Der SV Wehen Wiesbaden hat sich zuhause nicht gegen den SV Sandhausen durchsetzen können. Für einen Augenschmaus sorgten beide Teams nicht - der Mann des Tages war...
WIESBADEN. Herber Rückschlag für den SV Wehen Wiesbaden. Nach einer enttäuschenden Leistung verlor der Fußball-Zweitligist mit 0:1 (0:1) gegen den SV Sandhausen. Statt den Gegner mit einem Sieg zu überholen, bleibt der Aufsteiger damit auf einem Abstiegsplatz kleben. Bei den Gästen traf ausgerechnet ein Spieler, der sonst nie trifft.
Für den verletzt fehlenden Kapitän Sebastian Mrowca spielte Jeremias Lorch auf der rechten defensiven Seite. Davor tauchte meist Daniel Kofi Kyereh auf. In der Mitte wollte SVWW-Trainer Rüdiger Rehm wohl seinen Gegenüber Uwe Koschinat überraschen. Der etatmäßige Mittelstürmer Manuel Schäffler spielte den klassischen Zehner. Seinen Part ganz vorne übernahm Törles Knöll. Während Schäffler durchaus die eine oder andere gelungene Aktion in zentraler Position hatte, war aber Knöll gefühlt im falschen Film. In der zerfahrenen ersten Halbzeit, in der die langen Bälle nur so nach vorne flogen, stand der neue Neuner meist auf verlorenem Posten gegen die drei Sandhausener Hünen in der Kette. Und als er endlich mit seiner ersten richtigen Ballberührung nach 23 Minuten, als ihn Schäffler mustergültig bediente, die beste SVWW-Chance zur Führung hatte, ließ er sich zu einfach abdrängen. Das Gelb kurz vor der Halbzeit nach Meckern entsprang diesem ganzen Frust.
Erstes Tor für Diekmeier im 288. Profi-Spiel
Aber auch die anderen Akteure auf beiden Seiten sorgte nicht gerade für einen Augenschmaus. Im Gegenteil: Es war eher schwere Kost. Spielkultur und Torraumszenen waren absolute Mangelware. So musste auch ein Eckball in der Nachspielzeit für die Gäste-Führung herhalten. Der Ball tanzte mehrmals auf Sandhausener Köpfen durch den Strafraum, der SVWW sah nur zu. Und als letzter war Dennis Diekmeier kurz vor Heinz Lindner per Kopf am Ball - 0:1. Ausgerechnet Diekmeier. Der SVS-Kapitän, der erst nach seiner Gelb-Rot-Sperre wieder aufs Feld rückte und bisher als das Parade-Beispiel für einen torungefährlichen Profi herhalten musste. In seinem 288. Spiel in der ersten und zweiten Bundesliga gelang ihm sein allererstes Tor als Profi.
Die erste gute Chance nach Wiederanpfiff hatten auch die Gäste. Denis Linsmayer scheiterte aber mit seinem Fernschuss an Lindner.Der SVWW war zu oft in den Zweikämpfen einen Schritt zu spät. Dazu kamen zu viele technische leichte Fehler. Da nutzte auch die Umstellung, Schäffler ging nun vorne rein, nicht viel. „Männer. Positiv. Wir müssen uns einarbeiten“, versuchte der Ersatz-Kapitän seine Mitspieler verbal wachzurütteln.
Trainer Rehm musste von außen Impulse setzen. Für Knöll und den ebenfalls blassen Kyereh kamen nach einer knappen Stunde Phillip Tietz und Marvin Ajani-Ajani hatte auch die erste Chance für die Hessen in der zweiten Halbzeit. Doch sein Schuss von der Strafraumgrenze war zu unplatziert. Das Stilmittel „Hoch vorne rein“ konnte aber keinen Erfolg bringen. Der erste Ball flach über Außen mit Flanke von Ajani auf Tietz, der auf Tobias Schwede ablegte, war schon vielversprechender. Der Abschluss (66.) strich knapp übers Tor. Die Gäste, immerhin schon seit acht Jahren ununterbrochen im Bundesliga-Unterhaus unterwegs, wirkten aber auch in dieser Phase irgendwie cleverer und einen Tick bissiger. Doch echte Torgefahr strahlten sie ebenso wenig wie der SVWW aus.
5. Gelbe für Dittgen und Gelb-Rot für Schwede
Zu allem Überfluss holte sich erst Dittgen, als er einen Freistoß zu früh ausführte, die fünfte Gelbe Karte ab und fehlt damit beim nächsten Auftritt am Pfingstsonntag beim Hamburger SV. 30 Sekunden später kassierte Schwede nach einem taktischen Foul im Mittelfeld Gelb-Rot und fehlt damit ebenfalls in Hamburg. In den letzten Minuten inklusive sechs Minuten Nachspielzeit(!) in Unterzahl gab es keine hochkarätige Chance mehr zum Ausgleich. Für den SVWW wird die Mission Klassenerhalt nun noch schwerer als ohnehin schon.