Wenn Bobic geht: Viele Fragen für die Eintracht

aus Eintracht Frankfurt

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Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic. Archivfoto: dpa
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Wer plant bei Eintracht Frankfurt die nächste Saison, sollte Sportvorstand Fredi Bobic gehen? Was wird mit Kaderplaner Ben Manga? Und bleibt Manager Bruno Hübner nun doch?

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FRANKFURT. In den Medien, vor allem aber in den Internet-Foren und sicher auch intern im Klub wird über die Zukunft von Fredi Bobic bei der Frankfurter Eintracht diskutiert. Ausgerechnet in der Hochphase der Frankfurter, die die Mannschaft auf einen Champions-League-Platz geführt hat, kommen die Ungewissheiten über den Sportvorstand zur Unzeit. Bobics Aussagen zu einem angeblichen Angebot von Hertha BSC waren so unpräzise, dass sie die Spekulationen zusätzlich befeuert haben. „Klar ist, dass ich sehr glücklich bin mit dem Job, den ich hier mache", hatte der Frankfurter Fußball-Boss gesagt, „ich weiß aber nicht, was die Zukunft bringt.“ Das hörte sich doch ziemlich nach der legendären „Stand jetzt“- Aussage des ehemaligen Trainers Niko Kovac an, der nach wochenlangem Versteckspiel dann 2018 seinen Abgang zum FC Bayern München verkündet hatte. Bobics Vertrag läuft noch bis 2023, aber ein klares Bekenntnis zur Eintracht haben die Frankfurter Fußball-Fans bislang doch vermisst.

Dass Bobic mit Hertha flirtet, ist nicht wirklich überraschend. Schließlich hat er als ehemaliger Hertha-Spieler enge Beziehungen zum Hauptstadt-Klub, sein Hauptwohnsitz liegt noch in Berlin, gar nicht weit vom Olympiastadion entfernt. Auch die sportliche Aufgabe beim derzeit so kleinen „Big City-Club“ klingt reizvoll, stehen doch durch einen Investor scheinbar unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten bereit. Doch klar ist auch: Sportlich wäre ein Wechsel für Bobic ein Rückschritt. Zudem gibt es auch im Fußball-Geschäft Menschen, die es als selbstverständlich erachten, Verträge zu erfüllen.

Bobic hat den Klub umgebaut

Aber was würde es für die Eintracht bedeuten, wenn sie bei der steilen Bergauffahrt nun ihre Lokomotive verlieren würde? Bobic hat für die Eintracht eine größere Bedeutung als viele Manager in den anderen Klubs, hat er doch den Klub in den letzten Jahren ganz nach seinen Vorstellungen umgebaut. In allen Bereichen tragen inzwischen Vertraute des Fußball-Chefs die Verantwortung. Die Mannschaft selbst, das Umfeld der Mannschaft mit der medizinischen Abteilung und der Reha-Abteilung, die Scouting-Abteilung und sogar das Nachwuchsleistungszentrum wurden in den letzten Jahren von Bobic umgekrempelt und mit Fachleuten seines Vertrauens besetzt. Geht Bobic, wäre das ein tiefer Einschnitt für die Eintracht und würde viele Fragen aufwerfen.

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Nicht nur nach seinem direkten Nachfolger, sondern auch zur gesamten Struktur. Klar, die sportliche Verantwortung könnte ein anderer übernehmen. Das Gerücht, der ehemalige Eintracht-Kapitän Christoph Spycher, der seit Jahren erfolgreich beim Schweizer Meister Young Boys Bern arbeitet, hätte sogar einen gewissen Charme. Doch es geht ja im Fall der Fälle nicht um den Austausch einer Person, sondern es geht um die grundsätzliche Ausrichtung des Klubs, die zuletzt maßgeblich von Bobic bestimmt wurde, nicht selten in Alleingängen. Der Sportvorstand hat mit den Erfolgen im Rücken und dem absoluten Vertrauen des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Steubing in einem gewissen wirtschaftlichen Rahmen völlig autark entscheiden können. Das hat Bobic stark gemacht und diese Unabhängigkeit hat letztlich auch der Eintracht genutzt. Alleine Trainer Adi Hütter war und ist als wichtigster Mitarbeiter im sportlichen Bereich ein Gegenpol.

Wen würde Bobic mitnehmen

Die Eintracht hat sich in den letzten Jahren komplett in Bobics Hände begeben und ist damit ja auch gut gefahren. Ein kurzfristiger Abgang im Sommer könnte weitreichende Folgen haben. Was würde zum Beispiel aus Kaderplaner Ben Manga werden, der ein wichtiger Teil des sportlichen Aufschwungs mit verantwortet? Welche Mitarbeiter würde Bobic mitnehmen? Welche Auswirkungen hätte die Verkündung des Abschieds oder ein verbales „Zeitspiel“ wie damals bei Niko Kovac auf den sportlichen Erfolg? Und: Könnte Bobic die personellen Planungen für die nächste Saison weiter vorantreiben, wenn sein Abgang nach Berlin feststeht? Welche Rolle würde Manager Bruno Hübner wieder spielen, dessen Zukunft über die Saison hinaus selbst noch nicht feststeht. Viele Fragen, die die Eintracht dann in kürzester Zeit beantworten müsste. Das wäre in jedem Fall eine große Herausforderung für den Aufsichtsrat um den neuen Vorsitzendem Philipp Holzer und Bobics Vorstandskollegen Axel Hellmann und Oliver Frankenbach.

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Von Peppi Schmitt