Amateurfußball in Hessen: Von Abbruch ist (noch) keine Rede

aus Coronavirus-Pandemie

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Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten haben die Fußballer die Saison noch nicht abgeschrieben. Der Hessische Fußball-Verband arbeitet derzeit an Szenarien, wie es...

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. Wetzlar (bk). Die Saison 2020/21 wird (noch) nicht abgebrochen, ist aber "bis auf Weiteres abgesetzt". Dies ist die weitreichendste Entscheidung gewesen, die der Hessische Fußball-Verband (HFV) am Samstagmittag in einer Videokonferenz mit Vorstand, Spielausschuss und Kreisfußballwarten getroffen hat. Eine Entscheidung, die allerdings zu erwarten war.

In einer Pressemitteilung des Verbandes heißt es: "Zum Thema Spielbetrieb fand ein ausführlicher Austausch statt, im Zuge dessen zahlreiche Modelle und Szenarien erörtert wurden, auch im Hinblick auf mögliche wirtschaftliche und rechtliche Konsequenzen. Einigkeit herrscht darüber, dass der Spielbetrieb bis auf Weiteres ausgesetzt bleibt und eine Wiederaufnahme mit 14 Tagen Vorlauf erfolgen müsste. Ein einheitliches Vorgehen aller 32 hessischen Fußballkreise im Umgang mit der Saison 2019/2020 wird angestrebt."

HFV-Präsident Reuß: "Nie da gewesene Krise"

HFV-Präsident Stefan Reuß wird in der Mitteilung so zitiert: "Die aktuelle Situation lässt keine andere Entscheidung als die weitere Aussetzung des Spielbetriebes zu. Wir orientieren uns damit an der behördlichen und staatlichen Verfügungslage und reagieren auf eine nie da gewesene Krise. Wir haben zahlreiche Szenarien besprochen, wie wir weiterhin mit der Saison 2019/20 umgehen könnten. Eine solche weitreichende Entscheidung muss gut vorbereitet, aus allen Perspektiven beleuchtet und mit allen möglichen Folgen durchdacht sein."

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Geduld sei derzeit gefragt, nicht die Schnelligkeit. Dies funktioniere nur im Gleichklang mit behördlichen Entscheidungen, so Reuß weiter. HFV-Vizepräsident Torsten Becker ergänzte: "Dabei spielen gerade zivil- und haftungsrechtliche Gesichtspunkte eine entscheidende Rolle. Wir können erst Entscheidungen treffen, wenn es eine gesicherte juristische Grundlage gibt. Das ist ein eminent wichtiger Punkt. Zudem sind wir noch in Abstimmung mit übergeordneten Verbänden."

DFB macht Weg frei für Saisonverlängerung

Zuvor hatten die Verantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes den Weg frei gemacht für zeitliche Veränderungen für das Ende der Spielzeit 2019/2020 und den Beginn der Saison 2020/2021. Konkret heißt dass, das der Grundsatz, dass ein Spieljahr zum 1. Juli eines Jahres beginnt und zum 30. Juni des folgenden Jahres endet, für die nächsten 15 Monate aufgehoben ist. Die laufende Runde könne, sofern nötig und kein Abbruch gewollt sei, in allen Spielklassen über den 30. Juni 2020 hinaus verlängert werden und das Spieljahr 2020/2021 zu einem späteren Zeitpunkt beginnen oder notfalls sogar ganz oder teilweise entfallen.

Verband modifiziert Wechselregelung

Auch die Regelung, wonach ein Amateur den Verein ohne Zustimmung des abgebenden Klubs sofort wechseln kann, sobald er mindestens ein halbes Jahr kein Spiel bestritten hat, hat der Dachverband modifiziert. "Zum Schutz der Klubs können die zuständigen Regional- und Landesverbände nun festlegen, dass Zeiträume, in denen aufgrund der Corona-Krise kein Spielbetrieb durchgeführt werden konnte, bei der Berechnung der Sechs-Monats-Frist nicht berücksichtigt werden", erklärte der DFB in einer Mitteilung. "Hier werden wir entsprechende Anpassungen aufgrund der kurzfristigen Entscheidungen des DFB in unseren Regularien beraten und aufnehmen. Wir arbeiten mit Hochdruck an einer hessenweiten Lösung und werden diese zeitnah vorstellen", so HFV-Vize Becker.

In der Videokonferenz herrschte Klarheit darüber, dass die finanziellen Einbußen der Vereine durch die Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen erheblich sind. Aber auch der Verband selbst sei durch die Schließung der Sportschule und des Sporthotels Grünberg, die voraussichtlich ausbleibende sechsstellige Abgabe aus den Zuschauereinnahmen der hessischen Bundesligisten, gestoppte Qualifizierungsmaßnahmen und abgesagte Veranstaltungen in großem Ausmaß betroffen.

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Aussetzung des Schiedsrichterpflichtsolls

"Als Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts der hessischen Fußballfamilie möchte der HFV seine Vereine in finanzieller Hinsicht in diesem Jahr aufgrund der besonderen Umstände entlasten", informierte der Verband am Samstag auch seine Clubs über das HFV-Postfach über zwei Maßnahmen.

Da das Schiedsrichterpflichtsoll nicht erhoben werden kann, erfolgen auch keine Bestrafungen durch Geldstrafen und Punktabzüge. Die Zahlungen werden unabhängig vom weiteren Fortgang der Spielzeit ausgesetzt. Aus der Saison 2018/19 resultierend betrug die Gesamtsumme der Zahlungen 154.705 Euro.

Die Gebühren der Pflichtabonnements des Verbandsmagazins "Hessen-Fußball" werden im Kalenderjahr 2020 bis auf Weiteres nicht in Rechnung gestellt.

Letztlich nutzten Vorstand und Kreisfußballwarte das virtuelle Treffen, um die Zehnminutenstrafen für die nächste Saison auf den Weg zu bringen. Wann immer auch diese beginnen wird ...