Das Samstag-Duell der 05er mit RB Leipzig hat wenig mit dem unvergessenen Vergleich der Vorsaison zu tun. Coach Bo Svensson will mit seinem Team neue Erinnerungen schaffen.
MAINZ. Diese Geschichte hat sich ins Gedächtnis gebrannt. Bleibt unvergessen, mutmaßlich einmalig. Die Erinnerung daran verzückt die Zeitzeugen. Bo Svensson sagt: "Das Spiel war so besonders, so einzigartig, dass du es mit keinem anderen Spiel vergleichen kannst." Es war das ultimative Duell zwischen dem Corona-geschwächten Underdog Mainz 05, der an jenem Sommertag mehr Leistungsträger in der häuslichen Isolation wähnte als auf dem Grün, und dem Vizemeister RB Leipzig, der die Mainzer schon in Normalbesetzung das ein oder andere Mal überrollt hatte. Es ging vorher nur um die Höhe des Leipziger Sieges - und am Ende bejubelten die Mainzer Fighter um den Torschützen Moussa Niakhaté den nicht für möglich gehaltenen 1:0-Sieg. Erstmals auch wieder mit ihren Fans im Stadion.
"Das Spiel musst du aus jeglicher Sicht ausklammern", sagt Svensson. Zu schön, um wahr zu sein. Und irgendwie nicht real. "Es hat gezeigt, dass im Fußball vieles möglich ist, wenn man an sich glaubt und wenn man allen Widerständen trotzt", ergänzt der 05-Coach. Allerdings: Die Erinnerung schießt keine Tore. Und der Vergleich zwischen dem ungleichen Vergleich im Sommer 2021 und dem nun anstehenden Duell am Samstagnachmittag (15.30 Uhr, Sky) hinkt. "Nein", bestätigt Svensson, "das hat nicht viel miteinander zu tun."
Lesen Sie auch: Mainz 05 gegen RB Leipzig mit Vollgas und voller Kapelle
Wer will, könne sich am Freitagabend noch einmal ein Best-of des besonderen Matchs anschauen, in der Kabine wird Svensson kein motivierendes Filmchen zeigen. Der Vergleich mit dem Champions-League-Teilnehmer aus Sachsen, der unter der Regie des Ex-Mainzers Marco Rose gerade wieder in Schwung gekommen ist, muss Motivation genug sein. Für jeden 05-Profi.
Außer Marlon Mustapha stehen Svensson alle Spieler zur Verfügung. "Wir wissen, dass es ein Spiel ist, in dem wir sehr viel richtig machen müssen", sagt Svensson, "wir werden alles geben, um Leipzig vor Probleme zu stellen." Das gehe nur mit dem Glauben an die eigenen Stärken. Mit maximaler Bereitschaft und Aufmerksamkeit. Die Gefahren lauern überall. Unter Rose haben die Auftritte der Leipziger (die auf ihren Stammtorhüter Peter Gulacsi wegen eines Kreuzbandrisses verzichten müssen) gehörig Fahrt aufgenommen. "Die letzten Spiele waren sehr dominant, sehr zielstrebig, sehr gut im Umschalten - mit einer offensiven Qualität, die sonst nur bei Bayern München vorhanden ist." Da wirbeln Christopher Nkunku, der Fußballer des Jahres mit mittlerweile sechs Toren, der demnächst dem Ruf des FC Chelsea folgen soll; der von Chelsea zurückgekehrte Timo Werner (drei Tore) und nicht zu vergessen André Silva, der in jedem zweiten Bundesliga-Spiel trifft (52 Tore in 98 Partien). Um nur drei Akteure zu nennen, die die 05er an die kurze Leine nehmen wollen. Um diese schwere, aber reizvolle Aufgabe reißen sich nun wieder alle Defensivkräfte.
Lesen Sie auch: Bo Svensson sorgt sich um mentale Probleme bei Fußballern
Eine Woche, nachdem in der Schlussphase beim 1:2 in Freiburg kein gelernter Innenverteidiger auf dem Platz stand, kann Svensson auf seine Stamm-Dreierkette mit Stefan Bell, Alexander Hack und Maxim Leitsch bauen. Vor allem über Hacks Rückkehr freut sich Svensson, "weil er vor seiner Sperre sehr stabil gespielt hat und sehr wichtig für uns war". Auch Leitsch trainierte wieder schmerzfrei. Überhaupt gefiel es dem 05-Coach, wie sich seine Mannschaft in den vergangenen Tagen präsentierte. "Das sah gut aus. Die Jungs wissen, was zu tun ist. Das sichert uns zwar noch keinen Punkt gegen eine absolute Topmannschaft wie Leipzig, aber das ist der Weg, auf dem wir bleiben müssen." Um besser zu spielen. So gut, dass vielleicht und endlich der erste Heimsieg vor den erwarteten 26.000 Zuschauern herausspringt. Noch weiß niemand, welche Erinnerungen man in Zukunft mit dem kommenden Bundesliga-Samstagnachmittag verbinden wird.
Mehr Aktuelles zu Mainz 05: Hier klicken