Drama in doppelter Unterzahl: SVWW kassiert Last-Minute-K.o.

Eine Schlüsselszene: SVWW-Keeper Florian Stritzel sieht die Rote Karte. Es ist im Spiel bei Türkgücü München die zweite gegen die Hessen.  Foto: imago

Mehr als 50 Minuten verteidigt der SV Wehen Wiesbaden bei Türkgücü München mit zwei Mann weniger nahezu perfekt. Bis zu 88. Minute.

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MÜNCHEN. Was für eine unglaubliche Energieleistung, die ein bitteres Ende findet: In doppelter Unterzahl kämpft der SV Wehen Wiesbaden im Olympiastadion leidenschaftlich – und muss sich bei Türkügü München doch 0:1 (0:0) beugen. Bereits in Halbzeit eins hatten Johannes Wurtz (23./Tätlichkeit) und Keeper Florian Stritzel (35./Handspiel außerhalb des Strafraums) Platzverweise gesehen. Lange verteidigte der hessische Fußball-Drittligist dann mit zwei Mann weniger extrem gut und clever, ließ wenig zu. Ehe Philip Türpitz in der 88. Minute doch noch für die Münchner traf. Der Frust war nach dem dramatischen und nervenzehrenden Spiel bei den Hessen dementsprechend groß.

Dabei passierte, nachdem SVWW-Keeper Stritzel den Distanzversuch von Münchens Sercan Sararer im Nachfassen pariert hatte, erst einmal nicht viel vor den beiden Toren. In den ersten 20 Minuten scheuten die Mannschaften das Risiko, wirklich viel Tempo war nicht in der Partie. Viel Emotionen waren eigentlich ebenfalls nicht drin, ehe sich der SVWW – der dann doch auf Gustaf Nilsson, Dominik Prokop und Stefan Stangl sowie Tim Boss und Gianluca Korte verzichten musste – selbst dezimierte. Nach einem giftig geführten Zweikampf, ließ sich Wurtz zu einer Tätlichkeit hinreißen. Marco Kehl-Gómez stocherte gegen den am Boden liegenden Wurtz nach, der aufstand, sich provozieren und zu einem Kopfstoß hinreißen ließ – Schiedsrichter Max Burda hatte gar keine andere Wahl, als die Ampelkarte zu zücken.

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Auch Keeper Stritzel fliegt vom Platz

Und es kam noch schlimmer: In der 35. Minute musste auch Keeper Stritzel vorzeitig vom Platz. Was war passiert? Eine versuchte Kopfballrückgabe von Ahmet Gürleyen geriet zu kurz, Türkügcüs Albion Vrenezi wollte den Ball an dem aus seinem Strafraum herausgeeilten Stritzel vorbeilegen. Der SVWW-Schlussmann bekam dabei den Ball an den leicht ausgestreckten Arm – und sah in der Folge von Referee Burda ebenfalls die Rote Karte. Eine aus SVWW-Sicht natürlich harte, aber vertretbare Entscheidung. Stritzels Platz im Tor nahm Arthur Lyska ein, der so zu seinem zweiten Drittligaeinsatz kam und für den Kevin Lankford Platz machen musste. Der folgende Freistoß blieb zwar folgenlos, doch die verbleibenden 55 Minuten musste der SVWW mir nur noch neun Spielern bestreiten. Das einzig Positive: Bis zur Pause fiel Türkgücü auch mit zwei Mann mehr nicht wirklich viel ein.

„Da brauchen wir nicht drüber reden, das darf nicht passieren“, kommentierte SVWW-Geschäftsführer Nico Schäfer am Mikrofon bei „Magenta Sport“ in der Halbzeitpause Platzverweis ein. Und meinte zur Ampelkarte gegen Stritzel: „Am Schluss macht der Torwart sich breit und der Ball geht gegen die Hand. Von daher kann man das pfeifen.“ Das Bestmögliche aus dem Spieler herausholen: Das war dann das Motto des SVWW in Halbzeit zwei, zu deren Beginn Türkgücü natürlich Druck aufbaute. Die Hessen igelten sich ein und verteidigten richtig gut. In der 58. Minute hatte der SVWW durch Thijmen Goppel, der bei einem Konter seine Schnelligkeit ausspielte und es aus der Distanz frech mit einem Heber probierte, sogar eine Halbchance.

Bollwerk hält bis zur 88. Minute

Erst nach einer Stunde wurde es vor dem Kasten der Hessen richtig gefährlich: Sararer schlenzte den Ball erst aus rund 15 Metern knapp am Winkel vorbei, dann drosch Philip Türpitz (61.) aus nahezu identischer Position den Ball ebenso knapp vorbei. Kurz durchatmen. Doch es wurde knapper. Zu allem Überfluss musste dann auch noch Kapitän Sebastian Mrowca angeschlagen raus, für ihm kam Emanuel Taffertshofer (64.), kurz spät scheiterte wieder Türpitz.

Doch der Frust bei Türkgücü stieg nun, ein Beleg: Türpitz sah nach 73 Minuten die gelbe Karte, weil er nach dem Pfiff des Unparteiischen den Ball wegschlug. Eine kleine Wechselorgie nahm dann für ein paar Minuten jeglichen Rhythmus aus dem Spiel. Das spielte natürlich dem SVWW in die Karten, Türkgücü fiel nicht mehr viel ein. Bis zur 88. Minute: Nach einer Kombination über mehrere Stationen musste Türpitz (88.) nur noch aus ein, zwei Metern in das leere Tor einschieben. Die Hessen versuchten es dann noch mit ein par langen Bällen, doch eine Chance auf den Ausgleich gab es nicht mehr.

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Türkgücü München: Vollath – Kuhn, Kusic, Sorge, Scepanik – Kehl-Homez – Türpitz, Tosun (46. Barry) – Vrenezi (76./Maier), Hottmann (55. Knöll), Sararer.

SV Wehen Wiesbaden: Stritzel – Stanic, Mockenhaupt, Gürleyen, Kempe (77./Rieble) – Fechner, Mrowca (64. Taffertshofer) – Goppel (77./Brumme), Wurtz, Lankford (39./Lyska – Iredale (77./Thiel).

Tore: 1:0 Türpitz (88.).

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte gegen Johannes Wurz (23./SVWW, wegen Tätlichkeit), Rote Karte gegen Keeper Florian Stritzel (35./SVWW, Handspiel außerhalb des Strafraums).

Schiedsrichter: Burda.