So kann Mainz 05 wieder torgefährlicher werden

aus Mainz 05

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Bislang bester 05-Torschütze: Karim Onisiwo. Archivfoto: Kopp

Insbesondere beim 1:1 gegen Hertha BSC strahlten die 05er kaum Torgefahr aus. Wie sich das wieder ändern kann – eine Analyse.

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MAINZ. Wenn du die eine Baustelle überbetont bearbeitest, dann musst du immer aufpassen, dass nicht direkt daneben die nächste Baustelle aufgeht. Die These stammt von Jürgen Klopp aus seiner Trainerzeit am Bruchweg. Bo Svensson, der aktuelle Chefcoach beim FSV Mainz 05, dürfte diese Weisheit bestätigen.

Am vergangenen Freitagabend beklagten die 05-Profis noch ihre mangelnde Torgefährlichkeit beim Last-second-1:1 gegen Hertha BSC. Nach dem 2:5 im folgenden Testspiel gegen den Zweitligisten Karlsruher SC attestierte Bo Svensson seiner Mannschaft eine Defensivleistung, die mit Bundesliganiveau wenig bis nichts zu tun hatte.

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Ohne große Not – bei elf Punkten nach sieben Bundesliga-Spieltagen – sinkt die Stimmung am Bruchweg gerade in den Keller. Das hat sich im Profifußball eingenistet: Funktionieren Dinge nicht wie erhofft, dann wird darin lustvoll und manchmal auch sich selbst zerfleischend gebadet. Dabei kann der nächste Schritt nach der kritischen Analyse nur lauten: Lösungen erarbeiten – und zwar mit den Spielern, die jetzt zur Verfügung stehen.

Die leidenschaftliche Arbeit gegen den Ball, auch die adäquate Defensivorganisation, das lehrt die Erfahrung, wird der 05-Trainer in den Trainingseinheiten bis zum kniffligen Auftritt in der Festung Freiburg wieder auf die Beine gestellt bekommen. Die Bereitschaft dazu wird Svensson bei seinen Spielern herauskitzeln.

Wo mögen die Lösungen bei der Baustelle Offensive liegen? Wenn Jonathan Burkardts aufgerissener Fuß geheilt ist, dann kehrt der torgefährlichste Angreifer wieder zurück. Der dynamische Antreiber Anton Stach wird wieder zu seiner Form und zum nötigen Selbstvertrauen finden müssen. Schlüsselaspekte.

Caci und da Costa über die Außen?

Veränderungen in der Spielweise? Zuletzt haben die 05er in der Offensive betont das Zentrum und die Halbräume bespielt. Das haben die über das Scouting sehr gut vorbereiteten Gegner kompakt und vielbeinig verteidigt. Karim Onisiwo als zentraler Stoßstürmer hat auch deshalb mit seinen Läufen weniger oft die tiefen Räume gefunden. Zugestellt. Svensson könnte jetzt die Flügel stärken. Danny da Costa und Anthony Caci sind vom Profil her Schienenspieler, die ihre Stärken haben in den tempogeladenen Vorstößen und in der Chancenvorbereitung mittels Flanken und scharfen flachen Hereingaben. Das kann ein gewinnbringender Impuls sein auf den Außenbahnen.

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Die Spielverlagerung auf dynamischere Flügelleute gibt darüber hinaus Burkardt und Onisiwo die Möglichkeit, sich mehr auf die Strafraumpräsenz zu konzentrieren. Und wenn dann auch noch der offensivste Mittelfeldspieler das gegnerische Tor bedroht als Einläufer aus der zweiten Reihe, dann erhöht das die Abschlusschancen nach seitlichen Hereingaben. In diesem Bereich hat der wuchtige Stach mehr Stärken als der läuferisch überragende und leidenschaftliche Zweikämpfer Leandro Barreiro.

Delano Burgzorg hat als Sturmspitze im Testspiel aufblitzen lassen, dass er mit hohem Engagement und Aggressivität um Besserung bemüht ist. Bei Angelo Fulgini und Aymen Barkok hatte man diesen Eindruck nur bedingt: Die beiden Edeltechniker müssen ihre Körperspannung, ihre physische Intensität deutlich steigern, um gegen den Ball und mit Ball mehr Wirkung zu erzielen.

In Freiburg werden auf jedem Quadratzentimeter Grasfläche die Fetzen fliegen. Da braucht es auch von den Technikern Kampflust und Widerstandsgeist. Erst dann kommt die spielerische Qualität zur Entfaltung.

Von Reinhard Rehberg