Der Freiburger Kult-Coach Christian Streich lobt Eintracht Frankfurt für seine „fußballerisch so viele gute Lösungen“. Die SGE hat bisher nur zwei Niederlagen in der Vorrunde.
FRANKFURT. Christian Streich kriegte sich gar nicht mehr ein nach dem 2:2 gegen die Frankfurter Eintracht. Erst umarmte der Trainer des SC Freiburg seinen Kollegen Adi Hütter innig, dann hob er zu einer Lobeshymne auf den Gegner an. „Eintracht ist fußballerisch im Moment mit das Beste in der Liga“, sagte der erfahrene Freiburger Coach, „wenn du den Ball verlierst, geht es bei Frankfurt so schnell und so gut.“ Die Eintracht sei „taktisch flexibel“ und habe „fußballerisch so viele gute Lösungen“. Und überhaupt: „Mit solchen Leistungen machen wir den Leuten, die zu Hause vor dem Fernseher sitzen, eine Freude, in Freiburg und in Frankfurt.“ Da hat der Freiburger Kult-Coach mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen, denn gute Unterhaltung ist das, was viele Menschen in den trüben Zeiten der Pandemie dringend brauchen. Die Eintracht sorgt seit vielen Wochen für gute Unterhaltung.
Das Remis in Freiburg war schon das sechste Spiel in Folge ohne Niederlage bei vier Siegen. Insgesamt haben die Frankfurter in dieser Vorrunde nur zwei Spiele verloren, bei den Bayern und in Wolfsburg. Nur in der Saison 1992/93 gab es weniger Niederlagen haben die Statistiker herausgefunden. Auch wenn die Elogen von Streich vielleicht ein wenig übertrieben ausfielen, der Kern war durchaus zutreffend. Die Frankfurter haben einen ganzen Strauß an spielerischen, taktischen und kämpferischen Möglichkeiten. 27 Punkte haben sie in der Vorrunde geholt, nur zwei weniger als Borussia Dortmund, die auf dem letzten Champions-League-Platz stehen. Diese Bilanz sei „absolut gut“, sagte Abwehrchef Martin Hinteregger, „wir sind voll dabei im Kampf um die internationalen Plätze.“
Positives Hinrundenfazit
Das sah auch sein Trainer so. Na klar, Adi Hütter hätte sich ein paar weniger Unentschieden (neun) gewünscht, aber grundsätzlich hatte er nicht viel zu meckern. Sein Hinrundenfazit falle „sehr positiv“ aus. Unabhängig von Punkten und Toren habe sich seine Mannschaft „spielerisch weiterentwickelt“. Dazu beigetragen habe die Systemumstellung. Seit ein paar Wochen spielen die Frankfurter mit zwei „Zehnern“ hinter einer Spitze. Das hat auch in Freiburg gut funktioniert. Die Anfangsphase hatte der Eintracht um ihren erneut überragenden Torschützen Amin Younes gehört. Nach dem Ausgleich durch Roland Sallai aber hatten die Frankfurter geschwächelt. Freiburg kam sogar noch zur Führung durch Nils Petersen, der gegen die Eintracht eigentlich immer trifft. Doch die Frankfurter retteten mit viel Wucht einen verdienten Punkt. Einmal mehr hatten sie einen Rückstand aufgeholt (Eigentor Schlotterbeck nach Kamada-Schuss). „Diese Moral und diese Energie haben mir besonders gut gefallen“, lobte der Frankfurter Trainer.
Die Eintracht ist mit ihrer prachtvollen Offensive immer in der Lage zwei, drei Tore zu schießen. „Ich habe befürchtet, dass sie am Ende noch einmal treffen“, räumte auch Streich ein. Nicht zuvorderst durch, aber mit dem eingewechselten Luka Jovic wurde der Druck der Eintracht immer stärker. „Mit Luka sind wir noch variabler und gefährlicher“, sagte Hütter, will Jovic aber weiter „in Ruhe“ aufbauen. Als bestes Beispiel für einen vernünftige Herangehensweise und behutsame Aufbauarbeit nannte er Younes, der nach holprigem Start immer besser wird. Jovic soll also Zeit bekommen. Dennoch ist es möglich, dass er am Samstag bei Arminia Bielefeld zum ersten Mal von Beginn an spielen wird. Denn durch den Ausfall von Aymen Barkok (fünfte gelbe Karte) ist ein Platz in der Offensive frei. Hütter kann zwischen Kamada und Jovic wählen. Es gibt schlechtere Alternativen.
Tuta als „Mister Hundertprozent“
Auch in Abwehr und Mittelfeld hat er viele Möglichkeiten. In Freiburg durfte mal wieder Almamy Touré ran, weil Erik Durm mal eine Pause brauchte. In der Dreierkette ersetzte Tuta den abgewanderten David Abraham vorzüglich. „Er war präsent, hat super gespielt“, schwärmte Manager Bruno Hübner vom 21 Jahre alten Brasilianer, „wenn er sich so weiterentwickelt, ist er ein top Ersatz für David.“ Tutas Zweikampfquote (Quelle Kicker) in Freiburg ließ nichts zu wünschen übrig: 100 Prozent, mehr geht nicht.
Von Peppi Schmitt