer zu ersetzen, hat die Eintracht das Toreschießen in der vergangenen Saison auf viele Schultern verteilt.

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FRANKFURT. So teuer hatte die Frankfurter Eintracht noch nie Spieler verkauft. Im letzten Sommer war Luka Jovic für 60 Millionen Euro Ablöse zu Real Madrid gegangen und Sébastien Haller für 50 Millionen Euro zu West Ham United. Für die beiden Stürmer, die mit der Frankfurter „Büffelherde“ nicht nur die Bundesliga, sondern auch Europa aufgemischt hatten, schien das der logische Schritt. Und für die Eintracht war der Verkauf alternativlos. Im Rückblick freilich hat der Verein mehr davon profitiert als die Spieler selbst. Für Jovic und Haller sind die in Spanien und England noch laufenden Spielzeiten Geschichten voller Enttäuschungen, während die Eintracht in der bereits beendeten Bundesliga-Saison den Verlust gut ausgleichen können.

Real Madrid steht in „La Liga“ vor seiner 34.Meisterschaft. Aber Jovic hat so gut wie nichts zum Erfolg beigetragen. Der ehemalige Torjäger der Eintracht ist in Spanien nie richtig zum Jagen gekommen, er hat nie das Vertrauen von Trainer Zinedine Zidane genossen, er ist bei den Fans wenig beliebt und ist bis zuletzt seiner Leistung hinterhergehinkt. Gerade viermal durfte er beginnen im Trikot von Real, insgesamt kommt er auf sechzehn Einsätze und mickrige zwei Tore. Längst ist das Urteil über den serbischen Nationalspieler gefallen: Bei Real gewogen und für zu leicht befunden. Die „Königlichen“ wollen ihn so schnell wie möglich wieder loswerden. Das berichtet die für gewöhnlich gut informierte und dem Klub nahestehende Zeitung Marca am Donnerstag. Vor ein paar Wochen hatten sie noch Hoffnung in Madrid, dass der ehemalige Frankfurter sich dem Niveau von Real annähern könnte und wollten ihn womöglich ausleihen. Jetzt ist auch diese Option Vergangenheit. Jovic stehe zum Verkauf, heißt es nun. Beim letzten Spiel von Real am vergangenen Sonntag in Bilbao (1:0) war Jovic in der 90.Minute für Karim Benzema eingewechselt worden. Jetzt fällt er wieder aus. Wegen eines positiven Corona-Tests bei einem Freund steht er unter Quarantäne. Sein erster Test war negativ gewesen.

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Haller mit West Ham in Abstiegsgefahr

Persönlich ist es für Sébastien Haller in London besser gelaufen. 28 Einsätze und sieben Tore sind kein herausragender, aber ein ordentlicher Wert. Doch Haller ist ganz offensichtlich zum „falschen“ Londoner Klub gewechselt. West Ham ist in der britischen Hauptstadt hinter Arsenal, Tottenham, Chelsea und inzwischen auch Crystal Palace nur noch die Nummer fünf und schwebt seit der 0:1-Niederlage am Mittwoch gegen den FC Burnley in akuter Abstiegsgefahr. Zudem haben die „Hammers“ finanzielle Probleme. Die Eintracht vermisst insgesamt noch 24 Millionen Euro aus der Ablöse, sechs Millionen davon wären schon im Mai fällig gewesen. Wegen der fehlenden Zahlungsmoral von West Ham haben die Frankfurter die FIFA eingeschaltet. Gegen Burnley war Haller mal wieder eingewechselt worden, nachdem er zuvor in den vier Spielen nach dem Corona-Restart keine Berücksichtigung gefunden hatte. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Angaben. Der Verein meldete den Franzosen verletzt, die Medien schrieben, dass es ums Geld gegangen sei. Denn bei weiteren Einsätzen würden weitere Bonuszahlungen fällig. Haller soll mit seiner Situation mehr als unglücklich sein.

Und die Eintracht? Die hat viel Geld kassiert im letzten Sommer und sich damit ein „wenig Speck angefressen“ wie Sportvorstand Fredi Bobic jüngst gesagt hat. Das reicht zwar nicht aus, um die Corona-Ausfälle zu kompensieren, aber es hilft, etwas weicher zu fallen. Sportlich ist den Frankfurter Erstaunliches gelungen: In der Saison 18/19 hatte die Eintracht 60 Tore geschossen, in dieser Saison waren es 59. Wie geht das: Überragende Stürmer im Dreierpack (41 Tore zusammen) zu verlieren, auch Ante Rebic wurde ja noch an den AC Mailand verliehen, und dennoch offensiv gut aufgestellt sein?

"Hinti" der zweitbeste Torschütze im Team

Ein Blick auf die aktuellen Torschützen ist verblüffend. Mit André Silva (12), Bas Dost (8) und Goncalo Paciencia (7) haben die Nachfolger der „Büffel“ gemeinsam „nur“ 27 Tore geschossen. Der Mehrwert für die Frankfurter Offensive kam auch nicht dem Mittelfeld, sondern aus der Abwehr. Martin Hinteregger ist mit acht Toren zweiter der internen Torschützenliste geworden, Timothy Chandler hat als stürmender Verteidiger fünfmal getroffen, David Abraham immerhin zweimal. Die Eintracht hat mehr mit Standards gearbeitet und weniger Treffer aus dem Spiel heraus erzielt. Die individuelle Klasse von Jovic und Co. wurde ersetzt durch eingeübte Eckbälle oder Freistöße. Dass die stürmenden Abwehrspieler auf Kosten der Defensive gegangen sind (60 Gegentore), ist aber auch eine Wahrheit. Verblüffend: Die Stürmer sind weg, die Abwehr hat gewackelt.

Von Peppi Schmitt