Der Torwart der legendären Mannschaft von Mainz 05 aus den 60er-Jahren ist verstorben. Ein Nachruf.
REGION. Die Fußball-Region trauert um Kurt Planitzer: Der frühere Torhüter des FSV Mainz 05 ist am Samstag im Alter von 86 Jahren verstorben. Planitzer lief von 1963 bis 1970 für die Rheinhessen auf, bestritt in der Regionalliga Südwest, zu jener Zeit die zweithöchste Spielklasse in Deutschland, 191 Pflichtspiele. Der gebürtige Kasteler gehörte zur berühmten Mannschaft von 1965, die durch die Siege im DFB-Pokal gegen die Bundesligisten Werder Bremen und 1860 München für Furore sorgte. Der stets zuverlässige Planitzer war mit seinen Paraden einer der Garanten für diese Erfolge. „Die Nachricht von Kurt Planitzers Tod macht uns betroffen und bedeutet erneut einen großen Verlust für die 05-Familie“, sagte Volker Baas, Aufsichtsratsvorsitzender des FSV, am Sonntag. Sein Vater Heinz Baas war in den 60ern Trainer von Planitzer.
Planitzer mit Mainz 05 auf legendärer Pokalreise
Kurt Planitzer erblickte am 14. September 1936 das Licht der Welt. 1948 begann er seine Fußball-Karriere bei den 05ern, spielte dort zunächst bis 1957. Anschließend schloss er sich bis 1963 der FVgg Kastel 06 an. Planitzer war parallel auch als Mittelstürmer aktiv, entschied sich vor seiner Rückkehr zum FSV dann aber für die Torhüter-Position. Die 05er suchten im ersten Regionalliga-Jahr einen Nachfolger für Horst-Dieter Strich, den es ins Oberhaus zum 1. FC Kaiserslautern gezogen hatte. Planitzer lieferte sich in seiner ersten Spielzeit am Bruchweg einen Zweikampf mit Dieter Rauch, absolvierte 13 Regionalliga-Partien. In der Runde 1964/1965 avancierte Panitzer zur unumstrittenen Nummer eins zwischen den Pfosten. Es folgte die legendäre Pokalreise der Mainzer. Die 05er schalteten zunächst den späteren deutschen Meister aus Bremen (1:0) aus, ehe es zu den beiden spektakulären Begegnungen gegen 1860 München kam. Vor 20.000 Zuschauern trennten sich beide Teams am Bruchweg erst 2:2. Es kam zum Wiederholungsspiel im Stadion an der Grünwalder Straße. Und zu einer gerne zitierten Anekdote. Der bekannte deutsche Schauspieler Gert Fröbe („Goldfinger“), der im gleichen Hotel wie die 05er die Nacht verbrachte, fragte, „wer denn der Planitzer sei“. Fröbe selbst stammte nämlich aus Oberplanitz bei Zwickau. Ein gutes Omen aus 05-Sicht.
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Am Abend forderten die Mainzer dann erneut die „Löwen“ mit Star-Keeper Petar Radenkovic heraus. Planitzer erzählte vor zwei Jahren in einem Gespräch mit dieser Zeitung, dass er den Platzwart darum gebeten habe, angesichts des zentimeterhohen Schnees die Linien des Strafraums freizulegen. Dieser winkte jedoch nur ab. Stattdessen wollte er Planitzer ein Stück Kreide geben. „Damit ich alle Tore, die ich kassiere, am Pfosten markieren könne“, erinnerte sich der FSV-Torwart, der einmal mehr im Kasten glänzte. 05-Mittelstürmer Charly Tripp sorgte in der 85. Minute für den umjubelten Siegtreffer. Die Mainzer wurden bei ihrer Rückkehr von 10.000 Fans am Hauptbahnhof empfangen, die Stadt und der Mainzer Carneval Verein würdigten die Erfolge der 05er kurz darauf mit einem Motivwagen („Pokalschreck“) beim Rosenmontagszug. Die FSV-Spieler konnten so auch das Viertelfinal-Aus gegen den 1. FC Nürnberg (0:3) verkraften. „Die Partie in München, das war das größte Spiel – für uns, und damals auch für den Verein“, schilderte Planitzer, der in dieser Saison per Abschlag auch einen Treffer bei der 1:4-Liganiederlage gegen den OSC Oppau beisteuerte, später.
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Der Torwart, der bis zu seiner Rente bei den Moguntia Werken in Zahlbach beruflich tätig war, verpasste mit den Mainzern in der anschließenden Spielzeit die Teilnahme an der Bundesliga-Aufstiegsrunde als Dritter nur knapp, auch in den Runden 1966/1967 und 1967/1968 mischten die 05er jeweils als Vierter oben mit. In der Saison 1967/1968 kassierte Planitzer in 30 Liga-Auftritten gerade mal 32 Gegentreffer. 1970 verließ Planitzer den FSV, absolvierte noch zwei Spielzeiten für den SV Weisenau in der Amateurliga Südwest.
„Ich habe Kurt Planitzer als einen großartigen Torwart, immer fairen Sportsmann und vor allem als stets sehr freundlichen Menschen kennengelernt. Seine Frau und er sind nach der aktiven Zeit im Herzen 05er geblieben und regelmäßig im Stadion gewesen. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden der Trauer bei seinen Freunden und seiner Familie", so Volker Baas.