Nach mehr als einem Jahrzehnt geht das Trainerdasein von Thorsten Schäfer bei der TSG Dorlar dem Ende entgegen.
. Gießen. Auch in der Fußball-Kreisliga A Wetzlar ist der Spielbetrieb ausgesetzt. In Zeiten der Corona-Krise gibt es zwischendurch aber auch Sportliches zu vermelden. So etwa bei der TSG Dorlar, wo Thorsten Schäfer sein Traineramt nach elf Jahren Tätigkeit zum Saisonende abgeben wird. Warum er sich zu diesem Schritt entschlossen hat, erklärt der 41-jährige, hauptberufliche Lehrer im Interview.
Elf Jahre, Herr Schäfer. So manche Ehe hat nicht so lange Bestand. Wie kam es zu der Entscheidung, den Verein nach so langer Zeit zu verlassen?
Mit meiner Zeit als Jugendspieler sind es sogar mehr als 20 Jahre. Die TSG ist mein Heimatverein, daher war es mir immer wichtig, offen mit dem Verein über meine Zukunft zu reden, sodass mir diese Entscheidung alles andere als leichtgefallen ist. Vor einigen Wochen habe ich diese dann dem Vorstand mitgeteilt. Einige Spieler kennen ja nur mich als Trainer. Für die ist es gut, auch mal andere Übungsleiter und deren Methoden kennenzulernen. Auch dem Verein wir dieser Impuls sicher guttun.
Die TSG gehörte in den vergangenen Jahren immer zu den Topteams der Kreisliga A Wetzlar, einmal wurde der Kreisoberliga-Aufstieg nur knapp verpasst. Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Arbeit in Dorlar?
Das will ich gar nicht an einer Platzierung festmachen, das würde den elf Jahren nicht gerecht werden. Aber: Ohne viel Geld haben wir immer gute Arbeit geleistet. Man darf nicht vergessen, dass im Amateurfußball immer viele Unwägbarkeiten hinzukommen, etwa kurzfristige Ausfälle, die Trainingsbeteiligung oder andere Faktoren. Als Trainer die eigene Philosophie zu vermitteln, ist nicht immer einfach. Mir war es daher immer wichtig, dass die Jungs Spaß haben, dass alle befreundet sind. Das Schönste ist aber, dass wir uns trotz nichtvorhandener A-Jugend - und dementsprechend ohne Zuwachs aus den eigenen Reihen - im oberen A-Liga-Drittel stabilisieren konnten, ohne dabei eine Spielgemeinschaft gründen zu müssen.
Bei welchem Verein sehen Sie sich in der kommenden Spielzeit? Nochmals die Kreisliga A oder schauen Sie insgeheim nach oben?
Derzeit habe ich es nicht geplant, direkt ein neues Amt zu übernehmen. Erstens, weil ich nach so langer Zeit überlege, mal eine Pause einzulegen, und zweitens, weil ich im Moment darüber nachdenke, den Trainerschein zu erlangen. Den habe ich aber für diesen Sommer angepeilt, sofern es die Umstände zulassen. Die ersten Vereine haben zwar schon angefragt, doch will ich in Ruhe abwägen und herausfinden, ob ich den Sportplatz schnell vermissen werde. Komplett festlegen will ich mich aber nicht. Eine ambitionierte, junge Mannschaft wäre eine tolle Herausforderung. Nur: Gegen Dorlar ranzumüssen, würde ich nicht über's Herz bringen.
Kein Interview ohne böses "C-Wort": Die Saison ist offiziell nur unterbrochen. Denken Sie, dass der Ball nochmal rollen wird?
Es wäre echt schade, sollte meine Geschichte in Dorlar mit einer nicht abgeschlossenen Saison enden. Realistisch betrachtet, besteht aber kaum eine Chance. Außer es wird ab April etwas entspannter, um englische Wochen einzuschieben. Mein Bauch sagt mir aber, dass es keine Partie mehr geben wird. Meine Gefühle spielen da aber keine Rolle. Wichtig ist, dass alle gesund bleiben.
Haben Sie als Lehrer Ihren Schützlingen "Hausaufgaben" aufgegeben, um sich dennoch fitzuhalten?
Jein. Die Spieler sind unruhig, was ich verstehen kann. Der lange Winter, dazu die Vorbereitungszeit. Die Jungs wollen spielen. Letzte Woche hatten wir von Vereinsseite den Trainingsbetrieb selbst eingestellt, nun wurden ja zuletzt die Plätze gänzlich geschlossen. Die Spieler sind daher angehalten, sich fitzuhalten. Ich weiß aber, dass selbst das schwierig ist. Außer alleiniges Laufen bleibt nicht viel, da alles geschlossen ist. Es ist eine sehr schwierige Zeit.
Von David Liebscher