Der Umsatz von Eintracht Frankfurt hat sich wegen der Corona-Krise auf 140 Millionen Euro halbiert. Sportvorstand Fredi Bobic blickt trotzdem zuversichtlich nach vorne.
FRANKFURT. Auch die Frankfurter Eintracht muss wegen der Verluste in der Corona-Krise den Gürtel enger schnallen. Der Umsatz wird von rund 280 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 140 Millionen Euro in diesem Jahr quasi halbiert. „Wir müssen eine Vollbremsung hinlegen“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic auf einer Pressekonferenz am Mittwoch, „die Zukunft wird eine brutale Herausforderung.“
Die Eintracht werde „Gegenmaßnahmen einleiten, die notwendig sind, damit der Verein überlebt." Dennoch blickt der Fußball-Boss der Eintracht zuversichtlich nach vorne. „Wir werden die Krise meistern und gut rauskommen“, sagt Bobic. Unser Mitarbeiter Peppi Schmitt hat die wichtigsten Antworten aufgezeichnet.
Zur finanziellen Lage: „Wir wollten die 300 Millionen-Euro-Umsatz-Marke knacken, bei 280 sind wir wegen des Gegners Covid stehen geblieben. Das hat ein Loch gerissen. Wir haben um die 20 Millionen Euro an Zuschauer-Einnahmen verloren. Die Spieler haben ohne zu murren einem Gehaltsverzicht von 20 Prozent bis Ende Juni zugestimmt. Diese Vereinbarung läuft jetzt aus, sollte aber verlängert werden. Ich werde das mit den Jungs besprechen. Es ist doch ganz einfach: Geld, das nicht da ist, können wir nicht ausgeben. Für die Saison 20/21 müssen wir eine Vollbremsung hinlegen. Die Schätzungen für den Umsatz belaufen sich, Heimspiele in der Vorrunde ohne Zuschauer, in der Rückrunde mit Zuschauern zu Grunde gelegt, auf 140 Millionen Euro. Das hat gravierende Auswirkungen. Ich bin froh, dass wir uns etwas Speck anfressen konnten, aber der wird schnell schmelzen. Trotzdem ist mir nicht angst und bange. Wir federn es eleganter ab, als der eine oder andere Konkurrent.“
Zum Transfermarkt, der bis zum 5. Oktober verlängert wurde: „Der eine oder andere Klub wird die Situation nutzen können, um tolle Spieler einzukaufen. Vereine des Mittelstandes wie wir haben es schwerer. Da wird die Schere noch weiter auseinandergehen. Es wird ein zäher und langer Transfersommer, es wird viele Tauschgeschäfte und Leihgeschäfte geben, die Preise werden sinken. Es werden unfassbar gute Spieler angeboten, der Markt wird überschwemmt, da müssen wir sehr geduldig sein. Bei uns wird erst einmal rein betriebswirtschaftlich gedacht, es wird alles auf Null gestellt, nichts verkauft, nichts gekauft. Wir werden nicht in Vorkasse gehen. Mit der jetzigen Mannschaft sind wir konkurrenzfähig, weil wir Gott sei Dank langfristige Verträge haben.“
Zu möglichen Neuzugängen: „Wir würden gerne zuschlagen, aber wenn das Geld nicht da ist, kannst du nicht einkaufen. Da wir uns aber gerne punktuell verbessern wollen, liegt es an mir und meinem Team Transferüberschüsse zu machen. Wir haben Spieler im Fokus, was machbar ist, müssen wir sehen. Erst einmal freue ich mich darauf, einige Rückkehrer wieder zu sehen. Ich denke da an Tuta, der auch mal in die erste Elf kommen kann, wenn seine Entwicklung so weitergeht. Ich bin froh, dass unsere erfahrenen Spieler wie Makoto Hasebe und Kapitän David Abraham an Bord bleiben, das gibt uns Sicherheit.“
Zu möglichen Abgängen: „Es gibt keine Bewegung auf dem Markt. Wir stellen auch keinen ins Schaufenster. Sicher gibt es einige, die nicht ganz so zufrieden sind und versuchen werden, eine andere Chance zu suchen. Im Tor sind wir glücklich, dass wir zwei Topleute haben. Frederik Rönnow hat sich toll entwickelt, er treibt auch Kevin Trapp an. Da ist ein guter Kampf zwischen den beiden. Doch es ist klar, dass uns der eine oder andere auch mal verlassen kann. Und ich weiß nicht, wer. Das wird sich zeigen. Der Torwartmarkt ist ein spezieller Markt. Da kommt jetzt Bewegung rein. Und wenn der eine oder andere Kollege richtig hinschaut, kann es sein, dass er sich bei mir wegen Rönnow meldet. Wir drängen da nicht. Ich will aber auch, dass er glücklich ist. Bei Filip Kostic müssen wir einfach abwarten. Er ist happy hier. Aber wenn die richtige Zahl dahintersteht, kann es sein, dass wir bereit wären ihn gehen zu lassen.“
Zur Zukunft von Daichi Kamada (Vertrag bis 2021): „Wir haben mit den Beratern gesprochen und es liegt alles auf dem Tisch. Ich gehe davon aus, dass wir das im Juli beenden und Daichi einen längeren Vertrag hier unterschreibt."
Zur Zukunft von André Silva (bis 2021 ausgeliehen vom AC Mailand): „Er weiß, dass wir glücklich mit ihm sind. Er kann sich vorstellen, länger zu bleiben. Wir werden uns demnächst mal mit Milan zusammensetzen.“
Zur Zukunft von Trainer Adi Hütter (Vertrag bis 2021): „Es ist alles okay, es passt alles. Er weiß, dass wir gern verlängern wollen. Aber ich gebe ihm in seinem Urlaub jetzt Zeit und wenn er zurück ist, setzen wir uns im Juli oder August zusammen und schauen, dass wir einen Haken dran machen."
Zur Saison ohne Europacup: „Es könnte für uns ein Vorteil sein, dass wir uns komplett auf die Liga fokussieren und unter der Woche sauber arbeiten können. Aber vielleicht schaffen wir ja gegen Basel noch eine Sensation.“
Zur Verteilung der TV-Gelder: „Leistung muss weiter honoriert werden. Aber die Differenzen zwischen Platz 1 und Platz 18 dürfen nicht so groß sein.“
Von Peppi Schmitt