Wie Eintracht-Coach Adi Hütter tickt

aus Eintracht Frankfurt

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Knallhart, aber auch mit zwischenmenschlichen Tönen: Adi Hütter.Foto dpa

Hessens „Trainer des Jahres“ nutzt die Breite seines Kaders wie kaum ein anderer. Nun ist der Adi Hütter dabei, die Eintracht zum zweiten Mal neu zu erfinden.

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FRANKFURT. Schon 23 Spieler hat Eintracht Frankfurts Trainer Adi Hütter (49) an den ersten fünf Spieltagen eingesetzt. Kein anderer Trainer in der Bundesliga hat die Breite seines Kaders bislang so ausgenutzt wie der Frankfurter. Hütter wollte eine Verbreiterung des Aufgebotes, er wollte mehr Alternativen, er hat sie bekommen. Nun ist er fest entschlossen, die neuen Möglichkeiten auch gewinnbringend einzusetzen. Der österreichische Fußball-Lehrer ist dabei, die Eintracht in seinem zweiten Amtsjahr zum zweiten Mal neu zu erfinden. Taktisch müssen die Frankfurter nach dem Verlust wichtiger Spieler zwangsläufig anders spielen, nach der Wucht des letzten Jahres mit dem ausgeprägten Pressing steckt nun eine andere Spielidee dahinter. Die Eintracht versucht sich am feineren Fußball, mit mehr Ballbesitz, mit ein wenig mehr Technik, aber weiter mit viel Leidenschaft und Laufbereitschaft.

Manager Bruno Hübner ist von Hütters Weg ganz angetan. „Adi ist ein würdiger Nachfolger von Niko Kovac“, hat er bei der Olympischen Ballnacht im Kurhaus von Wiesbaden gesagt. Hütter war von einer Jury des Landessportbundes Hessen zum „Trainer des Jahres“ gewählt worden. Der Eintracht-Manager: „Es war ein schwieriges Jahr für Adi Hütter, einen Pokalsieger zu übernehmen. Wir sind froh, ihn als Trainer zu haben.“

Personelle Entscheidungen fallen „menschlich schwer“

Aber wie tickt dieser Trainer? Einerseits ist er komplett überzeugt von dem, was er tut. Na klar, nur das sichert die eigene Autorität und strahlt Selbstbewusstsein aus. Andererseits besitzt Hütter die Größe der Selbstkritik. Was im Umgang miteinander durchaus hilft und für ein vernünftiges Arbeitsklima sorgt. Er kann knallhart sein im Umgang mit den Spielern, legt aber dennoch viel Wert auf die zwischenmenschlichen Töne. Die letzten Tage rund um das Spiel gegen Borussia Dortmund (2:2) haben ein paar Beispiele für die Arbeitsweise des Frankfurter Trainers geliefert. Er hatte nach dem 0:3 gegen Arsenal die halbe Mannschaft ausgetauscht. Das war ein Risiko. Hütter war nicht zu stolz, später zuzugegeben, „dass die Taktik in der ersten Halbzeit überhaupt nicht funktioniert hatte.“ Da war Dortmund haushoch überlegen. Der Eintracht-Trainer hat auch der Versuchung widerstanden, die Schuld auf die Spieler oder gar speziell auf die neuen Spieler abzuwälzen. So tickt er eben nicht. Er ist in der Lage, sich selbst zu korrigieren oder, das ist zu vermuten, auch auf seine Assistenten zu hören. Jedenfalls hat er in der Halbzeit, und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison, die Spieler und das Spiel in bessere Bahnen gelenkt. Das zeugt von Überblick und von persönlicher Variabilität.

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Hütter ist gezwungen, schwierige personelle Entscheidungen zu treffen. Das falle ihm zwar „menschlich sehr schwer“, wie bei der Ausbootung von Lucas Torró für die Europa League, „aber es ist nun mal mein Job.“ Wie jeder Trainer ist er eigentlich Perfektionist und doch kann er Geduld aufzubringen. Wie bei Djibril Sow, dessen Verpflichtung er maßgeblich forciert hatte, weil er dessen Klasse schon von seiner Zeit in Bern kannte. Sow hatte zweimal richtig schlecht gespielt. Hütter hat zu ihm gehalten. „Man muss Spielern auch mal die Hand reichen, wenn sie auf dem Boden liegen“, formuliert er. Sow ist aufgestanden, hat gegen den BVB ein richtig gutes Spiel gemacht. Das Lob fiel nicht überschwänglich aus. „Er hat eine Reaktion gezeigt, er hat geliefert“, sagte der Trainer.

Von Peppi Schmitt